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  • Braucht ihr einen Gott?

    Diskussion · 223 Beiträge · 9 Gefällt mir · 2.502 Aufrufe

    Ein kurzer Text von Berthold Brecht, den ich sehr mag, aus "Geschichten vom Herrn Keuner":

     

    Einer fragte Herrn K., ob es einen Gott gäbe. Herr K. sagte: "Ich rate dir, nachzudenken, ob dein Verhalten je nach der Antwort auf diese Frage sich ändern würde. Würde es sich nicht ändern, dann können wir die Frage fallen lassen.

    Würde es sich ändern, dann kann ich dir wenigstens noch so weit behilflich sein, dass ich dir sage, du hast dich schon entschieden: Du brauchst einen Gott."

     

    Wie sieht es mit euch aus? Würde euer Verhalten sich ändern? Braucht ihr einen Gott? Um meine eigene Frage zu beantworten - mein Verhalten würde sich nicht ändern und ich habe die Frage "gibt es einen Gott" fallen gelassen.

    02.07.25, 14:53 - Zuletzt bearbeitet 02.07.25, 14:55.

Beiträge

  • 06.07.25, 01:51

    christine:

    Allerdings sind wir auf Friendseek - wo kontextuell in den Diskussionen mit Beharrlichkeit bloß die eigenen Standpunkte verfolgt werden. 

     

    Nimmst du das auf Friendseek als besonders ausgeprägt wahr, und wenn ja: warum könnte das so sein? 🤔

  • 06.07.25, 01:41 - Zuletzt bearbeitet 06.07.25, 01:42.

     

    Eduard:

    Ich fühle mich somit mehr vom Gottesglauben Anderer negativ abhängig als davon, diesen selbst nicht als hilfreich zu empfinden 😳

     

     

    In welchen deiner persönlichen Lebensbereiche wirkt sich der dogmatische Gottesglauben "Anderer" unmittelbar negativ aus?

  • 06.07.25, 01:33

     

    Eduard:

    Wie Karin richtig anmerkt, haben wir uns etwas von der ursprünglichen Frage entfernt, bzw. ist das eine sehr elaborierte Art, "ich brauche keinen Gott" zum Ausdruck zu bringen 🙃

     

    @Karin: Besserwisserei? 

    Da hat einer die Frage gestellt "Braucht ihr einen Gott" - Hat aber nicht definiert was unter dem Begriff Gott zu verstehen ist. Dann ist doch klar, dass wir VOR der Diskussion der Frage zuerst mal klären sollte, was verstehen wir hier unter dem Begriff "Gott".

     

    Wie sich im Thread auch klar zeigt: es gibt jene, die unter Gott ein eine Person (Wesen) der Katholischen Kirche verstehen. Es gibt jene, die unter Gott eine höhere (spirituelle) Instanz sehen. es gibt jene, die unter Gott ganz allgemein die Schöpfung verstehen, etc. Am häufigsten wird unter Gott eine moralische Instanz verstanden, die unfehlbar in Richtig oder Falsch die Lager teilt.

     

    Daher wird die Frage "Braucht ihr einen Gott" zwangläufig zu sehr unterschiedlichen Auslegungen führen. Allerdings sind wir auf Friendseek - wo kontextuell in den Diskussionen mit Beharrlichkeit bloß die eigenen Standpunkte verfolgt werden. 

  • 06.07.25, 01:25

    Ich möchte noch etwas Persönliches ergänzen, auch wenn ich damit möglicherweise bei überzeugten Gläubigen Unmut auslöse (ist nicht persönlich gemeint, ich kenne euch ja nicht):

    Die Frage "brauche ich [den Glauben an] einen Gott" hat für mich direkt eine untergeordnete, indirekt aber eine sehr große Bedeutung, zumindest was den Katholizismus und eingeschränkt andere christliche Religionen betrifft (mit anderen fehlt mir die persönliche Erfahrung).

    Ich bin lange davon ausgegangen, dass Menschen, denen der Glaube an Gott wichtig ist, wohlwollender oder auch empathischer wären als andere. Ich musste leider feststellen, dass - wie gesagt: ich kann nur über meine persönliche Erfahrung sprechen, und ich habe lange gezögert, das zur Kenntnis zu nehmen - ein deutlicher Trend zum Gegenteil der Fall ist.

    Konkret meine ich folgenden Zusammenhang zu erkennen (nicht deterministisch, aber mit klarer Tendenz): mehr Glaube an Gott vermindert die Bereitschaft, andere als die eigenen Werte anzuerkennen, nicht nur in Bezug auf Religion, sondern auch zu anderen Themen; wodurch Empathiefähigkeit weitgehend nur für Menschen vorhanden ist, die ähnlich denken wie sie selbst, was in der Folge tlw. zu eher unangenehmem Verhalten führt. Ich möchte gar nicht den oft durchaus vorhandenen, positiven Willen in Frage stellen; diese beiden Geisteshaltungen scheinen einfach schwer vereinbar zu sein. Möglicherweise hat das damit zu tun, wie eigene Überzeugungen zustandekommen, und dass dafür Erklärbarkeit/Begründbarkeit nicht nur nicht notwendig, sondern oft auch hinderlich und somit unerwünscht ist?

     

    Damit zur ursprünglichen Frage:

    1. Sollte sich herausstellen oder sich ein deutlicher Hinweis ergeben, dass es einen (welche Art von?) Gott gibt, dann würde sich mein Verhalten schon deswegen ändern, weil ich neugierig wäre und mehr herausfinden wollte

    2. Ich brauche keinen [Glauben an] Gott (steht das jetzt im Widerspruch zur impliziten Annahme in der Fragestellung?)

    3. Mein Vertrauen und dadurch auch mein Verhalten würde sich ändern, wenn besagte Menschen vom primären Grundsatz "ich glaube, also ist das so" ein Stück weit abrücken hin zu einem offeneren Weltbild mit mehr Akzeptanz (Unbekanntem, anderen Vorstellungen usw. gegenüber) und Neugierde, was ggf. eine Verringerung deren Glauben an Gott zur Folge haben könnte - ?

     

    Ich fühle mich somit mehr vom Gottesglauben Anderer negativ abhängig als davon, diesen selbst nicht als hilfreich zu empfinden 😳

  • 06.07.25, 00:51

    Damit wir nicht aneinander vorbeireden, und weil ich ein inniges Verhältnis zur Frage warum habe: 😊

    Richtig, diese Frage wird im Alltag oft uneindeutig verwendet. Ich habe kurz nochmal nachgesehen, das Ergebnis deckt sich mit meinem Verständnis: es dient dazu, nach Gründen, Ursachen oder Motiven für ein bestimmtes Ereignis, eine Handlung oder einen Zustand zu fragen.

    Die Fragen, die sich die Wissenschaften stellen, sind somit perfiderweise auch enthalten, wenn man den Ausdruck in diesem Sinne verwendet (was sind die Ursachen? In den Sozialwissenschaften zählen die anderen beiden Fragen auch mit, würde ich meinen).

    Einverstanden?

     

    Wie Karin richtig anmerkt, haben wir uns etwas von der ursprünglichen Frage entfernt, bzw. ist das eine sehr elaborierte Art, "ich brauche keinen Gott" zum Ausdruck zu bringen 🙃

     

    christine:

     

    Die Frage nach dem Warum geht darüber hinaus und erhalte als Antwort erwarte ich eine (richtige) nicht mehr veränderbar Ursache die es in der Vergangenheit festgelegt wurde. Warum ist Rückwärtsgerichtet.

     

  • 05.07.25, 20:27

    Und was hat diese Besserwisserei mit der Frage „braucht ihr Gott“ zu tun?

    christine:

    Mandi:

    Auf das "Warum" gibt keine Wissenschaft Antwort.

     

    Korrekt! Richtig erkannt.

     

    "Warum" ist in deinem Beispiel eine metaphysischen oder ontologischen Frage. Sie will nicht klären WIE etwas etwas funktioniert (existiert). Das ist typisch für Philosophie und Theologie.

     

    Die Naturwissenschaft fragt nicht "Warum?" sie fragt nach dem "WIE?" 

    Wie ensteht ein Universum? Wie entwicklen sich Arten? etc.

     

    Warum? - ist leider unserer schluddrigen Alltagssprache geschuldet, weil Menschsn ständig nach dem Warum fragen - obwohl sie etwas anderes meinen. 

    zB. es bringt gar nix zu fragen: Warum wurde ich krank? 

    Die Antwort: Viren befanden sich auf einer Türklinke (Ursache) bringt mich nicht weiter.

     

    Wenn ich gesund werden möchte, muss ich fragen: WIE wurde ich krank? 

    Daraus ergeben sich erst Antworten. (Viren tun dies oder das in meinem Körper)

     

    Die Frage nach dem Warum geht darüber hinaus und erhalte als Antwort erwarte ich eine (richtige) nicht mehr veränderbar Ursache die es in der Vergangenheit festgelegt wurde. Warum ist Rückwärtsgerichtet.

     

  • 05.07.25, 20:25

    Mandi:

    Auf das "Warum" gibt keine Wissenschaft Antwort.

     

    Korrekt! Richtig erkannt.

     

    "Warum" ist in deinem Beispiel eine metaphysischen oder ontologischen Frage. Sie will nicht klären WIE etwas etwas funktioniert (existiert). Das ist typisch für Philosophie und Theologie.

     

    Die Naturwissenschaft fragt nicht "Warum?" sie fragt nach dem "WIE?" 

    Wie ensteht ein Universum? Wie entwicklen sich Arten? etc.

     

    Warum? - ist leider unserer schluddrigen Alltagssprache geschuldet, weil Menschsn ständig nach dem Warum fragen - obwohl sie etwas anderes meinen. 

    zB. es bringt gar nix zu fragen: Warum wurde ich krank? 

    Die Antwort: Viren befanden sich auf einer Türklinke (Ursache) bringt mich nicht weiter.

     

    Wenn ich gesund werden möchte, muss ich fragen: WIE wurde ich krank? 

    Daraus ergeben sich erst Antworten. (Viren tun dies oder das in meinem Körper)

     

    Die Frage nach dem Warum geht darüber hinaus und erhalte als Antwort erwarte ich eine (richtige) nicht mehr veränderbar Ursache die es in der Vergangenheit festgelegt wurde. Warum ist Rückwärtsgerichtet.

  • 05.07.25, 19:44

    Was Evolution, Kosmologie und Emergenz betrifft: Warum gibt es alle diese drei Dinge? Warum ist da überhaupt etwas, über das wir uns Gedanken machen können? Auf das "Warum" gibt keine Wissenschaft Antwort.

     

    Dass die menschlichen Gottesvorstellungen, nunja, etwas menschenzentriert sind, ist aber kein Wunder.

  • 05.07.25, 19:42

     

    Alex:

    Das ist ein Gefühl und das kann ich leider nicht mit Fakten belegen.

     

    Natürlich kannst du deine Gefühle mit Fakten belegen: Für dich ist es ein Faktum!

     

    Es bleibt dein Faktum solange bis du dieses (dein) Faktum als Allgemein gültig definierst - dann kommt es zur Beweislast. Für Beweise ist die Wissenschaft jedenfalls bestens geeignet.

     

    PS. jeder Mensch kann sich, bei einer Situation "sich in dieser schnellen, komplexen und oberflächlichen Welt nicht so wirklich zurechtkommen,..." Entscheiden welche Methodik ihm am besten hilft. Das ist okay. 

     

    Ich halte nur nix davon so eine Art Grundsatz daraus zu machen, es wäre Jesus und die um ca. 800 n. Chr. von der Kirche zusammengebastelte Bibel, Wahrhaftig und würde Lösungsorientiert brauchbar sein. Am Ende muss es jeder selbst wissen.

     

  • 05.07.25, 19:32

    Mandi:

    Im nächsten Satz könnte bereits ein Schöpfer ins Spiel kommen!

     

    "Könnte" . . . tut es aber nicht. 

     

    Evolutionstheorie: Die biologische Evolution erklärt die Entstehung komplexer Lebensformen durch natürliche Selektion - ohne Notwendigkeit eines planenden Schöpfers.

     

    Kosmologie: Der Urknall und die kosmische Evolution lassen sich durch physikalische Gesetze erklären. Die Frage "Was war vor dem Urknall?" ist sinnlos, da Zeit selbst erst mit dem Urknall entstand.

     

    Emergenz: Komplexe Systeme entstehen aus einfachen Regeln (wie bei Schneeflocken oder Ameisenstaaten) - ohne zentrale Planung.

     

    Kulturelle Bedingtheit: Schöpfungsvorstellungen variieren stark zwischen Kulturen - ein Hinweis auf ihre menschliche Konstruktion.

     

    Projektionsthese: Menschen projizieren ihre eigenen Eigenschaften (Planen, Erschaffen) auf das Universum.

     

    Ethische Autonomie: Moral und Ethik funktionieren auch ohne göttliche Begründung - durch Empathie, Vernunft und gesellschaftliche Vereinbarungen.

  • 05.07.25, 19:00

    Von einer aktuellen Podiumsdiskussion zum Thema Quantenphysik:

    "Man könnte auch sagen, die Quantenphysik sagt nichts über die Wirklichkeit aus - das ist genau unser Problem", ergänzte Markus Aspelmeyer von der Universität Wien. "Der große Wurf, der Werner Heisenberg vor 100 Jahren gelungen ist, war es, nur noch über das, was er beobachten konnte, Aussagen zu machen und nicht darüber, wie die Natur ist."

    Innerhalb von drei Monaten sei die Quantenmechanik daraufhin ausformuliert gewesen. Dafür musste man das Konzept aufgeben, dass das Elektron um das Atom kreise.

    "Das heißt, wir haben heute eine Theorie, die seit 100 Jahren super funktioniert, aber auf dem Grundprinzip beruht, keine Aussagen darüber zu machen, was genau unsere Messergebnisse produziert", so Aspelmeyer. Aus philosophischer Perspektive stelle das ein "völlig skurriles" Problem dar, das dementsprechend auch vonseiten der Geisteswissenschaften beleuchtet werden müsse."

     

    Im nächsten Satz könnte bereits ein Schöpfer ins Spiel kommen!

     

  • 05.07.25, 18:16

     

    christine:

    Könnte eine wirklich spirituelle Entwicklung der Menschheit paradoxerweise darin bestehen, Gotteskonzepte wieder loszulassen und zu einer natürlicheren Existenzweise zurückzufinden?

     

    Genau deswegen brauchen wir keinen Gott - um wieder zur Eingangsfrage zurückzukehren.

     

    @Eduard: "Glaube erfordert . .  . " Genau das ist das Problem. Der katholische Alpenbewohner . besser gesagt der rückschrittliche Ösi alpenbewohner -  greift reflexartig zur "Katholische Kirchenlehre" wenn irgendwo das Wort Gott auftaucht. Merke: Nur 17% der weltbevölkerung haben mit der Päpstlichen Ideologie etwas am Hut.  Anderswo kann man auch abseits von "Glauben" einen vernüftigen Diskurs zum Theme: "Braucht ihr einen Gott?", führen.

     

    Nein, wir brauchen kenen Gott - und schon gar keinen wo der "Glaube fordert". Gott braucht Menschen. aber Menschen brauchen keinen Gott.

    Hallo Christine,

    ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich mich zu deinem Beitrag melde. Ich denke auch hier muss man wiederum unterscheiden. Es gibt Menschen, die sich in dieser schnellen, komplexen und oberflächlichen Welt nicht so wirklich zurechtkommen, wozu auch ich zähle. Man kommt kaum noch zur Ruhe. Auch bin ich der Meinung, dass Jesus in seinen Lehren nicht wirklich fordert. Er gibt mir viel mehr Möglichkeiten durch ihn wieder zu Kraft und zu Ruhe zu kommen. Mir hat das sehr geholfen, weil ich wirklich durch viele Tiefs in meinem Leben gegangen bin und es mir mit der Auseinandersetzung mit seinen Lehren immer besser fühle. Da Jesus im christlichen Glauben ein Teil des dreifaltigen Gottes ist, würde ich schon sagen, dass auch ich als Mensch diesen Halt nicht mehr missen möchte und ich ihn als Gott in meinem Leben brauche und ich würde sagen, dass viele Menschen, egal welche Religion, durch ihren Gott auch Hoffnung schöpfen. Ich weiß, dass mein Beitrag eher von Herzen kommt und deshalb recht emotional geworden ist. Deiner ist sehr wissenschaftlich, was ich gut finde, weil du deine Argumentation mit Fakten belegen kannst. Für mich ist es einfach etwas, woraus ich meine Kraft ziehen kann. Das ist ein Gefühl und das kann ich leider nicht mit Fakten belegen.

     

    Ich möchte dir einen schönen Abend wünschen und viele Grüße.

  • 05.07.25, 17:55

    Könnte eine wirklich spirituelle Entwicklung der Menschheit paradoxerweise darin bestehen, Gotteskonzepte wieder loszulassen und zu einer natürlicheren Existenzweise zurückzufinden?

     

    Genau deswegen brauchen wir keinen Gott - um wieder zur Eingangsfrage zurückzukehren.

     

    @Eduard: "Glaube erfordert . .  . " Genau das ist das Problem. Der katholische Alpenbewohner . besser gesagt der rückschrittliche Ösi alpenbewohner -  greift reflexartig zur "Katholische Kirchenlehre" wenn irgendwo das Wort Gott auftaucht. Merke: Nur 17% der weltbevölkerung haben mit der Päpstlichen Ideologie etwas am Hut.  Anderswo kann man auch abseits von "Glauben" einen vernüftigen Diskurs zum Theme: "Braucht ihr einen Gott?", führen.

     

    Nein, wir brauchen kenen Gott - und schon gar keinen wo der "Glaube fordert". Gott braucht Menschen. aber Menschen brauchen keinen Gott.

  • 05.07.25, 17:45

    @Christine

    Das ist zumindest einen Gedanken wert - aber was bedeutet "natürliche Existenzweise"?

    Um Ziele zu verfolgen und Entscheidungen zu treffen, brauchen wir eine Vorstellung einerseits davon, was wir erreichen wollen / sollen (je nachdem, inwieweit wir uns selbst oder einen möglichen größeren Sinn in den Mittelpunkt stellen), eine Idee davon, wie sich das - als Gesellschaft - erreichen lässt, und in welcher Form man als Einzelne/r dazu beitragen kann und soll.

    Ein gemeinsames Verständnis bildet sich entweder "von selbst" aus menschlichen Eigenschaften und gemeinsamer Erfahrung, z.B. moralische Grundsätze, Wert des Lebens, Akzeptanz von Eigentum usw., oder wird institutionalisiert und durchgesetzt, was in größeren Gesellschaften vermutlich auch notwendig ist.

     

    Es stellen sich nun folgende Fragen: welches Bild lässt sich im Rahmen von "natürlicher Existenzweise" zeichnen, ist das für eine ausreichende Anzahl von Menschen gleichermaßen greifbar und attraktiv, und wie wird es verbreitet genug, um wirksam zu sein?

    Die Auseinandersetzung mit dem Thema Klimawandel (und viel zu wenig: Artenvielfalt) ist wohl das aktuellste Beispiel für diese Herausforderung: inwieweit bieten zu diesen Themen bestehende Wertesysteme und insb. Religionen einen Rahmen für eine kohärente Vorstellung einer gewünschten diesbezüglichen Verhaltensanpassung (von Institutionen sowie vielen Individuen), und welche Zielsetzung wird überhaupt als erwünscht betrachtet?

    Ist die (angebliche Fehl-)Übersetzung "mach dir die Erde Untertan" hier hilfreich, weil Macht auch mit Verantwortung einhergehen sollte?

     

    Ich finde deinen Vorschlag attraktiv als Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung darüber, was das für uns und möglichst viele Menschen bedeuten können soll, warum wir das eigentlich eh alle wollen 😅. Die beliebte Herangehensweise, die Verantwortung für den Entwurf der Zukunftsbilder allein einer "höheren Macht", "den Experten", "der Regierung", einer charismatischen Person o.ä. zu überlassen (bzw. sie dorthin abzuschieben?), halte ich für kontraproduktiv.

     

    Ich möchte hoffentlich dazupassend eine Frage in den Raum stellen: welche Rolle spielt Vertrauen bei diesem Thema? Glaube erfordert Vertrauen in eine nicht (direkt) greifbare Instanz oder auch in eine abstrakte Idee. Ist diese vergleichsweise vage Form von Vertrauen einfacher aufrechtzuhalten, als Vertrauen in unsere eigene Vorstellungskraft, gemeinsame Möglichkeiten und andere Menschen zu entwickeln? 🤔

     

    christine:

     

    Könnte eine wirklich spirituelle Entwicklung der Menschheit paradoxerweise darin bestehen, Gotteskonzepte wieder loszulassen und zu einer natürlicheren Existenzweise zurückzufinden?

     

  • 05.07.25, 16:25

     

    christine:

    @Eduard //

    Die Ironie des menschlichen Gotteskonzepts

    Besonders ironisch ist, dass Menschen oft Gott als Schöpfer der Natur verehren, während sie sich gleichzeitig systematisch von dieser Natur entfernen. Es ist, als würden wir das Original durch eine Kopie ersetzen und dann die Kopie anbeten, während wir das Original zerstören.

    Mag eine Ironie sein, aber kein Widerspruch.

    Denn für den reflektieren Menschen der Frühzeit war die Natur nicht nur Nährmutter (Verehrung), sondern auch eine große Gefahr. Daher später: "Macht euch die Erde untertan". Nutzt sie als Nährmutter, beseitigt die Gefahren, in dem ihr fleißig betet, denn dann schlägt der Blitz beim Nachbarn ein, beispielsweise. Oder später: Baut Dämme und ähnliches.

  • 05.07.25, 15:54

    @Eduard //

    Wenn wir davon ausgehen, dass das Universum tatsächlich von Milliarden belebter Welten bevölkert ist, stellt sich die grundlegende Frage: Ist die Gottesvorstellung ein universelles Merkmal intelligenten Lebens oder eine spezifisch menschliche Eigenart?

     

    Gottesvorstellungen scheinen an ein bestimmtes Level von Selbstreflexion und abstraktem Denken gebunden zu sein. Die überwältigende Mehrheit des Lebens auf der Erde - von Bakterien über Pflanzen bis hin zu den meisten Tieren - existiert ohne erkennbare metaphysische Konzepte. Sie folgen natürlichen Zyklen und Instinkten, ohne sich Fragen über ihren "Platz im großen Ganzen" zu stellen.

     

    Die Ironie des menschlichen Gotteskonzepts

    Besonders ironisch ist, dass Menschen oft Gott als Schöpfer der Natur verehren, während sie sich gleichzeitig systematisch von dieser Natur entfernen. Es ist, als würden wir das Original durch eine Kopie ersetzen und dann die Kopie anbeten, während wir das Original zerstören.

     

    Könnte eine wirklich spirituelle Entwicklung der Menschheit paradoxerweise darin bestehen, Gotteskonzepte wieder loszulassen und zu einer natürlicheren Existenzweise zurückzufinden?

  • 05.07.25, 12:44

    Liebe Christine, ich stimme deiner Interpretation im Kontext von Zivilisation zu; dass die Menschen davor keine Vorstellung von Göttern gebraucht hätten, entspricht allerdings nicht dem aktuellen Stand des Wissens. Vor Entwicklung der Schrift (als Merkmal des Entstehens von "Zivilisation"?) kann halt nur indirekt darauf geschlossen werden, dass das schon vor mehr als 10.000 Jahren ein wichtiges Thema war.

     

    Ich denke, dass sich Menschen schon immer mit dem Wesen der Welt, was hinter dem Wahrnehmbaren steckt, und der eigenen Rolle darin beschäftigt haben. Dass als Erklärung ein oder mehrere personifizierte Götter dienen, die zudem auch noch angebetet werden wollen, ist eine von vielen Möglichkeiten, das Große und Ganze zu begreifen zu versuchen.

    Wir sind nicht mal in der Lage, uns vier- oder höherdimensionale Räume vorzustellen (aber immerhin: mathematisch ansatzweise handhabbar zu machen), und dann kommen Menschen daher und behaupten zu *wissen*, dass "ein Gott" dahintersteckt, und was er/sie/es von uns will. Wie hier schon mal geschrieben, ich halte das für anmaßend.

     

    Kann es sein, dass wir ein generelles Problem haben, Antworten offen zu lassen, mit Unwägbarkeiten zu leben? Es gibt eine Grenze, jenseits derer wir nichts wissen können. Diese lässt sich ein wenig hinausschieben, aber nicht auflösen.

     

    Etwas über das aktuelle Thema hinausgehend: in letzter Zeit wurde wieder öfter die Frage thematisiert, ob Intelligenz und Bewusstsein "erschaffen" werden können, wenn ein (dzt. vorwiegend: digitales) System komplex genug wird. Nehmen wir an, dass das möglich ist: haben wir dann die Rolle von Göttern inne? Ich mag diese Vorstellung, weil wir in diesem Zusammenhang selbst nur unzureichend wissen, was wir tun, komplexe Systeme verstehen wir immer noch nur unzureichend; d.h. wir erschaffen etwas, das dann ein Eigenleben entwickelt, das für uns oft nicht vorhersehbar ist. Wäre es - aus der Perspektive dieser nun neu entstandenen, bewussten Wesen betrachtet - irgendwie hilfreich, unseren Willen zu berücksichtigen oder uns gar anzubeten? 🤔

     

    So unerfreulich das möglicherweise klingt: ich bin der Ansicht, dass der Glaube an Gott ausschließlich menschliche Bedürfnisse stillt. Und im besten Fall eine Beziehung zum größeren Ganzen herstellt, die zu Ausgleich und Harmonie im Größeren führen kann - eine Auswirkung, die  ich in der Praxis zumindest bei den "Weltreligionen" beim besten Willen nicht erkennen kann.

     

    christine:

     

     

     

    Die Menschheit vor Beginn der Zivilisation brauchte keinen Gott. Sie war natürlicher Bestandteil einer Ordnung, die nicht hinterfragt zu werden brauchte. Ihr Platz im System war klar. Als die Zivilisationen neue Ordnungsysteme entwickelten und diese gegen die natürlchen Prinzipien tauschten, mussten Götter her. Bis sie heutzutage Gott, als Marketingkonzept der Kirchen in Gold, um ihren Hals tregen.

     

  • 05.07.25, 09:14

     

    Dirk:

     Es dürfte kaum einen Menschen geben, der nicht in irgendeiner Form an einen – wenn ich nicht Gott sagen kann, würde ich jetzt mal „übergeordneten Zusammenhang“ wählen, glaubt. Denn würde er es nicht, so müßte er sich selbst als den Mittelpunkt der Schöpfung begreifen. Und das klingt schon vom Ansatz sehr krank.

     

    Typischerwesie beschäftigen sich in Ländern mit quasi "Staatsreligionen" die Diskussion zum Thema "Gott" / "Übergeordnete Macht" recht flott mit Kirchenthematiken. 

     

    Ich würde mal behaupten: rund die Hälfte er Menschheit denkt nicht an einen spitituellen Gott oder einen "übergeordneten Zusammenhang".  

     

    Ich denke: je weiter sich der Mensch von seiner natürlichen Position im Getriebe der universiellen Ordnung entfernt (Teil der Natur), desto eher versucht er durch Konstrukte wie "Gott" eine Erkklärung für sein "Fehlverhalten" zu finden.

     

    Die Menschheit vor Beginn der Zivilisation brauchte keinen Gott. Sie war natürlicher Bestandteil einer Ordnung, die nicht hinterfragt zu werden brauchte. Ihr Platz im System war klar. Als die Zivilisationen neue Ordnungsysteme entwickelten und diese gegen die natürlchen Prinzipien tauschten, mussten Götter her. Bis sie heutzutage Gott, als Marketingkonzept der Kirchen in Gold, um ihren Hals tregen.

  • 05.07.25, 07:19

     

    Dirk:

    Jetzt lese ich Kommentare um Kommentare und finde überwiegend nur eine akademische, verkopfte Betrachtung. Ich stelle einfach mal die Gegenbehauptung auf: Es dürfte kaum einen Menschen geben, der nicht in irgendeiner Form an einen – wenn ich nicht Gott sagen kann, würde ich jetzt mal „übergeordneten Zusammenhang“ wählen, glaubt. Denn würde er es nicht, so müßte er sich selbst als den Mittelpunkt der Schöpfung begreifen. Und das klingt schon vom Ansatz sehr krank.


     

    Stattdessen ist doch zu erkennen, dass ziemlich Viel Ähnlichkeit in allen Menschen gelegt wurde, wenn wir z.B. das Wahrnehmen von „Guten“ und „Bösen“ betrachten, das auf der Ganzen Welt existiert, von Einigen hier mit Empathie und Werten bezeichnet und mit dem Spruch „Was Du nicht willst, was man dir tut …“, der übrigens auch in der Bibel steht. Dies ist doch schon ein Anfang. Wenn dies aber irgendwie in unser aller Herzen gepflanzt wurde, wo kommt es dann her? Mit Genen und Instinkt ist das m.E. nicht mehr zu erklären.

     

     

    nicht zwangsläufig, ich bin ein zufällig angeordneter Zellhaufen mit Betriebssystem, das eine wie das andere hat sich über die Jahre der Evolution entwickelt und der Umwelt angepasst 

     

    Das Gute, Wahre und Schöne ist, so denke ich ein Ausfluss des Erhaltungstriebes der Gattung Mensch, eher ein Ansatz, weil nicht von allen der Spezies verinnerlicht. Eine Art von gelebter Glaube um so besser weiter bestehen zu können, der im Gegensatz zu dem 

    der „Rücksichtslosen „ steht.

     

    Die Vermutung eines übergeordneten Zusammenhanges ist naheliegend muss aber nicht zwangsläufig auf eine oder mehrere Gottheiten zurückzuführen sein.

     

     

     

     

     

  • 05.07.25, 06:55

    Ich persönlich brauche keinen, allerdings jeder Gott braucht Menschen die an ihn glauben bzw. von seiner Existenz überzeugt sind, sonst ist er nicht präsent bzw. nichtexistent, nicht mal theoretisch 

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