Ich habe vor Kurzem hier etwas darüber gepostet (war neugierig, wie viele Menschen hier eine Therapie oder Coaching besuchen) und auch offen darüber gesprochen, dass ich seit langer Zeit Therapie und Coaching mache – freiwillig und auf eigene Kosten, weil ich den Mehrwert darin sehe. Umso enttäuschter war ich, als ich feststellen musste, dass ich von einer Dame dafür als „psychisch krank“ abgestempelt wurde.
Gleichzeitig haben mir viele Menschen privat geschrieben, dass sie ebenfalls in Therapie sind – aber es nicht öffentlich zugeben würden, aus Angst vor Verurteilung. Das hat mich traurig gemacht. Ich dachte, dass Therapie heutzutage kein Tabuthema mehr ist.
In meinem Freundeskreis und bei allen Weiterbildungen, die ich besuche, spricht man ganz offen über Therapie – unabhängig vom Alter, ob 25 oder 60 Jahre alt. Niemand schämt sich dafür. Im Gegenteil! Und diese Menschen sind nicht „gestört“ oder „psychisch krank“. Ganz im Gegenteil: Es sind selbstbewusste, liebevolle Menschen mit einem ruhigen, erfüllten Leben. Sie haben Partnerschaften, Familien und Kinder. Sie üben Berufe aus, die sie lieben – und nein, sie sind nicht alle Therapeuten. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen: HR-Manager, Ingenieure, Ärzte, Coaches und viele mehr.
Ich frage mich: Warum hält sich dieses Stigma immer noch? Warum gilt es als normal, in die Schule zu gehen, um Wissen zu erlangen, oder ins Fitnessstudio, um den Körper zu stärken – aber nicht, zur Therapie zu gehen, um die eigene mentale Gesundheit zu pflegen?
Sollten wir nicht endlich an einem Punkt sein, an dem Therapie als Zeichen von Selbstfürsorge und Wachstum gesehen wird, statt als Schwäche? Was müsste sich in unserer Gesellschaft ändern, damit Menschen sich nicht mehr dafür schämen müssen?