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  • Sind philosophische Diskussionen noch sinnvoll?

    Diskussion · 52 Beiträge · 14 Gefällt mir · 716 Aufrufe
    Alica aus Düsseldorf

    Seit der Ermordung von Charlie Kirk habe ich mir viele Gedanken zum Thema Diskussionen zwischen sehr entgegengesetzten Meinungen gemacht. Macht es überhaupt Sinn mit Leuten das Gespräch zu suchen, die offensichtlich schon längst taub sind für konträre Argumente? Es scheint mehr Hass und Ablehnung auszulösen, wenn man sachlich seine Sichtweise vorträgt, die das Gegenüber nicht teilt. Egal ob zum Thema Veganismus, Impfungen, Putin, Klima, Abtreibung, Glaube, Krieg oder Frieden, der Versuch gemeinsam auf einen Nenner zu kommen, ist aussichtslos. Jeder fühlt sich angegriffen, wenn seine Ansichten nicht bestätigt werden. Vielleicht ist man ab einem gewissen Alter festgefahren in dem, woran man glaubt und was man für richtig hält und sucht nur noch nach Gleichgesinnten. Zudem fällt es schwer sich öffentlich zu Überzeugungen zu bekennen, die nicht der aktuellen Massenmeinung entsprechen. So gehen viele unterschiedliche Denkweisen wegen Unbeliebtheit im Untergrund verloren. 


     

    Somit meine Frage: Machen philosophische Diskussionen überhaupt noch Sinn oder ist das reine Zeit- und Energieverschwendung? 

    17.10.25, 21:18

Beiträge

  •  

    LaMart:

    Wirklich, lieben Dank für so viel Erhellendes!

    Das erinnert mich an die Lektüre von de la Mettrie....😜

     

    Jeder Austausch bringt viel Anregendes, man muss es nur zu nutzen verstehen!

    ♥️

    Liebe LaMart,
     

    ich muss zugeben, dass ich von La Mettrie bisher nur eine Randnotiz an Kenntnis hatte. Als ich eben einige seiner Gedanken überflog, stellte ich fest, dass ich einen exakt gleichen Gedanken bezüglich Descartes' berühmtem "Cogito, ergo sum" (eine Exfreundin hatte es sich tätowieren lassen) hatte: "Ich bin, weil ich denke" oder anders "Ich bin, was ich denke!"
     

    Wirklich, lieben Dank für deine Inspiration!

    Ich mag ihn also! Bei anderem sehe ich es vielleicht anders, aber danke dir für die Anregung - ich werde mir sicher seine Gedanken genauer unter die Lupe nehmen!

  •  

    LaMart:

    ich habe mich oft philosophisch just for fun mit chat gpt unterhalten. 

     

    habe gerade deja vu....seit ca. 6/7 beiträgen..

    trotzdem funky... harre der fortsetzung😜 und frag mal gpt, was er/sie davon hält...

    Genau diese philosophischen Gespräche mit KI sind für mich der eigentliche Gamechanger - das könnte ein Weg sein, oder sollte sogar der Weg sein! Ich sehe KI als Tor zu einer unerschöpflichen Quelle der Allgemeinbildung, ja der gesamten Weltinformation, die jedem Menschen zugänglich ist.
     

    Die Welt hat sich seit der Existenz dieser Technologie fundamental verändert und wird sich in Kürze noch viel stärker wandeln: Niemand kann sich mehr damit herausreden, von etwas keine Ahnung zu haben.


    Egal ob Philosophie, Wissenschaft oder Alltagsfragen - man findet nicht nur Informationen, sondern kann in echte Dialoge treten, nachhaken, Gegenpositionen erforschen. Das ist für mich ein echter Quantensprung: Google 2.0, 3.0 oder eigentlich etwas gänzlich Neues - eine Revolution, die die Menschheit zu neuen Ufern katapultieren könnte, wenn wir sie richtig und sinnvoll nutzen. Eine Wissensrevolution, die uns alle auf das nächste Level hebt.


    Ich bin gespannt, was GPT zu unserer Diskussion meint - die Fortsetzung wird sicherlich spannend... 😊

  • Heute, 02:01

     

    ad_verum
     
     

    Dankeschön für deine Unterstützung!

    Ebenfalls danke!

    die Diskussion hat mir sehr viel Spass gemacht! 

     

    Grosses Lob an die profunde Philosophiekenntnisse, besonders Horkheimer betreffend, und eine menschliche, empatische Art!

    😜♥️

  •  

    LaMart:

     

    ad_verum...:

     

     

    Ich teile das Unbehagen, das viele gegenüber bestimmten Personen oder Positionen empfinden - doch ich bin überzeugt: Wir müssen alles diskutieren können, auch wenn es uns unbequem ist.

    Genau hier, denke ich, zielte Alicas ursprüngliche Frage eigentlich hin (??!) - auf diese scheinbar "politisch korrekten" Tabuzonen.
     

    Wenn wir gesellschaftliche Phänomene ignorieren, nur weil sie uns nicht gefallen, lassen sie sich nicht einfach aus der Welt schaffen! Im Gegenteil: Was wir aus dem öffentlichen Dialog verbannen, wächst im Verborgenen weiter - unkontrolliert und ohne Möglichkeit demokratischer Einflussnahme. Damit bestätigen wir genau Alicas Befürchtung, dass Gespräche zwischen unterschiedlichen Positionen unmöglich werden.
     

    Die Lösung liegt jedoch nicht im Schweigen, sondern in einer methodisch klaren Herangehensweise:


    1. Wir diskutieren nicht über polarisierende Personen, sondern über die Phänomene, die sie repräsentieren

    2. Wir schaffen geschützte Räume mit klaren Gesprächsregeln

    3. Wir unterscheiden zwischen Person und Idee
     

    Themen, die für bestimmte Gruppen relevant sind, gehören in die Mitte der Gesellschaft. Wenn wir Randgruppen - egal wie klein oder unpopulär - aus dem Diskurs ausschließen, schaffen wir erst die Probleme, die wir heute beobachten: Menschen fühlen sich nicht gehört, nicht repräsentiert, verlieren das Vertrauen in die Politik.
     

    Das ist der eigentliche Nährboden für Radikalisierung: Nicht die Diskussion kontroverser Positionen, sondern ihr Ausschluss aus dem öffentlichen Raum. Indem wir unliebsame Meinungen tabuisieren, treiben wir sie in die Extreme.
     

    Genau damit wird Alicas Frage beantwortet: Philosophische Diskussionen sind nicht nur sinnvoll, sondern notwendig - aber nur, wenn wir lernen, auch mit schwierigen Themen respektvoll und produktiv umzugehen. 

    Eine lebendige Demokratie muss aushalten, dass alle Stimmen gehört werden - sonst wird Alicas skeptische Frage zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

    hmm...meisterlich seziert.

    und genau das forderte Herr Precht😜

     

    wenn die Taubisierung, ob aufgrund der Gefahr der gesellschaftlichen Verfemung, Übersensibilisierung oder Selbstzensur stattgefunden hat, dann ist die Wiederherstellung des ehrlichen Diskurses umständlich oder gar vertan...

     

    und das passiert, meiner Meinung nach, gerade...

    ist man nicht allgemeinheitskonform, gibts shitstrom im Netz...

     

    und Herr Precht muss es ja wissen, seine Professur hat er auf dem Tiktok Altar geopfert..

    Liebe LaMart,
     

    vielen Dank für die Blumen! Ich kann eben mit plumpen Einwürfen, die nur dazu dienen, sich "politisch korrekt" aber nichtssagend zu positionieren, wenig anfangen. Solche Haltungen ersticken wichtige Themen im Ansatz - und dabei gibt es gerade gesellschaftliche Fragen, die UNBEDINGT besprochen werden müssen, besonders wenn sie gesamtgesellschaftliche Relevanz besitzen! Dein Begriff der "Taubisierung" durch gesellschaftlichen Druck und Selbstzensur trifft das Problem perfekt. Diese Art von Einschüchterung trägt meiner Ansicht nach zur weiteren Polarisierung unserer Gesellschaft bei.
     

    Was Precht angeht: Ich stehe nicht hinter allem, was er sagt, aber genau dann, wenn er sich mal wieder (bewusst) unbeliebt macht und unpopuläre Themen anspricht, gewinnt er meine Hochachtung. Dass er dafür sogar seine Professur geopfert hat, zeigt vielleicht, dass er diese Haltung authentisch lebt.
     

    Genau dieser Mut, unangenehme Wahrheiten auszusprechen und sich nicht dem Mainstream (politisch korrekt) anzupassen, ist es, was unser gesellschaftlicher Diskurs in allen Bereichen so dringend braucht. Dein Hinweis auf die "Shitstorms" für Nicht-Konformität trifft den Nagel ebenfalls auf den Kopf - dabei sollten wir doch eigentlich dafür kämpfen, kontrovers denken und diskutieren zu dürfen, ohne gleich ausgegrenzt zu werden.
     

    Dankeschön für deine Unterstützung!

  • Heute, 01:34

    Wirklich, lieben Dank für so viel Erhellendes!

    Das erinnert mich an die Lektüre von de la Mettrie....😜

     

    Jeder Austausch bringt viel Anregendes, man muss es nur zu nutzen verstehen!

    ♥️

  • Heute, 01:20

    ich finde es im Allgemeinen ganz herausragend, wie Philisophie einem Menschen zu geistigen Höhenflügen verhilft😜

    Welch Narrativ!

    Herzlichen Dank für diesen anregenden Gedankentransfer!

     

  •  

    Becky:

     

    Alica:

    undefined

    Ich kenne so viele Menschen, die sagen, dass ihnen diskutieren keinen Spaß macht. Sie fühlen sich mundtot, weil sie nicht die passenden Worte finden um ihren Standpunkt standhaft zu vertreten. Gerade in Gesprächen mit Menschen die sehr überlegt und durchdacht argumentieren. Sie ziehen sich dann zurück und äußern sich nicht. Nicht weil ihnen die argumente oder Überzeugung fehlt. Sondern weil ihnen die Fähigkeit und Raum fehlt diese rüberzubringen. Wir sollten Diskussionen als einen Austausch verstehen. Ein Ort,  in der wir in den Kopf des anderen eintauchen können um zu verstehen wo deren Gedankengänge herkommen, denn ihre Gedankengänge, Ansichten und so weiter werden für sie absolut Sinn ergeben. Und ich glaube, dass zu verstehen ermöglicht uns toleranter zu werden. Das heißt nicht ,dass wir andere Meinungen gutheißen müssen... nur nachvollziehbar in seinen Augen. Das schafft Brücken, so dass Worte vorsichtiger gewählt werden und reflektion angeregt wird. 

    Liebe Becky,
     

    vielen Dank für deine wertvollen Gedanken! Du sprichst damit nicht nur mir, sondern sicher vielen anderen aus der Seele.


    Dieses Gefühl, "mundtot" zu sein, obwohl man etwas Wichtiges zu sagen hat, kenne ich nur zu gut. Ich selbst kann zum Beispiel viel besser schreiben als reden, und wenn einem nicht richtig zugehört wird, weil andere ungeduldig sind, dann gelingt es einfach nicht, das auszudrücken, was man eigentlich sagen möchte. Das ist wirklich frustrierend!


    Deine Vorstellung von Gesprächen als Begegnungsraum statt als Arena ist nicht nur wertvoll, sondern eigentlich eine kleine Revolution. Dieser Gedanke, wirklich verstehen zu wollen, was den anderen bewegt, ohne ihn bekehren zu müssen, ist genau die Haltung, die unsere Gespräche - und vielleicht sogar unsere Gesellschaft - nachhaltig verändern kann.


    Zusammen mit Larissas Beitrag macht ihr mir gerade richtig Hoffnung, dass ein anderer, besserer Austausch möglich ist. Danke dafür!

  • Heute, 00:57

    ich habe mich oft philosophisch just for fun mit chat gpt unterhalten. 

     

    habe gerade deja vu....seit ca. 6/7 beiträgen..

    trotzdem funky... harre der fortsetzung😜 und frag mal gpt, was er/sie davon hält...

  •  

    Andreas:

    Die Philosophie gibt die Antwort auf die Probleme von heute!

    Mal ein paar Daten dazu: Die heutigen Medien sind beinahe komplett im Besitz von Milliardären. Welche (Weiter)bildung erwartet man?

    Wenn Politik und die Medien gemeinsam agieren, dann vllt. nach amerikanischem Vorbild "ein außenpolitischer Konflikt schafft innenpolitischen Zusammenhalt!" Die Parteien der Mitte: brauchen wir so dringend das Feindbild AFD?

    Die Wirtschaft: nur ein fleißiger Konsument tut der Wirtschaft gut. Umweltschutz und nachhaltige Fabrikation? Mittlerweile liegt die durchschnittliche Lebensdauer bei knapp einem Jahr!

    Es ist auch spannend nachzulesen wieviel Psychologen in der freien Wirtschaft tätig sind, welche uns ihre Produkte ans Herz legen sollen....

    Die Philosophie ist das einzige Instrument welches genügend Abstand von diesen Szenarien hat und mit dem man sein Leben wieder auf "feste Füsse" stellen kann!

    Meine Meinung!

    Sehr guter Beitrag, Andreas! - Bravo!
     

    Genau hier zeigt sich die praktische Bedeutung von Alicas anfänglicher Frage nach dem Sinn philosophischer Diskussionen:

    Während wir noch debattierten, ob man über schwierige Themen sprechen soll, lieferst du die überzeugende Antwort, warum es unverzichtbar ist. Deine Analyse der manipulationsmechanismen in Medien, Politik und Wirtschaft beweist: In einer zunehmend undurchschaubaren Welt brauchen wir den philosophischen Kompass mehr denn je.
     

    Deine Kritik bestätigt die tiefsten gesellschaftlichen Befürchtungen:
     

    - Wenn diese Manipulationsmechanismen tatsächlich wirken

    - Dann wird Alicas Skepsis zur selbsterfüllenden Prophezeiung

    - Denn dann sind wir tatsächlich einem "tauben" System ausgeliefert
     

    Doch genau hier wird Philosophie zum Rettungsanker! Du zeigst exemplarisch, wie es geht:


    - Nicht über Personen reden, sondern über Systeme und Strukturen

    - Sachlich und fundiert die Mechanismen beleuchten

    - Durch Erkenntnis geistige Distanz und Freiheit gewinnen
     

    Dein Beitrag verkörpert perfekt den Diskurs, den ich fordere: mutig, systemkritisch und lösungsorientiert. Du beweist zweifach:


    - Dass Philosophie konkrete Antworten auf aktuelle Probleme bietet

    - Dass wir genau diese unbequemen Systemfragen diskutieren MÜSSEN


    Was du eigentlich sagst: "Verlasst euch nicht auf vorgegebene Deutungen von Medien, Politik und Wirtschaft. Entwickelt eure eigene Urteilskraft durch philosophisches Denken - das ist der Weg zur wahren Mündigkeit in einer manipulativen Welt."


    Dein Beitrag ist ein starkes Plädoyer für die praktische Relevanz der Philosophie als Überlebenswerkzeug in modernen Gesellschaften. Interessanterweise stehst du damit in der Tradition der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule (Adorno, Horkheimer), die ebenfalls die manipulativen Seiten der Massengesellschaft analysierten.
     

    Nicht nur hast du recht - dein Beitrag ist die beste Rechtfertigung für unseren gesamten Austausch!

  • Heute, 00:08

     

    ad_verum...:

     

    Sonia:

     

    Ich kenne keinen der über diesen furchtbaren Menschen diskutieren gar philosophieren möchte.

     

    Sonia:

     

    Ich kenne keinen der über diesen furchtbaren Menschen diskutieren gar philosophieren möchte.

    Ich teile das Unbehagen, das viele gegenüber bestimmten Personen oder Positionen empfinden - doch ich bin überzeugt: Wir müssen alles diskutieren können, auch wenn es uns unbequem ist.

    Genau hier, denke ich, zielte Alicas ursprüngliche Frage eigentlich hin (??!) - auf diese scheinbar "politisch korrekten" Tabuzonen.
     

    Wenn wir gesellschaftliche Phänomene ignorieren, nur weil sie uns nicht gefallen, lassen sie sich nicht einfach aus der Welt schaffen! Im Gegenteil: Was wir aus dem öffentlichen Dialog verbannen, wächst im Verborgenen weiter - unkontrolliert und ohne Möglichkeit demokratischer Einflussnahme. Damit bestätigen wir genau Alicas Befürchtung, dass Gespräche zwischen unterschiedlichen Positionen unmöglich werden.
     

    Die Lösung liegt jedoch nicht im Schweigen, sondern in einer methodisch klaren Herangehensweise:


    1. Wir diskutieren nicht über polarisierende Personen, sondern über die Phänomene, die sie repräsentieren

    2. Wir schaffen geschützte Räume mit klaren Gesprächsregeln

    3. Wir unterscheiden zwischen Person und Idee
     

    Themen, die für bestimmte Gruppen relevant sind, gehören in die Mitte der Gesellschaft. Wenn wir Randgruppen - egal wie klein oder unpopulär - aus dem Diskurs ausschließen, schaffen wir erst die Probleme, die wir heute beobachten: Menschen fühlen sich nicht gehört, nicht repräsentiert, verlieren das Vertrauen in die Politik.
     

    Das ist der eigentliche Nährboden für Radikalisierung: Nicht die Diskussion kontroverser Positionen, sondern ihr Ausschluss aus dem öffentlichen Raum. Indem wir unliebsame Meinungen tabuisieren, treiben wir sie in die Extreme.
     

    Genau damit wird Alicas Frage beantwortet: Philosophische Diskussionen sind nicht nur sinnvoll, sondern notwendig - aber nur, wenn wir lernen, auch mit schwierigen Themen respektvoll und produktiv umzugehen. 

    Eine lebendige Demokratie muss aushalten, dass alle Stimmen gehört werden - sonst wird Alicas skeptische Frage zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

    hmm...meisterlich seziert.

    und genau das forderte Herr Precht😜

     

    wenn die Taubisierung, ob aufgrund der Gefahr der gesellschaftlichen Verfemung, Übersensibilisierung oder Selbstzensur stattgefunden hat, dann ist die Wiederherstellung des ehrlichen Diskurses umständlich oder gar vertan...

     

    und das passiert, meiner Meinung nach, gerade...

    ist man nicht allgemeinheitskonform, gibts shitstrom im Netz...

     

    und Herr Precht muss es ja wissen, seine Professur hat er auf dem Tiktok Altar geopfert..

  • Gestern, 23:54 - Zuletzt bearbeitet Gestern, 23:55.

     

    Sonia:

     

    Elena:

     

    Ich gehe ins Philosophicum in Basel. Und es verläuft sehr friedlich, respektvoll, sehr bereichernd. Diese Diskussionen werden von einem Philosophen moderiert, es gibt klare Verhaltensregeln. Wir würden aber sicher nicht Charlie Kirk diskutieren. 

    Ich kenne keinen der über diesen furchtbaren Menschen diskutieren gar philosophieren möchte.

    Ich teile das Unbehagen, das viele gegenüber bestimmten Personen oder Positionen empfinden - doch ich bin überzeugt: Wir müssen alles diskutieren können, auch wenn es uns unbequem ist.

    Genau hier, denke ich, zielte Alicas ursprüngliche Frage eigentlich hin (??!) - auf diese scheinbar "politisch korrekten" Tabuzonen.
     

    Wenn wir gesellschaftliche Phänomene ignorieren, nur weil sie uns nicht gefallen, lassen sie sich nicht einfach aus der Welt schaffen! Im Gegenteil: Was wir aus dem öffentlichen Dialog verbannen, wächst im Verborgenen weiter - unkontrolliert und ohne Möglichkeit demokratischer Einflussnahme. Damit bestätigen wir genau Alicas Befürchtung, dass Gespräche zwischen unterschiedlichen Positionen unmöglich werden.
     

    Die Lösung liegt jedoch nicht im Schweigen, sondern in einer methodisch klaren Herangehensweise:


    1. Wir diskutieren nicht über polarisierende Personen, sondern über die Phänomene, die sie repräsentieren

    2. Wir schaffen geschützte Räume mit klaren Gesprächsregeln

    3. Wir unterscheiden zwischen Person und Idee
     

    Themen, die für bestimmte Gruppen relevant sind, gehören in die Mitte der Gesellschaft. Wenn wir Randgruppen - egal wie klein oder unpopulär - aus dem Diskurs ausschließen, schaffen wir erst die Probleme, die wir heute beobachten: Menschen fühlen sich nicht gehört, nicht repräsentiert, verlieren das Vertrauen in die Politik.
     

    Das ist der eigentliche Nährboden für Radikalisierung: Nicht die Diskussion kontroverser Positionen, sondern ihr Ausschluss aus dem öffentlichen Raum. Indem wir unliebsame Meinungen tabuisieren, treiben wir sie in die Extreme.
     

    Genau damit wird Alicas Frage beantwortet: Philosophische Diskussionen sind nicht nur sinnvoll, sondern notwendig - aber nur, wenn wir lernen, auch mit schwierigen Themen respektvoll und produktiv umzugehen. 

    Eine lebendige Demokratie muss aushalten, dass alle Stimmen gehört werden - sonst wird Alicas skeptische Frage zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

  • "lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer" ist die Erde noch rund und war sie nie rund.....

  • Gestern, 22:38

     

    ad_verum...:

     

     

     

    Genau das ist das Schöne an unserem Austausch! Dein Gedankengang zeigt, worum es bei philosophischen Gesprächen wirklich geht.
     

    Anfangs waren wir uns unsicher, ob Diskussionen zwischen unterschiedlichen Positionen oder Gespräche mit "festgefahrenen" Menschen überhaupt sinnvoll sind. Doch deine Bereitschaft, die eigene Argumentation bis zu ihren Konsequenzen zu verfolgen und selbstkritisch zu hinterfragen, ist genau das, was einen echten Dialog so wertvoll macht.
     

    Ich finde es bewundernswert, wie du deine theoretische Position zu den Disput empfindest, berührt mich und bestärkt mich in der Überzeugung: Diese Gespräche lohnen sich, weil wir gemeinsam - jeder für sich, aber angeregt durch den anderen - dazulernen können.
     

    Danke dir für diesen bereichernden Austausch!

    Lieben Dank! 

    besser könnte ich es auch nicht erwidern! Chapeau! ;)

     

    PS:  ich halte wenig von der Überzeugungsarbeit aber viel von der Begeisterung: 

     

    "Wenn du ein Schiff bauen willst, trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer"

     

     

  • Gestern, 22:28

     

    LaMart:

     

    Ute:

     

     

    Die, die keine eigenen Kinder haben, dürfen ja auch nichts zum Thema Kinder sagen, oder etwa doch?

     

     

    muss die ganze Zeit über Solipsismus nachdenken, gepaart mit dem Existenzialismus..

     

    gut, es gibt einige Vertreter der Richtung.

     

    Im weitesten Sinne, kann man dann sich quasi über nichts entäusern.

     

    Krieg, denn man war in keinem, Hungersnot, denn man hat es nicht erlebt, Kunst, denn es ist ein Fremdwerk.

     

    Epistemischer Egozentrismus....oder sowas in der Art. 

    nicht ganz meine Richtung, oder nicht mehr...

     

    aber schön, durch diesen Disput, sich wieder in die Niederungen der Philosophie zu begeben!

     

    Danke allen, ist sehr erfrischend!

    ♥️

     

     

    Genau das ist das Schöne an unserem Austausch! Dein Gedankengang zeigt, worum es bei philosophischen Gesprächen wirklich geht.
     

    Anfangs waren wir uns unsicher, ob Diskussionen zwischen unterschiedlichen Positionen oder Gespräche mit "festgefahrenen" Menschen überhaupt sinnvoll sind. Doch deine Bereitschaft, die eigene Argumentation bis zu ihren Konsequenzen zu verfolgen und selbstkritisch zu hinterfragen, ist genau das, was einen echten Dialog so wertvoll macht.
     

    Ich finde es bewundernswert, wie du deine theoretische Position zu den Disput empfindest, berührt mich und bestärkt mich in der Überzeugung: Diese Gespräche lohnen sich, weil wir gemeinsam - jeder für sich, aber angeregt durch den anderen - dazulernen können.
     

    Danke dir für diesen bereichernden Austausch!

  • Gestern, 22:16

    Ich sehe noch einen Gesichtspunkt in unserer Diskussion erwähnenswert.

    Da doch eine Personalie mehrmals aufgetaucht war, und sei es nur zufällig, weil etwas auktuell in den Medien war: Herr Precht.

     

    Ich verwehre mich grundsätzlich dagegen, irgendwessen "Anhänger" zu sein, nur weil irgendwessen Meinung mit meiner übereinstimmt. Dieses Etikettieren und Lagerzuweisen finde ich etwas zu kurz gegriffen.

     

    Anhängerschaft an sich ist gerade in der Philosophie etwas suspekt. Menschen sind fehlbar, jemandem fanatisch zu folgen halte ich nicht für zielführend, auch nicht aus Liebe zur Weisheit.

     

    Grundsätzlich sehe ich Personalien in der Philosophie oder Literatur sehr differenziert: was Sartre schrieb ist nicht Sartre in persona. Ich liebe Canettis Literatur, aber der Mensch Canetti ist mir äußerst unangenehm, alleine das verhindert bei mir jedwede Anhängerschaft.

     

    Das kann man auch holistisch sehen: nicht jede Idee bei dem selben Philosophen ist blind anzunehmen, aber jemanden grundsätzlich abzulehnen, obwohl er in bestimmten Punkten recht hat finde ich unklug.

     

    Komplexe Philosophen haben immer sehr kontroverse Ideen hervorgebracht, das ist gerade das Stimulierende daran.

     

     

  • "Sinn" ja du hast es dir schon selbst beantwortet und siehst es nur nicht, deine Frage danach ist höchst philosophisch. Mit der Auseinandersetzung deiner Behauptungen/Beobachtungen ergeben sie schon die Antwort, die da lautet "JA".

  • Gestern, 21:31

     

    LaMart:

     

    Alica:

     

    Wenn man keine eigene Meinung hat, kopiert man einfach die Meinung eines anderen? 

    Einverständnis ist keine Kopie im semantischen Sinne und so fasse ich es auf. Das ist relativ einfach.

    Sehr guter Punkt! 

    Diese Unterscheidung zwischen blindem Kopieren und reflektiertem Einverständnis bringt die Diskussion auf den Punkt.
     

    Genau darum geht es doch: Ob eine Meinung wertvoll ist, hängt nicht davon ab, ob sie ursprünglich von mir stammt, sondern davon, wie ich zu ihr gekommen bin. Durch reflexhaftes Übernehmen - oder durch einen bewussten Prozess der Prüfung und Zustimmung.
     

    Das erklärt auch, warum Diskussionen mit Menschen, die nur nachplappern, so frustrierend sind. Während Gespräche mit denen, die ihre Zustimmung bewusst begründen können, selbst dann bereichernd sind, wenn man unterschiedlicher Meinung ist.
     

    Diese Unterscheidung sollte man immer im Hinterkopf behalten, bevor man ein Gespräch beginnt. Sie entscheidet darüber, ob man sich auf einen echten Austausch einlässt oder nur auf ein Gegenüber trifft, das fremde Positionen vervielfältigt.

  • Gestern, 20:49

     

    Alica:

    Dann finde ich es wichtig zwischen theoretischen und erlebten Argumenten zu unterscheiden. Gerade die Theoretiker sind meist absolut von ihrer Sichtweise überzeugt, ohne jemals praktische Erfahrungen gemacht zu haben. Sie plappern irgendwelche rhetorisch gut klingende Floskeln nach, die fern jeglicher Reflexion sind. Dazu zähle ich insbesondere Precht und seine Anhänger. In der Theorie klingt alles immer so klar und einfach. Wer aber aus eigenen Erfahrungen schöpfen kann, weiß, dass die Dinge meist nie so einfach liegen. Ich bevorzuge mich mit Menschen auszutauschen, die ihre Meinung durch eigene Erfahrungen erworben haben und dennoch bereit sind diese zu ändern, wenn sie neue Erfahrungen in dem Bereich machen. 

    Sehr guter Beitrag! 
    Er trifft den Nagel auf den Kopf - vor allem die Unterscheidung zwischen theoretischen und erlebten Argumenten. Du sprichst mir aus der Seele.
     

    Was ich besonders stark finde:

    Dass du den Unterschied zwischen Theorie und gelebter Erfahrung so klar benennst

    Der Hinweis, dass theoretische Argumente manchmal nur nachgeplappert werden, ohne tiefere Reflexion

    Dass du nicht Erfahrung gegen Theorie ausspielst, sondern den wertvollen Mittelweg beschreibst: Menschen, die sowohl Erfahrung besitzen als auch bereit sind, ihre Sichtweise zu hinterfragen


    Wo ich vielleicht eine kleine Ergänzung hätte:
    Manchmal kann auch reine Theorie wertvoll sein - etwa wenn es um Dinge geht, die wir nicht selbst erleben können. Und selbst bei Precht gibt es sicherlich Aspekte, die zum Nachdenken anregen, auch wenn man ihm nicht in allem zustimmt.
     

    Aber im Kern hast du absolut recht: Echte Gespräche entstehen da, wo Menschen ihre Überzeugungen wirklich durchdacht und erlebt haben - und dennoch offen für neue Perspektiven bleiben.

  • Gestern, 20:32

    Hallo Alica und all ihr Lieben, die sich für diese wichtigen Fragen interessiert,
     

    deine Frage ist mir selbst oft durch den Kopf gegangen. Aber sie kommt mir vor wie die Frage, ob es Sinn macht, medizinische Fragen mit Nicht-Medizinern zu diskutieren, wissenschaftliche Themen ohne Wissenschaftler zu besprechen oder ein Fußballspiel mit Nicht-Fußballern zu spielen.
     

    Ich denke, es kommt sehr darauf an, worum es dem Diskutierenden geht. Wenn es darum geht, die eigene Meinung zu überprüfen, indem man sie ausspricht, in den Diskurs geht und Kritik annehmen kann, dann kann man immer einen Gewinn für sich selbst ziehen. Ob es nun um Philosophie, medizinische Themen, Wissenschaft oder Fußball geht – man bringt etwas aus seiner eigenen Welt in die Gesellschaft ein, das entweder richtig oder fehlbehaftet ist. In beiden Fällen hat der offene Mensch die Chance, sich selbst besser einzuschätzen und seinen Horizont zu erweitern.
     

    Leider ist jeder Horizont in sich beschränkt, egal wie weit er reicht. Das zeigt aber gerade, dass es egal ist, welchen Horizont man hat – es gibt immer das Potenzial, ihn noch weiter zu vergrößern. Der Mensch kann nur wachsen, wenn er bereit ist, das fortwährend zu tun. Nur leider gibt es manche, die entweder nicht in der Lage dazu sind oder es nicht wollen, und wieder andere, die diesen Gedanken noch nicht einmal erfassen können. Und hier macht jede Diskussion und jedes Philosophieren keinen Sinn mehr.
     

    Um mir die Frage selbst zu beantworten, kam ich nicht umhin, meine Theorie zu überprüfen. Ich glaube, dass die Psychologie hier recht hat: Dem menschlichen Gehirn fällt es schwer, einmal gefestigte Überzeugungen aufzuweichen und sich zu verändern. Genau hier liegt das Problem. Wenn man diskutieren oder philosophieren möchte, dann sollte man sich dessen bewusst sein und sich selbst im Vorfeld öffnen, um neuen Meinungen einen Raum im eigenen Kopf zu schaffen. Nur in diesem Fall ist das Philosophieren mit einem Gegenüber überhaupt möglich.
     

    Vielleicht bringt es Nietzsche auf den Punkt: "Wer ein Warum hat, erträgt fast jedes Wie." Auch in schwierigen Diskussionen lohnt es sich, nach dem "Warum" des Dialogs zu fragen - dem eigenen wie dem des anderen.
     

    Am Ende bleibt dabei nur: Wenn ein Dialog möglich ist, können sich Meinungen ergänzen und Horizonte erweitern.

    Herzlich Grüße

  • Gestern, 14:36

     

    Alica:

    Eine Meinung bildet sich durch die Umstände, in denen ein Mensch sich befindet. Die Lebensrealität, die wir tagtäglich erleben, schränkt uns aber ein. So würde ich gar kein Verständnis für die Sichtweise eines Menschen entwickeln, wenn sie zu weit weg von meinem Erleben ist. Und an sich würde mich die Meinung eines anderen auch gar nicht interessieren, sofern sie keine Auswirkung auf meine Lebensqualität hat. Wenn beispielsweise jemand davon überzeugt ist, dass Hunde von Aliens auf die Welt gebracht worden sind, hätte ich kein Problem mit seiner Meinung. Jedoch wäre ich mir sehr sicher, dass er im Irrtum ist. Es wäre für mich aber nicht interessant deshalb mit ihm zu diskutieren. 

     

    Dann finde ich es wichtig zwischen theoretischen und erlebten Argumenten zu unterscheiden. Gerade die Theoretiker sind meist absolut von ihrer Sichtweise überzeugt, ohne jemals praktische Erfahrungen gemacht zu haben. Sie plappern irgendwelche rhetorisch gut klingende Floskeln nach, die fern jeglicher Reflexion sind. Dazu zähle ich insbesondere Precht und seine Anhänger. In der Theorie klingt alles immer so klar und einfach. Wer aber aus eigenen Erfahrungen schöpfen kann, weiß, dass die Dinge meist nie so einfach liegen. Ich bevorzuge mich mit Menschen auszutauschen, die ihre Meinung durch eigene Erfahrungen erworben haben und dennoch bereit sind diese zu ändern, wenn sie neue Erfahrungen in dem Bereich machen. 

    Ich gebe Dir insofern Recht, dass es gut ist, wenn Menschen ihre eigenen Erfahrungen haben, 
    aber wer sagt Dir, dass Herr Precht keine solchen hat, mit seiner ZDF- Sendung und PodCast
    steht er in der Öffentlichkeit und durch seine inhaltlichen Positionierungen der letzten Jahre
    ist er auch regelmäßig Kritik und Anfeindungen ausgesetzt, letztlich geht es bei Philosophie
    nicht darum einzelne Erfahrungen zu sammeln, sondern darum den Blick aufs Ganze zu rich-
    ten und einen Überblick über alle Erfahrungen verschiedener Lebensmilieus zu geben! 

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