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  • Eine große Frage: Was ist der Sinn des Lebens? - was wenn man ihn nicht findet...

    Diskussion · 2.312 Beiträge · 41 Gefällt mir · 24.623 Aufrufe
    Anne aus Feldbach
    Freizeit (diverse)  ›  Kategorien  ›  Sport  ›  Sonstiges

    Es gibt kein sinnloses Leben, aber was ist der SINN? Das Leben selbst, die Liebe, die Verwirklichung des Selbst...? Freu mich auf euren persönlichen Sinn/Unsinn ;-) Lebt ihr ihn schon oder habt ihr ihn schon gefunden?

    23.01.19, 20:11

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    Es tönt momentan blöd, aber ich bin jeden Winter froh, dass ich jederzeit heizen kann. Was ich allerdings nicht tue. Aber die Möglichkeit beruhigt mich und gibt mir Sicherheit. Hätte ich das vor ein, zwei Jahren gesagt, hättest du dich vielleicht gewundert. Naja, heute ist das Thema Heizen im Winter in aller Munde. Deshalb werde ich mir andere Privilegien suchen müssen, über die ich mich von ganzem Herzen freuen kann.

    Ich habe an Orten gelebt ohne Kanalisation. Bei uns spülen wir das Klo mit Trinkwasser. Wenn ich von solchen Orten nach Hause zurückkehre, bin ich eine Weile jedes Mal erstaunt, wenn ich den Hahn öffne. Abgesehen davon, dass das Hahnenwasser erst vor relativ kurzer Zeit erfunden wurde. Vorher ging man an den Brunnen.

    Als Frau bin ich auch sehr dankbar für die relative Freiheit, in der ich in meinem Land lebe. Das war früher nicht so und ist anderswo immer noch (oder wieder) nicht so. Probleme sind relativ relativ.

    Ja. Ich war auch in der Situation, dass ich mir die Exkremente mit der linken Hand vom Hintern entfernt habe, dass ich zum Duschen an einen Brunnen gegangen bin, um mir wasser über den Körper zu schütten. Dass in einer Zweizimmerwohnung eine halbe Stunde am Tag Wasser lief. 10 Menschen, die sich die Wohnung teilten, haben dann aus einer Tonne gelebt, sich mit dem Wasser gewaschen, damit gekocht, damit geputzt.

     

    Für mich sind diese Dinge, über die wir hier schreiben, die wichtigen. Da mag es sein, dass die völlig unbedeutend sind, wenn man sich 100000 Kimometer und 10000 Jahre weg beamt. Das sind Fragen, die mich beschäftigen. Die kann man nicht mit Entertainment abtun. 

    Jein. Denn für mich ist das Leben eine Spielwiese. Andere nennen es ein Geschenk. Wieder andere sind sprachlich vielleicht etwas komisch gewickelt und sprechen von Entertainment. Aber meine Spielwiese und das Entertainment eines anderen sind vielleicht miteinander verwandt. Mit Spielwiese meine ich eben gerade, dass wir enorm viele spannende Dinge in und um uns haben, die einfach so da sind. Das nennst du dann wohl Achtsamkeit und Natur; gekoppelt mit Glück oder Dankbarkeit wäre das dann vielleicht meine Spielwiese und sein Entertainment. Bloss: Ich sprech mit Leuten lieber über anderes als darüber, was sie zu denken haben. Da sind Ch. und C. dann doch verschieden, hoffe ich.

    Genau so ist es. Achtsamkeit, Bewusstheit, Demut, Dankbarkeit, Liebe, Genügsamkeit. Die sind ja kein Selbstzweck. Und die sollen auch nichts abgehoben esoterisches oder religiöses sein. So meine ich das nicht. Wir sollen im Leben glücklich sein, Spaß haben, wir sollen soielen, sollen Erfahrungen machen ohne Ende.

    Jede Erfahrung ist auch wertvoll und sinnvoll. ABER: Krieg ist für mich nicht sinnvoll. Und wir sollten darauf hinwirken, dass viele Menschen diese Erfahrung nicht mehr machen müssen. Das meine ich. Dieser Aspekt ist mir wichtig. Bestimmte Dinge sollten eigentlich nicht sein. Zu sagen, doch, die sind einfach nur Entertainment. Damit komme ich nicht klar.

    Die kriegerische Handlung. Die ist für mich nicht sinnvoll. Die Erfahrung eines Kriegs hingegen kann einen Sinn haben. Das meine ich. 

    Es scheint aber doch komplizierter zu sein. Ich zum Beispiel habe vehement vertreten, dass der Einsatz von Waffen in jedem Fall falsch ist. Nun, es lässt sich nicht mehr überprüfen, was geschehen wäre, hätte man nicht auf Waffen gesetzt. Es ist auch nur meine Meinung, die ich in der warmen Stube vertrete, und zwar Jahrzehnte nachdem die Fenster in unserem Haus schwarze Vorhänge hatte, damit sie von Fliegern nicht gesehen werden konnten. Krieg kenne ich aus Erzählungen. Und ob man Waffen gebrauchen soll oder nicht, von Theoretikern. Mein liebster ist Gene Sharp (hier sehr verkürzt): Was ist gewaltfreie Aktion? – Albert-Einstein-Institution (aeinstein.org)

    Aber eben, ich hab gut reden.

    PS: Ich hab Gene Sharp zum Glück für mich entdeckt, als er noch lebte.

    Das ist nochmal eine andere Diskussion. Natürlich war es richtig, dass die alliierten Krieg gegen die Nazis geführt haben. Aber von der Idee her, ist ein Krieg nicht gut. Wäre es nun so, dass alle Menschen sinngemäß lebten, dann müsste es keinen Krieg geben. Das meine ich. Natürlich ist dem nicht so. In der Politik gibt es gute Kriege. Selbst ethisch betrachtet gibt es sie. Dennoch denke ich, dass es nicht zum Sinn des Lebens gehört. Kompliziert. Jetzt bin ich doch irgendwo auf einer religiösen Ebene.

    Ich plädiere eben für die Art Widerstand, die Gene Sharp beschreibt. Ist echt gut durchdacht und vielfach erprobt. Sobald Waffen im Spiel sind, gibt es eine Explosion der Opferzahlen. Es ist quasi ein Entscheid für den Schutz von Menschenleben. Vielleicht schaust du's dir ja mal an.

    Im Kleinen wär es dann das, was ich von einem Mediator hätte lernen müssen. Ist mir leider nicht gelungen. Man muss schon eine coole Socke sein und sehr, sehr viel Erfahrung mit menschlichen Regungen haben, um immer, jederzeit, überall als Mediator auftreten zu können, jeden Streit beilegen zu können und keinen Zwist eskalieren zu lassen.

    Zu sehen, dass das funktioniert, hat mich schwer beeindruckt.

    Schaue ich mir mal an. Auf jeden Fall sind wir dann an dem Punkt, den ich auch ununterbrochen wiederhole. Erfahrungen sind zwar nicht nur, aber eben auch dazu da, etwas zu lernen. Damit eben bestimmte Handlungen minimiert werden, idealerweise nicht mehr auftreten. Das klammert für mich die Entertainment-Theorie aus. Soooo doof ist meine Formel nicht. Finde ich. Ist deine Rede eigentlich fertig? Schickst du sie mir mal?

  • 28.10.22, 19:34 - Zuletzt bearbeitet 28.10.22, 19:36.

     

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    Es tönt momentan blöd, aber ich bin jeden Winter froh, dass ich jederzeit heizen kann. Was ich allerdings nicht tue. Aber die Möglichkeit beruhigt mich und gibt mir Sicherheit. Hätte ich das vor ein, zwei Jahren gesagt, hättest du dich vielleicht gewundert. Naja, heute ist das Thema Heizen im Winter in aller Munde. Deshalb werde ich mir andere Privilegien suchen müssen, über die ich mich von ganzem Herzen freuen kann.

    Ich habe an Orten gelebt ohne Kanalisation. Bei uns spülen wir das Klo mit Trinkwasser. Wenn ich von solchen Orten nach Hause zurückkehre, bin ich eine Weile jedes Mal erstaunt, wenn ich den Hahn öffne. Abgesehen davon, dass das Hahnenwasser erst vor relativ kurzer Zeit erfunden wurde. Vorher ging man an den Brunnen.

    Als Frau bin ich auch sehr dankbar für die relative Freiheit, in der ich in meinem Land lebe. Das war früher nicht so und ist anderswo immer noch (oder wieder) nicht so. Probleme sind relativ relativ.

    Ja. Ich war auch in der Situation, dass ich mir die Exkremente mit der linken Hand vom Hintern entfernt habe, dass ich zum Duschen an einen Brunnen gegangen bin, um mir wasser über den Körper zu schütten. Dass in einer Zweizimmerwohnung eine halbe Stunde am Tag Wasser lief. 10 Menschen, die sich die Wohnung teilten, haben dann aus einer Tonne gelebt, sich mit dem Wasser gewaschen, damit gekocht, damit geputzt.

     

    Für mich sind diese Dinge, über die wir hier schreiben, die wichtigen. Da mag es sein, dass die völlig unbedeutend sind, wenn man sich 100000 Kimometer und 10000 Jahre weg beamt. Das sind Fragen, die mich beschäftigen. Die kann man nicht mit Entertainment abtun. 

    Jein. Denn für mich ist das Leben eine Spielwiese. Andere nennen es ein Geschenk. Wieder andere sind sprachlich vielleicht etwas komisch gewickelt und sprechen von Entertainment. Aber meine Spielwiese und das Entertainment eines anderen sind vielleicht miteinander verwandt. Mit Spielwiese meine ich eben gerade, dass wir enorm viele spannende Dinge in und um uns haben, die einfach so da sind. Das nennst du dann wohl Achtsamkeit und Natur; gekoppelt mit Glück oder Dankbarkeit wäre das dann vielleicht meine Spielwiese und sein Entertainment. Bloss: Ich sprech mit Leuten lieber über anderes als darüber, was sie zu denken haben. Da sind Ch. und C. dann doch verschieden, hoffe ich.

    Genau so ist es. Achtsamkeit, Bewusstheit, Demut, Dankbarkeit, Liebe, Genügsamkeit. Die sind ja kein Selbstzweck. Und die sollen auch nichts abgehoben esoterisches oder religiöses sein. So meine ich das nicht. Wir sollen im Leben glücklich sein, Spaß haben, wir sollen soielen, sollen Erfahrungen machen ohne Ende.

    Jede Erfahrung ist auch wertvoll und sinnvoll. ABER: Krieg ist für mich nicht sinnvoll. Und wir sollten darauf hinwirken, dass viele Menschen diese Erfahrung nicht mehr machen müssen. Das meine ich. Dieser Aspekt ist mir wichtig. Bestimmte Dinge sollten eigentlich nicht sein. Zu sagen, doch, die sind einfach nur Entertainment. Damit komme ich nicht klar.

    Die kriegerische Handlung. Die ist für mich nicht sinnvoll. Die Erfahrung eines Kriegs hingegen kann einen Sinn haben. Das meine ich. 

    Es scheint aber doch komplizierter zu sein. Ich zum Beispiel habe vehement vertreten, dass der Einsatz von Waffen in jedem Fall falsch ist. Nun, es lässt sich nicht mehr überprüfen, was geschehen wäre, hätte man nicht auf Waffen gesetzt. Es ist auch nur meine Meinung, die ich in der warmen Stube vertrete, und zwar Jahrzehnte nachdem die Fenster in unserem Haus schwarze Vorhänge hatte, damit sie von Fliegern nicht gesehen werden konnten. Krieg kenne ich aus Erzählungen. Und ob man Waffen gebrauchen soll oder nicht, von Theoretikern. Mein liebster ist Gene Sharp (hier sehr verkürzt): Was ist gewaltfreie Aktion? – Albert-Einstein-Institution (aeinstein.org)

    Aber eben, ich hab gut reden.

    PS: Ich hab Gene Sharp zum Glück für mich entdeckt, als er noch lebte.

    Das ist nochmal eine andere Diskussion. Natürlich war es richtig, dass die alliierten Krieg gegen die Nazis geführt haben. Aber von der Idee her, ist ein Krieg nicht gut. Wäre es nun so, dass alle Menschen sinngemäß lebten, dann müsste es keinen Krieg geben. Das meine ich. Natürlich ist dem nicht so. In der Politik gibt es gute Kriege. Selbst ethisch betrachtet gibt es sie. Dennoch denke ich, dass es nicht zum Sinn des Lebens gehört. Kompliziert. Jetzt bin ich doch irgendwo auf einer religiösen Ebene.

    Ich plädiere eben für die Art Widerstand, die Gene Sharp beschreibt. Ist echt gut durchdacht und vielfach erprobt. Sobald Waffen im Spiel sind, gibt es eine Explosion der Opferzahlen. Es ist quasi ein Entscheid für den Schutz von Menschenleben. Vielleicht schaust du's dir ja mal an.

    Im Kleinen wär es dann das, was ich von einem Mediator hätte lernen müssen. Ist mir leider nicht gelungen. Man muss schon eine coole Socke sein und sehr, sehr viel Erfahrung mit menschlichen Regungen haben, um immer, jederzeit, überall als Mediator auftreten zu können, jeden Streit beilegen zu können und keinen Zwist eskalieren zu lassen.

    Zu sehen, dass das funktioniert, hat mich schwer beeindruckt.

  • 28.10.22, 19:24 - Zuletzt bearbeitet 28.10.22, 19:29.

     

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    Ich habe an Orten gelebt ohne Kanalisation. Bei uns spülen wir das Klo mit Trinkwasser. Wenn ich von solchen Orten nach Hause zurückkehre, bin ich eine Weile jedes Mal erstaunt, wenn ich den Hahn öffne. Abgesehen davon, dass das Hahnenwasser erst vor relativ kurzer Zeit erfunden wurde. Vorher ging man an den Brunnen.

    Als Frau bin ich auch sehr dankbar für die relative Freiheit, in der ich in meinem Land lebe. Das war früher nicht so und ist anderswo immer noch (oder wieder) nicht so. Probleme sind relativ relativ.

    Ja. Ich war auch in der Situation, dass ich mir die Exkremente mit der linken Hand vom Hintern entfernt habe, dass ich zum Duschen an einen Brunnen gegangen bin, um mir wasser über den Körper zu schütten. Dass in einer Zweizimmerwohnung eine halbe Stunde am Tag Wasser lief. 10 Menschen, die sich die Wohnung teilten, haben dann aus einer Tonne gelebt, sich mit dem Wasser gewaschen, damit gekocht, damit geputzt.

     

    Für mich sind diese Dinge, über die wir hier schreiben, die wichtigen. Da mag es sein, dass die völlig unbedeutend sind, wenn man sich 100000 Kimometer und 10000 Jahre weg beamt. Das sind Fragen, die mich beschäftigen. Die kann man nicht mit Entertainment abtun. 

    Jein. Denn für mich ist das Leben eine Spielwiese. Andere nennen es ein Geschenk. Wieder andere sind sprachlich vielleicht etwas komisch gewickelt und sprechen von Entertainment. Aber meine Spielwiese und das Entertainment eines anderen sind vielleicht miteinander verwandt. Mit Spielwiese meine ich eben gerade, dass wir enorm viele spannende Dinge in und um uns haben, die einfach so da sind. Das nennst du dann wohl Achtsamkeit und Natur; gekoppelt mit Glück oder Dankbarkeit wäre das dann vielleicht meine Spielwiese und sein Entertainment. Bloss: Ich sprech mit Leuten lieber über anderes als darüber, was sie zu denken haben. Da sind Ch. und C. dann doch verschieden, hoffe ich.

    Genau so ist es. Achtsamkeit, Bewusstheit, Demut, Dankbarkeit, Liebe, Genügsamkeit. Die sind ja kein Selbstzweck. Und die sollen auch nichts abgehoben esoterisches oder religiöses sein. So meine ich das nicht. Wir sollen im Leben glücklich sein, Spaß haben, wir sollen soielen, sollen Erfahrungen machen ohne Ende.

    Jede Erfahrung ist auch wertvoll und sinnvoll. ABER: Krieg ist für mich nicht sinnvoll. Und wir sollten darauf hinwirken, dass viele Menschen diese Erfahrung nicht mehr machen müssen. Das meine ich. Dieser Aspekt ist mir wichtig. Bestimmte Dinge sollten eigentlich nicht sein. Zu sagen, doch, die sind einfach nur Entertainment. Damit komme ich nicht klar.

    Die kriegerische Handlung. Die ist für mich nicht sinnvoll. Die Erfahrung eines Kriegs hingegen kann einen Sinn haben. Das meine ich. 

    Es scheint aber doch komplizierter zu sein. Ich zum Beispiel habe vehement vertreten, dass der Einsatz von Waffen in jedem Fall falsch ist. Nun, es lässt sich nicht mehr überprüfen, was geschehen wäre, hätte man nicht auf Waffen gesetzt. Es ist auch nur meine Meinung, die ich in der warmen Stube vertrete, und zwar Jahrzehnte nachdem die Fenster in unserem Haus schwarze Vorhänge hatte, damit sie von Fliegern nicht gesehen werden konnten. Krieg kenne ich aus Erzählungen. Und ob man Waffen gebrauchen soll oder nicht, von Theoretikern. Mein liebster ist Gene Sharp (hier sehr verkürzt): Was ist gewaltfreie Aktion? – Albert-Einstein-Institution (aeinstein.org)

    Aber eben, ich hab gut reden.

    PS: Ich hab Gene Sharp zum Glück für mich entdeckt, als er noch lebte.

    Das ist nochmal eine andere Diskussion. Natürlich war es richtig, dass die alliierten Krieg gegen die Nazis geführt haben. Aber von der Idee her, ist ein Krieg nicht gut. Wäre es nun so, dass alle Menschen sinngemäß lebten, dann müsste es keinen Krieg geben. Das meine ich. Natürlich ist dem nicht so. In der Politik gibt es gute Kriege. Selbst ethisch betrachtet gibt es sie. Dennoch denke ich, dass es nicht zum Sinn des Lebens gehört. Kompliziert. Jetzt bin ich doch irgendwo auf einer religiösen Ebene.

  • 28.10.22, 19:22

     

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    Ich habe an Orten gelebt ohne Kanalisation. Bei uns spülen wir das Klo mit Trinkwasser. Wenn ich von solchen Orten nach Hause zurückkehre, bin ich eine Weile jedes Mal erstaunt, wenn ich den Hahn öffne. Abgesehen davon, dass das Hahnenwasser erst vor relativ kurzer Zeit erfunden wurde. Vorher ging man an den Brunnen.

    Als Frau bin ich auch sehr dankbar für die relative Freiheit, in der ich in meinem Land lebe. Das war früher nicht so und ist anderswo immer noch (oder wieder) nicht so. Probleme sind relativ relativ.

    Ja. Ich war auch in der Situation, dass ich mir die Exkremente mit der linken Hand vom Hintern entfernt habe, dass ich zum Duschen an einen Brunnen gegangen bin, um mir wasser über den Körper zu schütten. Dass in einer Zweizimmerwohnung eine halbe Stunde am Tag Wasser lief. 10 Menschen, die sich die Wohnung teilten, haben dann aus einer Tonne gelebt, sich mit dem Wasser gewaschen, damit gekocht, damit geputzt.

     

    Für mich sind diese Dinge, über die wir hier schreiben, die wichtigen. Da mag es sein, dass die völlig unbedeutend sind, wenn man sich 100000 Kimometer und 10000 Jahre weg beamt. Das sind Fragen, die mich beschäftigen. Die kann man nicht mit Entertainment abtun. 

    Jein. Denn für mich ist das Leben eine Spielwiese. Andere nennen es ein Geschenk. Wieder andere sind sprachlich vielleicht etwas komisch gewickelt und sprechen von Entertainment. Aber meine Spielwiese und das Entertainment eines anderen sind vielleicht miteinander verwandt. Mit Spielwiese meine ich eben gerade, dass wir enorm viele spannende Dinge in und um uns haben, die einfach so da sind. Das nennst du dann wohl Achtsamkeit und Natur; gekoppelt mit Glück oder Dankbarkeit wäre das dann vielleicht meine Spielwiese und sein Entertainment. Bloss: Ich sprech mit Leuten lieber über anderes als darüber, was sie zu denken haben. Da sind Ch. und C. dann doch verschieden, hoffe ich.

    Genau so ist es. Achtsamkeit, Bewusstheit, Demut, Dankbarkeit, Liebe, Genügsamkeit. Die sind ja kein Selbstzweck. Und die sollen auch nichts abgehoben esoterisches oder religiöses sein. So meine ich das nicht. Wir sollen im Leben glücklich sein, Spaß haben, wir sollen soielen, sollen Erfahrungen machen ohne Ende.

    Jede Erfahrung ist auch wertvoll und sinnvoll. ABER: Krieg ist für mich nicht sinnvoll. Und wir sollten darauf hinwirken, dass viele Menschen diese Erfahrung nicht mehr machen müssen. Das meine ich. Dieser Aspekt ist mir wichtig. Bestimmte Dinge sollten eigentlich nicht sein. Zu sagen, doch, die sind einfach nur Entertainment. Damit komme ich nicht klar.

    Ich persönlich finde es menschenverachtend und damit lebensverachtend, zu sagen, Krieg ist Entertainment, Hungertod zu sterben ist Entertainment, nach einer Minenexplosion verkrüppelt zu sein ist Entertainment. Es gibt viele Schicksalsschlöge, die muss man hinnehmen. Einen schweren Unfall zum Beispiel. Dann muss man schauen, wie man damit umgeht und das beste daraus macht. Aber solches Leid, das Menschen anderen Menschen zufügen, das ist kein Entertainment. Da kann ich noch so theoretisch und abstrakt unterwegs sein. Dieser Begriff geht gar nicht. Und den kann man einmal leichtsinnig verwenden. So wie meine Formulierung mit der Erdung unglücklich war. Ich sagte ja auch, dass es mir schwer fällt, mich auszudrücken. Aber den Begriff beharrlich immer und immer wieder zu verwenden, sich einen Spaß daraus zu machen, das lässt mich an demjenigen, der ihn verwendet schon zweifeln. 

    Es ist auch zutiefst widersprüchlich, ein Sendungsbewusstsein zu haben und sich mit jedem anzulegen. So viel ich weiss, braucht man eine Hausmacht, wenn man ein Sendungsbewusstsein hat. Sonst gilt man schnell mal als verrückt.

  • 28.10.22, 19:19 - Zuletzt bearbeitet 28.10.22, 19:22.

     

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    Ich habe an Orten gelebt ohne Kanalisation. Bei uns spülen wir das Klo mit Trinkwasser. Wenn ich von solchen Orten nach Hause zurückkehre, bin ich eine Weile jedes Mal erstaunt, wenn ich den Hahn öffne. Abgesehen davon, dass das Hahnenwasser erst vor relativ kurzer Zeit erfunden wurde. Vorher ging man an den Brunnen.

    Als Frau bin ich auch sehr dankbar für die relative Freiheit, in der ich in meinem Land lebe. Das war früher nicht so und ist anderswo immer noch (oder wieder) nicht so. Probleme sind relativ relativ.

    Ja. Ich war auch in der Situation, dass ich mir die Exkremente mit der linken Hand vom Hintern entfernt habe, dass ich zum Duschen an einen Brunnen gegangen bin, um mir wasser über den Körper zu schütten. Dass in einer Zweizimmerwohnung eine halbe Stunde am Tag Wasser lief. 10 Menschen, die sich die Wohnung teilten, haben dann aus einer Tonne gelebt, sich mit dem Wasser gewaschen, damit gekocht, damit geputzt.

     

    Für mich sind diese Dinge, über die wir hier schreiben, die wichtigen. Da mag es sein, dass die völlig unbedeutend sind, wenn man sich 100000 Kimometer und 10000 Jahre weg beamt. Das sind Fragen, die mich beschäftigen. Die kann man nicht mit Entertainment abtun. 

    Jein. Denn für mich ist das Leben eine Spielwiese. Andere nennen es ein Geschenk. Wieder andere sind sprachlich vielleicht etwas komisch gewickelt und sprechen von Entertainment. Aber meine Spielwiese und das Entertainment eines anderen sind vielleicht miteinander verwandt. Mit Spielwiese meine ich eben gerade, dass wir enorm viele spannende Dinge in und um uns haben, die einfach so da sind. Das nennst du dann wohl Achtsamkeit und Natur; gekoppelt mit Glück oder Dankbarkeit wäre das dann vielleicht meine Spielwiese und sein Entertainment. Bloss: Ich sprech mit Leuten lieber über anderes als darüber, was sie zu denken haben. Da sind Ch. und C. dann doch verschieden, hoffe ich.

    Genau so ist es. Achtsamkeit, Bewusstheit, Demut, Dankbarkeit, Liebe, Genügsamkeit. Die sind ja kein Selbstzweck. Und die sollen auch nichts abgehoben esoterisches oder religiöses sein. So meine ich das nicht. Wir sollen im Leben glücklich sein, Spaß haben, wir sollen soielen, sollen Erfahrungen machen ohne Ende.

    Jede Erfahrung ist auch wertvoll und sinnvoll. ABER: Krieg ist für mich nicht sinnvoll. Und wir sollten darauf hinwirken, dass viele Menschen diese Erfahrung nicht mehr machen müssen. Das meine ich. Dieser Aspekt ist mir wichtig. Bestimmte Dinge sollten eigentlich nicht sein. Zu sagen, doch, die sind einfach nur Entertainment. Damit komme ich nicht klar.

    Die kriegerische Handlung. Die ist für mich nicht sinnvoll. Die Erfahrung eines Kriegs hingegen kann einen Sinn haben. Das meine ich. 

    Es scheint aber doch komplizierter zu sein. Ich zum Beispiel habe vehement vertreten, dass der Einsatz von Waffen in jedem Fall falsch ist. Nun, es lässt sich nicht mehr überprüfen, was geschehen wäre, hätte man nicht auf Waffen gesetzt. Es ist auch nur meine Meinung, die ich in der warmen Stube vertrete, und zwar Jahrzehnte nachdem die Fenster in unserem Haus schwarze Vorhänge hatten, damit das Haus von Fliegern nicht gesehen werden konnte. Krieg kenne ich aus Erzählungen. Und ob man Waffen gebrauchen soll oder nicht, von Theoretikern. Mein liebster ist Gene Sharp (hier sehr verkürzt): Was ist gewaltfreie Aktion? – Albert-Einstein-Institution (aeinstein.org)

    Aber eben, ich hab gut reden.

    PS: Ich hab Gene Sharp zum Glück für mich entdeckt, als er noch lebte.

  • 28.10.22, 19:15 - Zuletzt bearbeitet 28.10.22, 19:18.

     

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    Es tönt momentan blöd, aber ich bin jeden Winter froh, dass ich jederzeit heizen kann. Was ich allerdings nicht tue. Aber die Möglichkeit beruhigt mich und gibt mir Sicherheit. Hätte ich das vor ein, zwei Jahren gesagt, hättest du dich vielleicht gewundert. Naja, heute ist das Thema Heizen im Winter in aller Munde. Deshalb werde ich mir andere Privilegien suchen müssen, über die ich mich von ganzem Herzen freuen kann.

    Ich habe an Orten gelebt ohne Kanalisation. Bei uns spülen wir das Klo mit Trinkwasser. Wenn ich von solchen Orten nach Hause zurückkehre, bin ich eine Weile jedes Mal erstaunt, wenn ich den Hahn öffne. Abgesehen davon, dass das Hahnenwasser erst vor relativ kurzer Zeit erfunden wurde. Vorher ging man an den Brunnen.

    Als Frau bin ich auch sehr dankbar für die relative Freiheit, in der ich in meinem Land lebe. Das war früher nicht so und ist anderswo immer noch (oder wieder) nicht so. Probleme sind relativ relativ.

    Ja. Ich war auch in der Situation, dass ich mir die Exkremente mit der linken Hand vom Hintern entfernt habe, dass ich zum Duschen an einen Brunnen gegangen bin, um mir wasser über den Körper zu schütten. Dass in einer Zweizimmerwohnung eine halbe Stunde am Tag Wasser lief. 10 Menschen, die sich die Wohnung teilten, haben dann aus einer Tonne gelebt, sich mit dem Wasser gewaschen, damit gekocht, damit geputzt.

     

    Für mich sind diese Dinge, über die wir hier schreiben, die wichtigen. Da mag es sein, dass die völlig unbedeutend sind, wenn man sich 100000 Kimometer und 10000 Jahre weg beamt. Das sind Fragen, die mich beschäftigen. Die kann man nicht mit Entertainment abtun. 

    Jein. Denn für mich ist das Leben eine Spielwiese. Andere nennen es ein Geschenk. Wieder andere sind sprachlich vielleicht etwas komisch gewickelt und sprechen von Entertainment. Aber meine Spielwiese und das Entertainment eines anderen sind vielleicht miteinander verwandt. Mit Spielwiese meine ich eben gerade, dass wir enorm viele spannende Dinge in und um uns haben, die einfach so da sind. Das nennst du dann wohl Achtsamkeit und Natur; gekoppelt mit Glück oder Dankbarkeit wäre das dann vielleicht meine Spielwiese und sein Entertainment. Bloss: Ich sprech mit Leuten lieber über anderes als darüber, was sie zu denken haben. Da sind Ch. und C. dann doch verschieden, hoffe ich.

    Genau so ist es. Achtsamkeit, Bewusstheit, Demut, Dankbarkeit, Liebe, Genügsamkeit. Die sind ja kein Selbstzweck. Und die sollen auch nichts abgehoben esoterisches oder religiöses sein. So meine ich das nicht. Wir sollen im Leben glücklich sein, Spaß haben, wir sollen soielen, sollen Erfahrungen machen ohne Ende.

    Jede Erfahrung ist auch wertvoll und sinnvoll. ABER: Krieg ist für mich nicht sinnvoll. Und wir sollten darauf hinwirken, dass viele Menschen diese Erfahrung nicht mehr machen müssen. Das meine ich. Dieser Aspekt ist mir wichtig. Bestimmte Dinge sollten eigentlich nicht sein. Zu sagen, doch, die sind einfach nur Entertainment. Damit komme ich nicht klar.

    Ich persönlich finde es menschenverachtend und damit lebensverachtend, zu sagen, Krieg ist Entertainment, Hungertod zu sterben ist Entertainment, nach einer Minenexplosion verkrüppelt zu sein ist Entertainment. Es gibt viele Schicksalsschlöge, die muss man hinnehmen. Einen schweren Unfall zum Beispiel. Dann muss man schauen, wie man damit umgeht und das beste daraus macht. Aber solches Leid, das Menschen anderen Menschen zufügen, das ist kein Entertainment. Da kann ich noch so theoretisch und abstrakt unterwegs sein. Dieser Begriff geht gar nicht. Und den kann man einmal leichtsinnig verwenden. So wie meine Formulierung mit der Erdung unglücklich war. Ich sagte ja auch, dass es mir schwer fällt, mich auszudrücken. Aber den Begriff beharrlich immer und immer wieder zu verwenden, sich einen Spaß daraus zu machen, das lässt mich an demjenigen, der ihn verwendet schon zweifeln. 

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    Es tönt momentan blöd, aber ich bin jeden Winter froh, dass ich jederzeit heizen kann. Was ich allerdings nicht tue. Aber die Möglichkeit beruhigt mich und gibt mir Sicherheit. Hätte ich das vor ein, zwei Jahren gesagt, hättest du dich vielleicht gewundert. Naja, heute ist das Thema Heizen im Winter in aller Munde. Deshalb werde ich mir andere Privilegien suchen müssen, über die ich mich von ganzem Herzen freuen kann.

    Ich habe an Orten gelebt ohne Kanalisation. Bei uns spülen wir das Klo mit Trinkwasser. Wenn ich von solchen Orten nach Hause zurückkehre, bin ich eine Weile jedes Mal erstaunt, wenn ich den Hahn öffne. Abgesehen davon, dass das Hahnenwasser erst vor relativ kurzer Zeit erfunden wurde. Vorher ging man an den Brunnen.

    Als Frau bin ich auch sehr dankbar für die relative Freiheit, in der ich in meinem Land lebe. Das war früher nicht so und ist anderswo immer noch (oder wieder) nicht so. Probleme sind relativ relativ.

    Ja. Ich war auch in der Situation, dass ich mir die Exkremente mit der linken Hand vom Hintern entfernt habe, dass ich zum Duschen an einen Brunnen gegangen bin, um mir wasser über den Körper zu schütten. Dass in einer Zweizimmerwohnung eine halbe Stunde am Tag Wasser lief. 10 Menschen, die sich die Wohnung teilten, haben dann aus einer Tonne gelebt, sich mit dem Wasser gewaschen, damit gekocht, damit geputzt.

     

    Für mich sind diese Dinge, über die wir hier schreiben, die wichtigen. Da mag es sein, dass die völlig unbedeutend sind, wenn man sich 100000 Kimometer und 10000 Jahre weg beamt. Das sind Fragen, die mich beschäftigen. Die kann man nicht mit Entertainment abtun. 

    Jein. Denn für mich ist das Leben eine Spielwiese. Andere nennen es ein Geschenk. Wieder andere sind sprachlich vielleicht etwas komisch gewickelt und sprechen von Entertainment. Aber meine Spielwiese und das Entertainment eines anderen sind vielleicht miteinander verwandt. Mit Spielwiese meine ich eben gerade, dass wir enorm viele spannende Dinge in und um uns haben, die einfach so da sind. Das nennst du dann wohl Achtsamkeit und Natur; gekoppelt mit Glück oder Dankbarkeit wäre das dann vielleicht meine Spielwiese und sein Entertainment. Bloss: Ich sprech mit Leuten lieber über anderes als darüber, was sie zu denken haben. Da sind Ch. und C. dann doch verschieden, hoffe ich.

    Genau so ist es. Achtsamkeit, Bewusstheit, Demut, Dankbarkeit, Liebe, Genügsamkeit. Die sind ja kein Selbstzweck. Und die sollen auch nichts abgehoben esoterisches oder religiöses sein. So meine ich das nicht. Wir sollen im Leben glücklich sein, Spaß haben, wir sollen soielen, sollen Erfahrungen machen ohne Ende.

    Jede Erfahrung ist auch wertvoll und sinnvoll. ABER: Krieg ist für mich nicht sinnvoll. Und wir sollten darauf hinwirken, dass viele Menschen diese Erfahrung nicht mehr machen müssen. Das meine ich. Dieser Aspekt ist mir wichtig. Bestimmte Dinge sollten eigentlich nicht sein. Zu sagen, doch, die sind einfach nur Entertainment. Damit komme ich nicht klar.

    Die kriegerische Handlung. Die ist für mich nicht sinnvoll. Die Erfahrung eines Kriegs hingegen kann einen Sinn haben. Das meine ich. 

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    Corinne:

     

    Andreas:

    Ich würde gerne noch mal was anderes in den Raum stellen. Bei mir kommen einige Beiträge so an, als wäre es ein Luxusproblem, sich die Sinnfrage zu stellen. Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche, und wenn es die Frage nach dem Sinn des Lebens ist. Der arme Mensch, der täglich ums Überleben kämpft, hingegen hat so viel mit sich zu tun, dass er sich die Frage gar nicht stellen kann. Da mag was dran sein. Zusätzlich könnte es aber auch sein, dass diese Menschen sich ihre Erdung nicht durch eine Gesellschaft wie die, in der wir Leben, "versauen". Auf Grund ihrer Lebenssituation haben sie einen "gesunden" Blick auf das Leben. Oder einen ursprünglicheren Blick. Ich weiß nicht, ob deutlich wird was ich meine.

    Was ich wirklich schlimm finde, dass viele Menschen, nämlich die aus dem Song, sich eben nicht die Sinnfrage stellen. Die leben "sinnlos" ihr Leben. Wenn sie denn glücklich wären, dann wäre das ja völlig in Ordnung. Aber die meisten sind es eben nicht. Die wenigsten Menschen, die sich den Luxus erlauben könnten, die Sinnfrage zu stellen, tun dieses. Wer stellt sich also die Sinnfrage? Sicherlich Leute, die etwas in ihrem Leben vermissen. Warum stellt ihr sie euch?

    Ich persönlich bin in der Lage, mein Leben sinnvoll zu gestalten, es zu genießen, interessante Erfahrungen zu machen. Dennoch berührt mich was derzeit in der Welt geschieht. Irgendwie scheinen ja von allen Seiten gleichzeitig die Katastophen auf uns hineinzubrechen..Und ich stelle mir die Frage in welcher Welt meine Kinder leben werden und deren Kinder und deren Kinder... Vielleicht ist das was geschieht aber auch ein Auslöser für eine riesige Transformation hin zu vielleicht etwas "besserem" zumindest aber zu etwas völlig neuem?

    Das seh ich anders. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ähnelt mir zu sehr vielen religiösen Fragestellungen. Und Religion lehne ich kategorisch ab. Ich bin auch etwas geschockt über deine Aussage zu den geerdeten Menschen. So sieht's momentan auf der Welt leider nicht aus. Es sind Kämpfe um's nackte Überleben, verlorene Generationen, Nationen, in denen Kinder sich um Kinder kümmern müssen. Nicht geerdete Menschen. Es gibt nur noch sehr wenige Fleckchen Erde, in denen Menschen fernab von dem leben, was wir kennen. Die Armut, von der ich weiss, gebiert auch nicht nur edle Solidarität, sondern ebenso sinnlose Gewalt. Also, wer bitteschön, sollte geerdet sein?

    So einen Einwand habe ich befürchtet. Ich habe viele Menschen kennen gelernt, die eine solche Lebensfreude ausgestrahlt haben. Die in einfachsten Verhälntissen leben und dennoch glücklich waren. Sicherlich ist es total verkehrt zu sagem arm = glücklich = geerdet. Es ist schwer auszudrücken was ich meine. Aber ich habe das oft erfahren. Auch gibt es ja viele Untersuchungen, über die Kriterien mag man sich streiten, die zeigen, dass die Menschen in den wohlhabenden Ländern unglücklicher sind, als die in nicht so wohlhabenden. Klar, wenn man um sein Überleben wirklich kämpfen muss, im wahrsten Sinn des Wortes, dann sieht es anders aus.

    Naja, wir definieren Glück falsch, das ist alles. Wenn man uns fragt, ob wir glücklich sind, und wir uns dann über's Wetter oder den Chef ärgern oder irgendeine perfekte Beziehung herbeisehnen, bedenken wir nicht, dass aus dem Hahn jederzeit sauberes Wasser fliesst und die Wahrscheinlichkeit, durch eine Mine, Bombe oder Kugel umzukommen, verschwindend klein ist, und so weiter. Wir würden ganz schnell feststellen, welches Glück wir haben, wenn uns auch nur eine der Selbstverständlichkeiten genommen würde. Wie wär's beispielsweise mit einem Willkürstaat? Willkürliche Verhaftungen einer Berufsgruppe, beispielsweise. War vor ein paar Jahren in der Türkei der Fall. Zehntausende Lehrer wurden weggeräumt. Ich nehm's nur als Beispiel, weil die Türkei nicht am Ende der Welt liegt. Von hier aus betrachtet. Vielleicht sind die Menschen, an die du denkst, genügsame Menschen. Ich kenne solche, und es sind welche, die einfach viel arbeiten, ohne Stress, aber auch, ohne gross über Sinnfragen nachzudenken. Ich gesund? Okay, Kinder gesund? Prima. Essen da? Alles in Ordnung. Und fertig. Was du meinst, ist Jammern auf hohem Niveau.

    Bezüglich des ersten Teils deines Posts. Auch das ist Achtsamkeit. Ich versuche mehr und mehr diese zu entwickeln. Beispiel: Wenn ich unter der Dusche stehe, dann gehört dazu das sensorische, das Spüren von warmen Wasser auf meinem Körper. Und dann kann ich aber weiter gehen und mir sagen: Ist es nicht toll, dass jemand Heizungen erfunden hat, die mein Wasser warm machen? Ist es nicht genial, dass es Wasserweke gibt? Kann ich nicht dankbar sein, dass jemand mein Bad installiert hat, dass Leute sich um unsere Infrasturktur kümmern, dass ich nicht zu einem Wasserloch laufen muss, das nicht abkochen muss... Und das könnte man ständig machen, bei allem. Wir müssten eingentlich jede Minute rufen: "Scheiße, was geht es mir gut." Warum empfinden wir das nicht? Weil wir nicht achtsam sind, weil wir nicht bewusst sind. Das hat nichts mir Religion zu tun. Und ist man religiös, wenn man an die Liebe glaubt und sie sich für alle wünscht? Ich gehöre keiner Religion an. Aber interessieren tue ich mich sehr für sie. So wie für Philosophie. 

    Für mich sind die Schattenseiten der Religion zu gross. Die Esoterik operiert dazu noch mit Konstrukten, bei denen man nur scheitern kann oder die schlicht zu komplex und nur was für ausgewählte Experten sind. Und da ist immer auch die Angst. Ohne Angst keine Religion, könnte ich fast sagen. Warum sollte man auch Jesus nachrennen, wenn man genauso gut zu Hause auf der Bank sitzen und in die Sonne blinzeln kann? Weil es ein Fegefeuer, eine Seele und weiss der Geier was noch alles gibt. Das Leben nach dem Tod macht das jetzige auch nicht besser. Wehe, heute mach ich was falsch, dann bin ich morgen eine Kröte. So in der Art. Ich sterb einfach mal, werde dann wohl Asche, falls das zu dem Zeitpunkt gerade passt, aber das müssen wohl die Nachfahren entscheiden. Jedenfalls reicht mir das auch. Ich müsste mich mal bei Religionen umhören, die kein Jenseits kennen.

    Da hast du völlig recht. Für mich ist die Essenz des Christentum die (Nächsten-)Liebe. Alles andere ist menschengemachtes Machwerk, in erster Linie um zu manipulieren oder Macht ausüben zu können. Viele Religionen haben einen Kern, der einem viel geben kann. Der Budhismus zum Beispiel. Auch hier ist es so, dass da vieles hinzugefügt worden ist, dann finden immer auch Verbindungen mit Traditionen statt. Der Kern ist eine philosophische Aussage. Der Kern ist keine Religion.

    Die Kirchengeschichte ist doch interessant. Weder die Bibel noch der Koran wurden zu Lebzeiten von Jesus respektive Mohammed geschrieben. Nicht mal kurz nach deren Tod. Sondern irgendwann setzte sich ein Kanon durch (genauer: wurde durchgesetzt), andere Aufzeichnungen wurden verworfen. Ich weiss jetzt nicht so viel von J. aus N., aber etwas schräg drauf war der auf jeden Fall auch. Bei mir reicht, wie gesagt, ein Jenseits, dass ich es jenseits finde. ;)

    Ja. Ganz genau.

  •  

    Corinne:

     

    Andreas:

     

    Corinne:

    Es tönt momentan blöd, aber ich bin jeden Winter froh, dass ich jederzeit heizen kann. Was ich allerdings nicht tue. Aber die Möglichkeit beruhigt mich und gibt mir Sicherheit. Hätte ich das vor ein, zwei Jahren gesagt, hättest du dich vielleicht gewundert. Naja, heute ist das Thema Heizen im Winter in aller Munde. Deshalb werde ich mir andere Privilegien suchen müssen, über die ich mich von ganzem Herzen freuen kann.

    Ich habe an Orten gelebt ohne Kanalisation. Bei uns spülen wir das Klo mit Trinkwasser. Wenn ich von solchen Orten nach Hause zurückkehre, bin ich eine Weile jedes Mal erstaunt, wenn ich den Hahn öffne. Abgesehen davon, dass das Hahnenwasser erst vor relativ kurzer Zeit erfunden wurde. Vorher ging man an den Brunnen.

    Als Frau bin ich auch sehr dankbar für die relative Freiheit, in der ich in meinem Land lebe. Das war früher nicht so und ist anderswo immer noch (oder wieder) nicht so. Probleme sind relativ relativ.

    Ja. Ich war auch in der Situation, dass ich mir die Exkremente mit der linken Hand vom Hintern entfernt habe, dass ich zum Duschen an einen Brunnen gegangen bin, um mir wasser über den Körper zu schütten. Dass in einer Zweizimmerwohnung eine halbe Stunde am Tag Wasser lief. 10 Menschen, die sich die Wohnung teilten, haben dann aus einer Tonne gelebt, sich mit dem Wasser gewaschen, damit gekocht, damit geputzt.

     

    Für mich sind diese Dinge, über die wir hier schreiben, die wichtigen. Da mag es sein, dass die völlig unbedeutend sind, wenn man sich 100000 Kimometer und 10000 Jahre weg beamt. Das sind Fragen, die mich beschäftigen. Die kann man nicht mit Entertainment abtun. 

    Jein. Denn für mich ist das Leben eine Spielwiese. Andere nennen es ein Geschenk. Wieder andere sind sprachlich vielleicht etwas komisch gewickelt und sprechen von Entertainment. Aber meine Spielwiese und das Entertainment eines anderen sind vielleicht miteinander verwandt. Mit Spielwiese meine ich eben gerade, dass wir enorm viele spannende Dinge in und um uns haben, die einfach so da sind. Das nennst du dann wohl Achtsamkeit und Natur; gekoppelt mit Glück oder Dankbarkeit wäre das dann vielleicht meine Spielwiese und sein Entertainment. Bloss: Ich sprech mit Leuten lieber über anderes als darüber, was sie zu denken haben. Da sind Ch. und C. dann doch verschieden, hoffe ich.

    Genau so ist es. Achtsamkeit, Bewusstheit, Demut, Dankbarkeit, Liebe, Genügsamkeit. Die sind ja kein Selbstzweck. Und die sollen auch nichts abgehoben esoterisches oder religiöses sein. So meine ich das nicht. Wir sollen im Leben glücklich sein, Spaß haben, wir sollen soielen, sollen Erfahrungen machen ohne Ende.

    Jede Erfahrung ist auch wertvoll und sinnvoll. ABER: Krieg ist für mich nicht sinnvoll. Und wir sollten darauf hinwirken, dass viele Menschen diese Erfahrung nicht mehr machen müssen. Das meine ich. Dieser Aspekt ist mir wichtig. Bestimmte Dinge sollten eigentlich nicht sein. Zu sagen, doch, die sind einfach nur Entertainment. Damit komme ich nicht klar.

  • 28.10.22, 18:57 - Zuletzt bearbeitet 28.10.22, 18:58.

     

    Andreas:

     

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    Ich würde gerne noch mal was anderes in den Raum stellen. Bei mir kommen einige Beiträge so an, als wäre es ein Luxusproblem, sich die Sinnfrage zu stellen. Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche, und wenn es die Frage nach dem Sinn des Lebens ist. Der arme Mensch, der täglich ums Überleben kämpft, hingegen hat so viel mit sich zu tun, dass er sich die Frage gar nicht stellen kann. Da mag was dran sein. Zusätzlich könnte es aber auch sein, dass diese Menschen sich ihre Erdung nicht durch eine Gesellschaft wie die, in der wir Leben, "versauen". Auf Grund ihrer Lebenssituation haben sie einen "gesunden" Blick auf das Leben. Oder einen ursprünglicheren Blick. Ich weiß nicht, ob deutlich wird was ich meine.

    Was ich wirklich schlimm finde, dass viele Menschen, nämlich die aus dem Song, sich eben nicht die Sinnfrage stellen. Die leben "sinnlos" ihr Leben. Wenn sie denn glücklich wären, dann wäre das ja völlig in Ordnung. Aber die meisten sind es eben nicht. Die wenigsten Menschen, die sich den Luxus erlauben könnten, die Sinnfrage zu stellen, tun dieses. Wer stellt sich also die Sinnfrage? Sicherlich Leute, die etwas in ihrem Leben vermissen. Warum stellt ihr sie euch?

    Ich persönlich bin in der Lage, mein Leben sinnvoll zu gestalten, es zu genießen, interessante Erfahrungen zu machen. Dennoch berührt mich was derzeit in der Welt geschieht. Irgendwie scheinen ja von allen Seiten gleichzeitig die Katastophen auf uns hineinzubrechen..Und ich stelle mir die Frage in welcher Welt meine Kinder leben werden und deren Kinder und deren Kinder... Vielleicht ist das was geschieht aber auch ein Auslöser für eine riesige Transformation hin zu vielleicht etwas "besserem" zumindest aber zu etwas völlig neuem?

    Das seh ich anders. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ähnelt mir zu sehr vielen religiösen Fragestellungen. Und Religion lehne ich kategorisch ab. Ich bin auch etwas geschockt über deine Aussage zu den geerdeten Menschen. So sieht's momentan auf der Welt leider nicht aus. Es sind Kämpfe um's nackte Überleben, verlorene Generationen, Nationen, in denen Kinder sich um Kinder kümmern müssen. Nicht geerdete Menschen. Es gibt nur noch sehr wenige Fleckchen Erde, in denen Menschen fernab von dem leben, was wir kennen. Die Armut, von der ich weiss, gebiert auch nicht nur edle Solidarität, sondern ebenso sinnlose Gewalt. Also, wer bitteschön, sollte geerdet sein?

    So einen Einwand habe ich befürchtet. Ich habe viele Menschen kennen gelernt, die eine solche Lebensfreude ausgestrahlt haben. Die in einfachsten Verhälntissen leben und dennoch glücklich waren. Sicherlich ist es total verkehrt zu sagem arm = glücklich = geerdet. Es ist schwer auszudrücken was ich meine. Aber ich habe das oft erfahren. Auch gibt es ja viele Untersuchungen, über die Kriterien mag man sich streiten, die zeigen, dass die Menschen in den wohlhabenden Ländern unglücklicher sind, als die in nicht so wohlhabenden. Klar, wenn man um sein Überleben wirklich kämpfen muss, im wahrsten Sinn des Wortes, dann sieht es anders aus.

    Naja, wir definieren Glück falsch, das ist alles. Wenn man uns fragt, ob wir glücklich sind, und wir uns dann über's Wetter oder den Chef ärgern oder irgendeine perfekte Beziehung herbeisehnen, bedenken wir nicht, dass aus dem Hahn jederzeit sauberes Wasser fliesst und die Wahrscheinlichkeit, durch eine Mine, Bombe oder Kugel umzukommen, verschwindend klein ist, und so weiter. Wir würden ganz schnell feststellen, welches Glück wir haben, wenn uns auch nur eine der Selbstverständlichkeiten genommen würde. Wie wär's beispielsweise mit einem Willkürstaat? Willkürliche Verhaftungen einer Berufsgruppe, beispielsweise. War vor ein paar Jahren in der Türkei der Fall. Zehntausende Lehrer wurden weggeräumt. Ich nehm's nur als Beispiel, weil die Türkei nicht am Ende der Welt liegt. Von hier aus betrachtet. Vielleicht sind die Menschen, an die du denkst, genügsame Menschen. Ich kenne solche, und es sind welche, die einfach viel arbeiten, ohne Stress, aber auch, ohne gross über Sinnfragen nachzudenken. Ich gesund? Okay, Kinder gesund? Prima. Essen da? Alles in Ordnung. Und fertig. Was du meinst, ist Jammern auf hohem Niveau.

    Bezüglich des ersten Teils deines Posts. Auch das ist Achtsamkeit. Ich versuche mehr und mehr diese zu entwickeln. Beispiel: Wenn ich unter der Dusche stehe, dann gehört dazu das sensorische, das Spüren von warmen Wasser auf meinem Körper. Und dann kann ich aber weiter gehen und mir sagen: Ist es nicht toll, dass jemand Heizungen erfunden hat, die mein Wasser warm machen? Ist es nicht genial, dass es Wasserweke gibt? Kann ich nicht dankbar sein, dass jemand mein Bad installiert hat, dass Leute sich um unsere Infrasturktur kümmern, dass ich nicht zu einem Wasserloch laufen muss, das nicht abkochen muss... Und das könnte man ständig machen, bei allem. Wir müssten eingentlich jede Minute rufen: "Scheiße, was geht es mir gut." Warum empfinden wir das nicht? Weil wir nicht achtsam sind, weil wir nicht bewusst sind. Das hat nichts mir Religion zu tun. Und ist man religiös, wenn man an die Liebe glaubt und sie sich für alle wünscht? Ich gehöre keiner Religion an. Aber interessieren tue ich mich sehr für sie. So wie für Philosophie. 

    Für mich sind die Schattenseiten der Religion zu gross. Die Esoterik operiert dazu noch mit Konstrukten, bei denen man nur scheitern kann oder die schlicht zu komplex und nur was für ausgewählte Experten sind. Und da ist immer auch die Angst. Ohne Angst keine Religion, könnte ich fast sagen. Warum sollte man auch Jesus nachrennen, wenn man genauso gut zu Hause auf der Bank sitzen und in die Sonne blinzeln kann? Weil es ein Fegefeuer, eine Seele und weiss der Geier was noch alles gibt. Das Leben nach dem Tod macht das jetzige auch nicht besser. Wehe, heute mach ich was falsch, dann bin ich morgen eine Kröte. So in der Art. Ich sterb einfach mal, werde dann wohl Asche, falls das zu dem Zeitpunkt gerade passt, aber das müssen wohl die Nachfahren entscheiden. Jedenfalls reicht mir das auch. Ich müsste mich mal bei Religionen umhören, die kein Jenseits kennen.

    Da hast du völlig recht. Für mich ist die Essenz des Christentum die (Nächsten-)Liebe. Alles andere ist menschengemachtes Machwerk, in erster Linie um zu manipulieren oder Macht ausüben zu können. Viele Religionen haben einen Kern, der einem viel geben kann. Der Budhismus zum Beispiel. Auch hier ist es so, dass da vieles hinzugefügt worden ist, dann finden immer auch Verbindungen mit Traditionen statt. Der Kern ist eine philosophische Aussage. Der Kern ist keine Religion.

    Die Kirchengeschichte ist doch interessant. Weder die Bibel noch der Koran wurden zu Lebzeiten von Jesus respektive Mohammed geschrieben. Nicht mal kurz nach deren Tod. Sondern irgendwann setzte sich ein Kanon durch (genauer: wurde durchgesetzt), andere Aufzeichnungen wurden verworfen. Ich weiss jetzt nicht so viel von J. aus N., aber etwas schräg drauf war der auf jeden Fall auch. Bei mir reicht, wie gesagt, ein Jenseits, dass ich es jenseits finde. ;)

  • 28.10.22, 18:54

     

    Andreas:

     

    Corinne:

    Es tönt momentan blöd, aber ich bin jeden Winter froh, dass ich jederzeit heizen kann. Was ich allerdings nicht tue. Aber die Möglichkeit beruhigt mich und gibt mir Sicherheit. Hätte ich das vor ein, zwei Jahren gesagt, hättest du dich vielleicht gewundert. Naja, heute ist das Thema Heizen im Winter in aller Munde. Deshalb werde ich mir andere Privilegien suchen müssen, über die ich mich von ganzem Herzen freuen kann.

    Ich habe an Orten gelebt ohne Kanalisation. Bei uns spülen wir das Klo mit Trinkwasser. Wenn ich von solchen Orten nach Hause zurückkehre, bin ich eine Weile jedes Mal erstaunt, wenn ich den Hahn öffne. Abgesehen davon, dass das Hahnenwasser erst vor relativ kurzer Zeit erfunden wurde. Vorher ging man an den Brunnen.

    Als Frau bin ich auch sehr dankbar für die relative Freiheit, in der ich in meinem Land lebe. Das war früher nicht so und ist anderswo immer noch (oder wieder) nicht so. Probleme sind relativ relativ.

    Ja. Ich war auch in der Situation, dass ich mir die Exkremente mit der linken Hand vom Hintern entfernt habe, dass ich zum Duschen an einen Brunnen gegangen bin, um mir wasser über den Körper zu schütten. Dass in einer Zweizimmerwohnung eine halbe Stunde am Tag Wasser lief. 10 Menschen, die sich die Wohnung teilten, haben dann aus einer Tonne gelebt, sich mit dem Wasser gewaschen, damit gekocht, damit geputzt.

     

    Für mich sind diese Dinge, über die wir hier schreiben, die wichtigen. Da mag es sein, dass die völlig unbedeutend sind, wenn man sich 100000 Kimometer und 10000 Jahre weg beamt. Das sind Fragen, die mich beschäftigen. Die kann man nicht mit Entertainment abtun. 

    Jein. Denn für mich ist das Leben eine Spielwiese. Andere nennen es ein Geschenk. Wieder andere sind sprachlich vielleicht etwas komisch gewickelt und sprechen von Entertainment. Aber meine Spielwiese und das Entertainment eines anderen sind vielleicht miteinander verwandt. Mit Spielwiese meine ich eben gerade, dass wir enorm viele spannende Dinge in und um uns haben, die einfach so da sind. Das nennst du dann wohl Achtsamkeit und Natur; gekoppelt mit Glück oder Dankbarkeit wäre das dann vielleicht meine Spielwiese und sein Entertainment. Bloss: Ich sprech mit Leuten lieber über anderes als darüber, was sie zu denken haben. Da sind Ch. und C. dann doch verschieden, hoffe ich.

  • 28.10.22, 18:51 - Zuletzt bearbeitet 28.10.22, 18:52.

     

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    Ich würde gerne noch mal was anderes in den Raum stellen. Bei mir kommen einige Beiträge so an, als wäre es ein Luxusproblem, sich die Sinnfrage zu stellen. Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche, und wenn es die Frage nach dem Sinn des Lebens ist. Der arme Mensch, der täglich ums Überleben kämpft, hingegen hat so viel mit sich zu tun, dass er sich die Frage gar nicht stellen kann. Da mag was dran sein. Zusätzlich könnte es aber auch sein, dass diese Menschen sich ihre Erdung nicht durch eine Gesellschaft wie die, in der wir Leben, "versauen". Auf Grund ihrer Lebenssituation haben sie einen "gesunden" Blick auf das Leben. Oder einen ursprünglicheren Blick. Ich weiß nicht, ob deutlich wird was ich meine.

    Was ich wirklich schlimm finde, dass viele Menschen, nämlich die aus dem Song, sich eben nicht die Sinnfrage stellen. Die leben "sinnlos" ihr Leben. Wenn sie denn glücklich wären, dann wäre das ja völlig in Ordnung. Aber die meisten sind es eben nicht. Die wenigsten Menschen, die sich den Luxus erlauben könnten, die Sinnfrage zu stellen, tun dieses. Wer stellt sich also die Sinnfrage? Sicherlich Leute, die etwas in ihrem Leben vermissen. Warum stellt ihr sie euch?

    Ich persönlich bin in der Lage, mein Leben sinnvoll zu gestalten, es zu genießen, interessante Erfahrungen zu machen. Dennoch berührt mich was derzeit in der Welt geschieht. Irgendwie scheinen ja von allen Seiten gleichzeitig die Katastophen auf uns hineinzubrechen..Und ich stelle mir die Frage in welcher Welt meine Kinder leben werden und deren Kinder und deren Kinder... Vielleicht ist das was geschieht aber auch ein Auslöser für eine riesige Transformation hin zu vielleicht etwas "besserem" zumindest aber zu etwas völlig neuem?

    Das seh ich anders. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ähnelt mir zu sehr vielen religiösen Fragestellungen. Und Religion lehne ich kategorisch ab. Ich bin auch etwas geschockt über deine Aussage zu den geerdeten Menschen. So sieht's momentan auf der Welt leider nicht aus. Es sind Kämpfe um's nackte Überleben, verlorene Generationen, Nationen, in denen Kinder sich um Kinder kümmern müssen. Nicht geerdete Menschen. Es gibt nur noch sehr wenige Fleckchen Erde, in denen Menschen fernab von dem leben, was wir kennen. Die Armut, von der ich weiss, gebiert auch nicht nur edle Solidarität, sondern ebenso sinnlose Gewalt. Also, wer bitteschön, sollte geerdet sein?

    So einen Einwand habe ich befürchtet. Ich habe viele Menschen kennen gelernt, die eine solche Lebensfreude ausgestrahlt haben. Die in einfachsten Verhälntissen leben und dennoch glücklich waren. Sicherlich ist es total verkehrt zu sagem arm = glücklich = geerdet. Es ist schwer auszudrücken was ich meine. Aber ich habe das oft erfahren. Auch gibt es ja viele Untersuchungen, über die Kriterien mag man sich streiten, die zeigen, dass die Menschen in den wohlhabenden Ländern unglücklicher sind, als die in nicht so wohlhabenden. Klar, wenn man um sein Überleben wirklich kämpfen muss, im wahrsten Sinn des Wortes, dann sieht es anders aus.

    Naja, wir definieren Glück falsch, das ist alles. Wenn man uns fragt, ob wir glücklich sind, und wir uns dann über's Wetter oder den Chef ärgern oder irgendeine perfekte Beziehung herbeisehnen, bedenken wir nicht, dass aus dem Hahn jederzeit sauberes Wasser fliesst und die Wahrscheinlichkeit, durch eine Mine, Bombe oder Kugel umzukommen, verschwindend klein ist, und so weiter. Wir würden ganz schnell feststellen, welches Glück wir haben, wenn uns auch nur eine der Selbstverständlichkeiten genommen würde. Wie wär's beispielsweise mit einem Willkürstaat? Willkürliche Verhaftungen einer Berufsgruppe, beispielsweise. War vor ein paar Jahren in der Türkei der Fall. Zehntausende Lehrer wurden weggeräumt. Ich nehm's nur als Beispiel, weil die Türkei nicht am Ende der Welt liegt. Von hier aus betrachtet. Vielleicht sind die Menschen, an die du denkst, genügsame Menschen. Ich kenne solche, und es sind welche, die einfach viel arbeiten, ohne Stress, aber auch, ohne gross über Sinnfragen nachzudenken. Ich gesund? Okay, Kinder gesund? Prima. Essen da? Alles in Ordnung. Und fertig. Was du meinst, ist Jammern auf hohem Niveau.

    Bezüglich des ersten Teils deines Posts. Auch das ist Achtsamkeit. Ich versuche mehr und mehr diese zu entwickeln. Beispiel: Wenn ich unter der Dusche stehe, dann gehört dazu das sensorische, das Spüren von warmen Wasser auf meinem Körper. Und dann kann ich aber weiter gehen und mir sagen: Ist es nicht toll, dass jemand Heizungen erfunden hat, die mein Wasser warm machen? Ist es nicht genial, dass es Wasserweke gibt? Kann ich nicht dankbar sein, dass jemand mein Bad installiert hat, dass Leute sich um unsere Infrasturktur kümmern, dass ich nicht zu einem Wasserloch laufen muss, das nicht abkochen muss... Und das könnte man ständig machen, bei allem. Wir müssten eingentlich jede Minute rufen: "Scheiße, was geht es mir gut." Warum empfinden wir das nicht? Weil wir nicht achtsam sind, weil wir nicht bewusst sind. Das hat nichts mir Religion zu tun. Und ist man religiös, wenn man an die Liebe glaubt und sie sich für alle wünscht? Ich gehöre keiner Religion an. Aber interessieren tue ich mich sehr für sie. So wie für Philosophie. 

    Für mich sind die Schattenseiten der Religion zu gross. Die Esoterik operiert dazu noch mit Konstrukten, bei denen man nur scheitern kann oder die schlicht zu komplex und nur was für ausgewählte Experten sind. Und da ist immer auch die Angst. Ohne Angst keine Religion, könnte ich fast sagen. Warum sollte man auch Jesus nachrennen, wenn man genauso gut zu Hause auf der Bank sitzen und in die Sonne blinzeln kann? Weil es ein Fegefeuer, eine Seele und weiss der Geier was noch alles gibt. Das Leben nach dem Tod macht das jetzige auch nicht besser. Wehe, heute mach ich was falsch, dann bin ich morgen eine Kröte. So in der Art. Ich sterb einfach mal, werde dann wohl Asche, falls das zu dem Zeitpunkt gerade passt, aber das müssen wohl die Nachfahren entscheiden. Jedenfalls reicht mir das auch. Ich müsste mich mal bei Religionen umhören, die kein Jenseits kennen.

    Da hast du völlig recht. Für mich ist die Essenz des Christentum die (Nächsten-)Liebe. Alles andere ist menschengemachtes Machwerk, in erster Linie um zu manipulieren oder Macht ausüben zu können. Viele Religionen haben einen Kern, der einem viel geben kann. Der Budhismus zum Beispiel. Auch hier ist es so, dass da vieles hinzugefügt worden ist, dann finden immer auch Verbindungen mit Traditionen statt. Der Kern ist eine philosophische Aussage. Der Kern ist keine Religion.

  • 28.10.22, 18:50

     

    Merry:

    Irgendwie finde ich es sehr passend, wenn manche hier den Songtext sich aneignen wollen und verstehen, dass sie selbst ja genau so denken und sprechen. Merkt man den Beiträgen hier in der Diskussion an.

     

    Daher vielleicht auch etwas dazu, wen den Künstler da in seinem Lied die Worte sprechen lässt. Eine gefundene Info dazu:

     

    "Dendemann nimmt in diesem Song die Rolle eines sorgenlosen Normalbürgers ein, der sich nur um sein eigenes, unmittelbares Wohl kümmert, ohne je Haltung zu zeigen. Er kritisiert dadurch indirekt den Egoismus in einer Wohlstandsgesellschaft."

    Dendemann selbst:

    "Aus mir spricht in dem Track ja der satte Mittelstandsesselfurzer ohne Rückgrat. Der keine Parolen will, genau das dann aber mit erhobenen Fäusten fordert und sich „Keine Parolen!“ am liebsten aufs T-Shirt drucken würde. Und am Ende des Tracks hat der eben diese riesige Sehnsucht nach Veränderung, weiß aber gar nicht so recht, was er sich überhaupt wünschen soll, gesättigt und zufrieden wie er ist. Und naja: Dann ist das Stürzen der Regierung eben die naheliegendste Forderung."

     

    Scheinbar sind auch zahlreiche "Mittelstandsesselfurzer ohne Rückgrat" bei spontacts und philosophieren über (Ihren) Gott und die Welt...

    Danke Dir.

  •  

    Corinne:

    Es tönt momentan blöd, aber ich bin jeden Winter froh, dass ich jederzeit heizen kann. Was ich allerdings nicht tue. Aber die Möglichkeit beruhigt mich und gibt mir Sicherheit. Hätte ich das vor ein, zwei Jahren gesagt, hättest du dich vielleicht gewundert. Naja, heute ist das Thema Heizen im Winter in aller Munde. Deshalb werde ich mir andere Privilegien suchen müssen, über die ich mich von ganzem Herzen freuen kann.

    Ich habe an Orten gelebt ohne Kanalisation. Bei uns spülen wir das Klo mit Trinkwasser. Wenn ich von solchen Orten nach Hause zurückkehre, bin ich eine Weile jedes Mal erstaunt, wenn ich den Hahn öffne. Abgesehen davon, dass das Hahnenwasser erst vor relativ kurzer Zeit erfunden wurde. Vorher ging man an den Brunnen.

    Als Frau bin ich auch sehr dankbar für die relative Freiheit, in der ich in meinem Land lebe. Das war früher nicht so und ist anderswo immer noch (oder wieder) nicht so. Probleme sind relativ relativ.

    Ja. Ich war auch in der Situation, dass ich mir die Exkremente mit der linken Hand vom Hintern entfernt habe, dass ich zum Duschen an einen Brunnen gegangen bin, um mir wasser über den Körper zu schütten. Dass in einer Zweizimmerwohnung eine halbe Stunde am Tag Wasser lief. 10 Menschen, die sich die Wohnung teilten, haben dann aus einer Tonne gelebt, sich mit dem Wasser gewaschen, damit gekocht, damit geputzt.

     

    Für mich sind diese Dinge, über die wir hier schreiben, die wichtigen. Da mag es sein, dass die völlig unbedeutend sind, wenn man sich 100000 Kimometer und 10000 Jahre weg beamt. Das sind Fragen, die mich beschäftigen. Die kann man nicht mit Entertainment abtun. 

  • 28.10.22, 18:47 - Zuletzt bearbeitet 28.10.22, 18:49.

     

    Andreas:

     

    Corinne:

     

    Andreas:

     

    Corinne:

     

    Andreas:

    Ich würde gerne noch mal was anderes in den Raum stellen. Bei mir kommen einige Beiträge so an, als wäre es ein Luxusproblem, sich die Sinnfrage zu stellen. Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche, und wenn es die Frage nach dem Sinn des Lebens ist. Der arme Mensch, der täglich ums Überleben kämpft, hingegen hat so viel mit sich zu tun, dass er sich die Frage gar nicht stellen kann. Da mag was dran sein. Zusätzlich könnte es aber auch sein, dass diese Menschen sich ihre Erdung nicht durch eine Gesellschaft wie die, in der wir Leben, "versauen". Auf Grund ihrer Lebenssituation haben sie einen "gesunden" Blick auf das Leben. Oder einen ursprünglicheren Blick. Ich weiß nicht, ob deutlich wird was ich meine.

    Was ich wirklich schlimm finde, dass viele Menschen, nämlich die aus dem Song, sich eben nicht die Sinnfrage stellen. Die leben "sinnlos" ihr Leben. Wenn sie denn glücklich wären, dann wäre das ja völlig in Ordnung. Aber die meisten sind es eben nicht. Die wenigsten Menschen, die sich den Luxus erlauben könnten, die Sinnfrage zu stellen, tun dieses. Wer stellt sich also die Sinnfrage? Sicherlich Leute, die etwas in ihrem Leben vermissen. Warum stellt ihr sie euch?

    Ich persönlich bin in der Lage, mein Leben sinnvoll zu gestalten, es zu genießen, interessante Erfahrungen zu machen. Dennoch berührt mich was derzeit in der Welt geschieht. Irgendwie scheinen ja von allen Seiten gleichzeitig die Katastophen auf uns hineinzubrechen..Und ich stelle mir die Frage in welcher Welt meine Kinder leben werden und deren Kinder und deren Kinder... Vielleicht ist das was geschieht aber auch ein Auslöser für eine riesige Transformation hin zu vielleicht etwas "besserem" zumindest aber zu etwas völlig neuem?

    Das seh ich anders. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ähnelt mir zu sehr vielen religiösen Fragestellungen. Und Religion lehne ich kategorisch ab. Ich bin auch etwas geschockt über deine Aussage zu den geerdeten Menschen. So sieht's momentan auf der Welt leider nicht aus. Es sind Kämpfe um's nackte Überleben, verlorene Generationen, Nationen, in denen Kinder sich um Kinder kümmern müssen. Nicht geerdete Menschen. Es gibt nur noch sehr wenige Fleckchen Erde, in denen Menschen fernab von dem leben, was wir kennen. Die Armut, von der ich weiss, gebiert auch nicht nur edle Solidarität, sondern ebenso sinnlose Gewalt. Also, wer bitteschön, sollte geerdet sein?

    So einen Einwand habe ich befürchtet. Ich habe viele Menschen kennen gelernt, die eine solche Lebensfreude ausgestrahlt haben. Die in einfachsten Verhälntissen leben und dennoch glücklich waren. Sicherlich ist es total verkehrt zu sagem arm = glücklich = geerdet. Es ist schwer auszudrücken was ich meine. Aber ich habe das oft erfahren. Auch gibt es ja viele Untersuchungen, über die Kriterien mag man sich streiten, die zeigen, dass die Menschen in den wohlhabenden Ländern unglücklicher sind, als die in nicht so wohlhabenden. Klar, wenn man um sein Überleben wirklich kämpfen muss, im wahrsten Sinn des Wortes, dann sieht es anders aus.

    Naja, wir definieren Glück falsch, das ist alles. Wenn man uns fragt, ob wir glücklich sind, und wir uns dann über's Wetter oder den Chef ärgern oder irgendeine perfekte Beziehung herbeisehnen, bedenken wir nicht, dass aus dem Hahn jederzeit sauberes Wasser fliesst und die Wahrscheinlichkeit, durch eine Mine, Bombe oder Kugel umzukommen, verschwindend klein ist, und so weiter. Wir würden ganz schnell feststellen, welches Glück wir haben, wenn uns auch nur eine der Selbstverständlichkeiten genommen würde. Wie wär's beispielsweise mit einem Willkürstaat? Willkürliche Verhaftungen einer Berufsgruppe, beispielsweise. War vor ein paar Jahren in der Türkei der Fall. Zehntausende Lehrer wurden weggeräumt. Ich nehm's nur als Beispiel, weil die Türkei nicht am Ende der Welt liegt. Von hier aus betrachtet. Vielleicht sind die Menschen, an die du denkst, genügsame Menschen. Ich kenne solche, und es sind welche, die einfach viel arbeiten, ohne Stress, aber auch, ohne gross über Sinnfragen nachzudenken. Ich gesund? Okay, Kinder gesund? Prima. Essen da? Alles in Ordnung. Und fertig. Was du meinst, ist Jammern auf hohem Niveau.

    Bezüglich des ersten Teils deines Posts. Auch das ist Achtsamkeit. Ich versuche mehr und mehr diese zu entwickeln. Beispiel: Wenn ich unter der Dusche stehe, dann gehört dazu das sensorische, das Spüren von warmen Wasser auf meinem Körper. Und dann kann ich aber weiter gehen und mir sagen: Ist es nicht toll, dass jemand Heizungen erfunden hat, die mein Wasser warm machen? Ist es nicht genial, dass es Wasserweke gibt? Kann ich nicht dankbar sein, dass jemand mein Bad installiert hat, dass Leute sich um unsere Infrasturktur kümmern, dass ich nicht zu einem Wasserloch laufen muss, das nicht abkochen muss... Und das könnte man ständig machen, bei allem. Wir müssten eingentlich jede Minute rufen: "Scheiße, was geht es mir gut." Warum empfinden wir das nicht? Weil wir nicht achtsam sind, weil wir nicht bewusst sind. Das hat nichts mir Religion zu tun. Und ist man religiös, wenn man an die Liebe glaubt und sie sich für alle wünscht? Ich gehöre keiner Religion an. Aber interessieren tue ich mich sehr für sie. So wie für Philosophie. 

    Für mich sind die Schattenseiten der Religion zu gross. Die Esoterik operiert dazu noch mit Konstrukten, bei denen man nur scheitern kann oder die schlicht zu komplex und nur was für ausgewählte Experten sind. Und da ist immer auch die Angst. Ohne Angst keine Religion, könnte ich fast sagen. Warum sollte man auch Jesus nachrennen, wenn man genauso gut zu Hause auf der Bank sitzen und in die Sonne blinzeln kann? Weil es ein Fegefeuer, eine Seele und weiss der Geier was noch alles gibt. Das Leben nach dem Tod macht das jetzige auch nicht besser. Wehe, heute mach ich was falsch, dann bin ich morgen eine Kröte. So in der Art. Ich hingegen sterbe einfach irgendwann einmal, werde dann wohl Asche, falls das zu dem Zeitpunkt gerade passt, aber das müssen wohl die Nachfahren entscheiden. Jedenfalls reicht mir das auch. Ich müsste mich mal bei Religionen umhören, die kein Jenseits kennen. Übrigens hab ich nicht mal den Anspruch, einfach so aus dem Leben zu scheiden, also quasi im Schlaf. Ich glaub, ich krieg's lieber mit, auch wenn's weh tut.

  • 28.10.22, 18:40 - Zuletzt bearbeitet 28.10.22, 18:41.

    Es tönt momentan blöd, aber ich bin jeden Winter froh, dass ich jederzeit heizen kann. Was ich allerdings nicht tue. Aber die Möglichkeit beruhigt mich und gibt mir Sicherheit. Hätte ich das vor ein, zwei Jahren gesagt, hättest du dich vielleicht gewundert. Naja, heute ist das Thema Heizen im Winter in aller Munde. Deshalb werde ich mir andere Privilegien suchen müssen, über die ich mich von ganzem Herzen freuen kann.

    Ich habe an Orten gelebt ohne Kanalisation. Bei uns spülen wir das Klo mit Trinkwasser. Wenn ich von solchen Orten nach Hause zurückkehre, bin ich eine Weile jedes Mal erstaunt, wenn ich den Hahn öffne. Abgesehen davon, dass das Hahnenwasser erst vor relativ kurzer Zeit erfunden wurde. Vorher ging man an den Brunnen.

    Als Frau bin ich auch sehr dankbar für die relative Freiheit, in der ich in meinem Land lebe. Das war früher nicht so und ist anderswo immer noch (oder wieder) nicht so. Probleme sind relativ relativ.

  • 28.10.22, 18:35 - Zuletzt bearbeitet 28.10.22, 18:36.

     

    Corinne:

     

    Andreas:

     

    Corinne:

     

    Andreas:

    Ich würde gerne noch mal was anderes in den Raum stellen. Bei mir kommen einige Beiträge so an, als wäre es ein Luxusproblem, sich die Sinnfrage zu stellen. Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche, und wenn es die Frage nach dem Sinn des Lebens ist. Der arme Mensch, der täglich ums Überleben kämpft, hingegen hat so viel mit sich zu tun, dass er sich die Frage gar nicht stellen kann. Da mag was dran sein. Zusätzlich könnte es aber auch sein, dass diese Menschen sich ihre Erdung nicht durch eine Gesellschaft wie die, in der wir Leben, "versauen". Auf Grund ihrer Lebenssituation haben sie einen "gesunden" Blick auf das Leben. Oder einen ursprünglicheren Blick. Ich weiß nicht, ob deutlich wird was ich meine.

    Was ich wirklich schlimm finde, dass viele Menschen, nämlich die aus dem Song, sich eben nicht die Sinnfrage stellen. Die leben "sinnlos" ihr Leben. Wenn sie denn glücklich wären, dann wäre das ja völlig in Ordnung. Aber die meisten sind es eben nicht. Die wenigsten Menschen, die sich den Luxus erlauben könnten, die Sinnfrage zu stellen, tun dieses. Wer stellt sich also die Sinnfrage? Sicherlich Leute, die etwas in ihrem Leben vermissen. Warum stellt ihr sie euch?

    Ich persönlich bin in der Lage, mein Leben sinnvoll zu gestalten, es zu genießen, interessante Erfahrungen zu machen. Dennoch berührt mich was derzeit in der Welt geschieht. Irgendwie scheinen ja von allen Seiten gleichzeitig die Katastophen auf uns hineinzubrechen..Und ich stelle mir die Frage in welcher Welt meine Kinder leben werden und deren Kinder und deren Kinder... Vielleicht ist das was geschieht aber auch ein Auslöser für eine riesige Transformation hin zu vielleicht etwas "besserem" zumindest aber zu etwas völlig neuem?

    Das seh ich anders. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ähnelt mir zu sehr vielen religiösen Fragestellungen. Und Religion lehne ich kategorisch ab. Ich bin auch etwas geschockt über deine Aussage zu den geerdeten Menschen. So sieht's momentan auf der Welt leider nicht aus. Es sind Kämpfe um's nackte Überleben, verlorene Generationen, Nationen, in denen Kinder sich um Kinder kümmern müssen. Nicht geerdete Menschen. Es gibt nur noch sehr wenige Fleckchen Erde, in denen Menschen fernab von dem leben, was wir kennen. Die Armut, von der ich weiss, gebiert auch nicht nur edle Solidarität, sondern ebenso sinnlose Gewalt. Also, wer bitteschön, sollte geerdet sein?

    So einen Einwand habe ich befürchtet. Ich habe viele Menschen kennen gelernt, die eine solche Lebensfreude ausgestrahlt haben. Die in einfachsten Verhälntissen leben und dennoch glücklich waren. Sicherlich ist es total verkehrt zu sagem arm = glücklich = geerdet. Es ist schwer auszudrücken was ich meine. Aber ich habe das oft erfahren. Auch gibt es ja viele Untersuchungen, über die Kriterien mag man sich streiten, die zeigen, dass die Menschen in den wohlhabenden Ländern unglücklicher sind, als die in nicht so wohlhabenden. Klar, wenn man um sein Überleben wirklich kämpfen muss, im wahrsten Sinn des Wortes, dann sieht es anders aus.

    Naja, wir definieren Glück falsch, das ist alles. Wenn man uns fragt, ob wir glücklich sind, und wir uns dann über's Wetter oder den Chef ärgern oder irgendeine perfekte Beziehung herbeisehnen, bedenken wir nicht, dass aus dem Hahn jederzeit sauberes Wasser fliesst und die Wahrscheinlichkeit, durch eine Mine, Bombe oder Kugel umzukommen, verschwindend klein ist, und so weiter. Wir würden ganz schnell feststellen, welches Glück wir haben, wenn uns auch nur eine der Selbstverständlichkeiten genommen würde. Wie wär's beispielsweise mit einem Willkürstaat? Willkürliche Verhaftungen einer Berufsgruppe, beispielsweise. War vor ein paar Jahren in der Türkei der Fall. Zehntausende Lehrer wurden weggeräumt. Ich nehm's nur als Beispiel, weil die Türkei nicht am Ende der Welt liegt. Von hier aus betrachtet. Vielleicht sind die Menschen, an die du denkst, genügsame Menschen. Ich kenne solche, und es sind welche, die einfach viel arbeiten, ohne Stress, aber auch, ohne gross über Sinnfragen nachzudenken. Ich gesund? Okay, Kinder gesund? Prima. Essen da? Alles in Ordnung. Und fertig. Was du meinst, ist Jammern auf hohem Niveau.

    Genügsamkeit. Ja, das ist auch ein gutes Wort. Demut ist ja noch ein Wort, dass ich gerne benutze. Aber Genügsamkeit, ja, das gefällt mir auch. Es geht in die gleiche Richtung und doch sagt es etwas anderes aus. Vor allem kann man genügsam sein, ohne viel dafür zu tun. Es ist einfach da. In dem Kontext sicher besser als Erdung. Viel besser.

  • 28.10.22, 18:29 - Zuletzt bearbeitet 28.10.22, 18:32.

     

    Corinne:

     

    Andreas:

     

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    Andreas:

    Ich würde gerne noch mal was anderes in den Raum stellen. Bei mir kommen einige Beiträge so an, als wäre es ein Luxusproblem, sich die Sinnfrage zu stellen. Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche, und wenn es die Frage nach dem Sinn des Lebens ist. Der arme Mensch, der täglich ums Überleben kämpft, hingegen hat so viel mit sich zu tun, dass er sich die Frage gar nicht stellen kann. Da mag was dran sein. Zusätzlich könnte es aber auch sein, dass diese Menschen sich ihre Erdung nicht durch eine Gesellschaft wie die, in der wir Leben, "versauen". Auf Grund ihrer Lebenssituation haben sie einen "gesunden" Blick auf das Leben. Oder einen ursprünglicheren Blick. Ich weiß nicht, ob deutlich wird was ich meine.

    Was ich wirklich schlimm finde, dass viele Menschen, nämlich die aus dem Song, sich eben nicht die Sinnfrage stellen. Die leben "sinnlos" ihr Leben. Wenn sie denn glücklich wären, dann wäre das ja völlig in Ordnung. Aber die meisten sind es eben nicht. Die wenigsten Menschen, die sich den Luxus erlauben könnten, die Sinnfrage zu stellen, tun dieses. Wer stellt sich also die Sinnfrage? Sicherlich Leute, die etwas in ihrem Leben vermissen. Warum stellt ihr sie euch?

    Ich persönlich bin in der Lage, mein Leben sinnvoll zu gestalten, es zu genießen, interessante Erfahrungen zu machen. Dennoch berührt mich was derzeit in der Welt geschieht. Irgendwie scheinen ja von allen Seiten gleichzeitig die Katastophen auf uns hineinzubrechen..Und ich stelle mir die Frage in welcher Welt meine Kinder leben werden und deren Kinder und deren Kinder... Vielleicht ist das was geschieht aber auch ein Auslöser für eine riesige Transformation hin zu vielleicht etwas "besserem" zumindest aber zu etwas völlig neuem?

    Das seh ich anders. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ähnelt mir zu sehr vielen religiösen Fragestellungen. Und Religion lehne ich kategorisch ab. Ich bin auch etwas geschockt über deine Aussage zu den geerdeten Menschen. So sieht's momentan auf der Welt leider nicht aus. Es sind Kämpfe um's nackte Überleben, verlorene Generationen, Nationen, in denen Kinder sich um Kinder kümmern müssen. Nicht geerdete Menschen. Es gibt nur noch sehr wenige Fleckchen Erde, in denen Menschen fernab von dem leben, was wir kennen. Die Armut, von der ich weiss, gebiert auch nicht nur edle Solidarität, sondern ebenso sinnlose Gewalt. Also, wer bitteschön, sollte geerdet sein?

    So einen Einwand habe ich befürchtet. Ich habe viele Menschen kennen gelernt, die eine solche Lebensfreude ausgestrahlt haben. Die in einfachsten Verhälntissen leben und dennoch glücklich waren. Sicherlich ist es total verkehrt zu sagem arm = glücklich = geerdet. Es ist schwer auszudrücken was ich meine. Aber ich habe das oft erfahren. Auch gibt es ja viele Untersuchungen, über die Kriterien mag man sich streiten, die zeigen, dass die Menschen in den wohlhabenden Ländern unglücklicher sind, als die in nicht so wohlhabenden. Klar, wenn man um sein Überleben wirklich kämpfen muss, im wahrsten Sinn des Wortes, dann sieht es anders aus.

    Naja, wir definieren Glück falsch, das ist alles. Wenn man uns fragt, ob wir glücklich sind, und wir uns dann über's Wetter oder den Chef ärgern oder irgendeine perfekte Beziehung herbeisehnen, bedenken wir nicht, dass aus dem Hahn jederzeit sauberes Wasser fliesst und die Wahrscheinlichkeit, durch eine Mine, Bombe oder Kugel umzukommen, verschwindend klein ist, und so weiter. Wir würden ganz schnell feststellen, welches Glück wir haben, wenn uns auch nur eine der Selbstverständlichkeiten genommen würde. Wie wär's beispielsweise mit einem Willkürstaat? Willkürliche Verhaftungen einer Berufsgruppe, beispielsweise. War vor ein paar Jahren in der Türkei der Fall. Zehntausende Lehrer wurden weggeräumt. Ich nehm's nur als Beispiel, weil die Türkei nicht am Ende der Welt liegt. Von hier aus betrachtet. Vielleicht sind die Menschen, an die du denkst, genügsame Menschen. Ich kenne solche, und es sind welche, die einfach viel arbeiten, ohne Stress, aber auch, ohne gross über Sinnfragen nachzudenken. Ich gesund? Okay, Kinder gesund? Prima. Essen da? Alles in Ordnung. Und fertig. Was du meinst, ist Jammern auf hohem Niveau.

    Bezüglich des ersten Teils deines Posts. Auch das ist Achtsamkeit. Ich versuche mehr und mehr diese zu entwickeln. Beispiel: Wenn ich unter der Dusche stehe, dann gehört dazu das sensorische, das Spüren von warmen Wasser auf meinem Körper. Und dann kann ich aber weiter gehen und mir sagen: Ist es nicht toll, dass jemand Heizungen erfunden hat, die mein Wasser warm machen? Ist es nicht genial, dass es Wasserweke gibt? Kann ich nicht dankbar sein, dass jemand mein Bad installiert hat, dass Leute sich um unsere Infrasturktur kümmern, dass ich nicht zu einem Wasserloch laufen muss, das nicht abkochen muss... Und das könnte man ständig machen, bei allem. Wir müssten eingentlich jede Minute rufen: "Scheiße, was geht es mir gut." Warum empfinden wir das nicht? Weil wir nicht achtsam sind, weil wir nicht bewusst sind. Das hat nichts mir Religion zu tun. Und ist man religiös, wenn man an die Liebe glaubt und sie sich für alle wünscht? Ich gehöre keiner Religion an. Aber interessieren tue ich mich sehr für sie. So wie für Philosophie. 

  • 28.10.22, 18:21

     

    Andreas:

     

    Corinne:

     

    Andreas:

    Ich würde gerne noch mal was anderes in den Raum stellen. Bei mir kommen einige Beiträge so an, als wäre es ein Luxusproblem, sich die Sinnfrage zu stellen. Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche, und wenn es die Frage nach dem Sinn des Lebens ist. Der arme Mensch, der täglich ums Überleben kämpft, hingegen hat so viel mit sich zu tun, dass er sich die Frage gar nicht stellen kann. Da mag was dran sein. Zusätzlich könnte es aber auch sein, dass diese Menschen sich ihre Erdung nicht durch eine Gesellschaft wie die, in der wir Leben, "versauen". Auf Grund ihrer Lebenssituation haben sie einen "gesunden" Blick auf das Leben. Oder einen ursprünglicheren Blick. Ich weiß nicht, ob deutlich wird was ich meine.

    Was ich wirklich schlimm finde, dass viele Menschen, nämlich die aus dem Song, sich eben nicht die Sinnfrage stellen. Die leben "sinnlos" ihr Leben. Wenn sie denn glücklich wären, dann wäre das ja völlig in Ordnung. Aber die meisten sind es eben nicht. Die wenigsten Menschen, die sich den Luxus erlauben könnten, die Sinnfrage zu stellen, tun dieses. Wer stellt sich also die Sinnfrage? Sicherlich Leute, die etwas in ihrem Leben vermissen. Warum stellt ihr sie euch?

    Ich persönlich bin in der Lage, mein Leben sinnvoll zu gestalten, es zu genießen, interessante Erfahrungen zu machen. Dennoch berührt mich was derzeit in der Welt geschieht. Irgendwie scheinen ja von allen Seiten gleichzeitig die Katastophen auf uns hineinzubrechen..Und ich stelle mir die Frage in welcher Welt meine Kinder leben werden und deren Kinder und deren Kinder... Vielleicht ist das was geschieht aber auch ein Auslöser für eine riesige Transformation hin zu vielleicht etwas "besserem" zumindest aber zu etwas völlig neuem?

    Das seh ich anders. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ähnelt mir zu sehr vielen religiösen Fragestellungen. Und Religion lehne ich kategorisch ab. Ich bin auch etwas geschockt über deine Aussage zu den geerdeten Menschen. So sieht's momentan auf der Welt leider nicht aus. Es sind Kämpfe um's nackte Überleben, verlorene Generationen, Nationen, in denen Kinder sich um Kinder kümmern müssen. Nicht geerdete Menschen. Es gibt nur noch sehr wenige Fleckchen Erde, in denen Menschen fernab von dem leben, was wir kennen. Die Armut, von der ich weiss, gebiert auch nicht nur edle Solidarität, sondern ebenso sinnlose Gewalt. Also, wer bitteschön, sollte geerdet sein?

    So einen Einwand habe ich befürchtet. Ich habe viele Menschen kennen gelernt, die eine solche Lebensfreude ausgestrahlt haben. Die in einfachsten Verhälntissen leben und dennoch glücklich waren. Sicherlich ist es total verkehrt zu sagem arm = glücklich = geerdet. Es ist schwer auszudrücken was ich meine. Aber ich habe das oft erfahren. Auch gibt es ja viele Untersuchungen, über die Kriterien mag man sich streiten, die zeigen, dass die Menschen in den wohlhabenden Ländern unglücklicher sind, als die in nicht so wohlhabenden. Klar, wenn man um sein Überleben wirklich kämpfen muss, im wahrsten Sinn des Wortes, dann sieht es anders aus.

    Naja, wir definieren Glück falsch, das ist alles. Wenn man uns fragt, ob wir glücklich sind, und wir uns dann über's Wetter oder den Chef ärgern oder irgendeine perfekte Beziehung herbeisehnen, bedenken wir nicht, dass aus dem Hahn jederzeit sauberes Wasser fliesst und die Wahrscheinlichkeit, durch eine Mine, Bombe oder Kugel umzukommen, verschwindend klein ist, und so weiter. Wir würden ganz schnell feststellen, welches Glück wir haben, wenn uns auch nur eine der Selbstverständlichkeiten genommen würde. Wie wär's beispielsweise mit einem Willkürstaat? Willkürliche Verhaftungen einer Berufsgruppe, beispielsweise. War vor ein paar Jahren in der Türkei der Fall. Zehntausende Lehrer wurden weggeräumt. Ich nehm's nur als Beispiel, weil die Türkei nicht am Ende der Welt liegt. Von hier aus betrachtet. Vielleicht sind die Menschen, an die du denkst, genügsame Menschen. Ich kenne solche, und es sind welche, die einfach viel arbeiten, ohne Stress, aber auch, ohne gross über Sinnfragen nachzudenken. Ich gesund? Okay, Kinder gesund? Prima. Essen da? Alles in Ordnung. Und fertig. Was du meinst, ist Jammern auf hohem Niveau.

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    Corinne:

     

    Andreas:

    Ich würde gerne noch mal was anderes in den Raum stellen. Bei mir kommen einige Beiträge so an, als wäre es ein Luxusproblem, sich die Sinnfrage zu stellen. Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche, und wenn es die Frage nach dem Sinn des Lebens ist. Der arme Mensch, der täglich ums Überleben kämpft, hingegen hat so viel mit sich zu tun, dass er sich die Frage gar nicht stellen kann. Da mag was dran sein. Zusätzlich könnte es aber auch sein, dass diese Menschen sich ihre Erdung nicht durch eine Gesellschaft wie die, in der wir Leben, "versauen". Auf Grund ihrer Lebenssituation haben sie einen "gesunden" Blick auf das Leben. Oder einen ursprünglicheren Blick. Ich weiß nicht, ob deutlich wird was ich meine.

    Was ich wirklich schlimm finde, dass viele Menschen, nämlich die aus dem Song, sich eben nicht die Sinnfrage stellen. Die leben "sinnlos" ihr Leben. Wenn sie denn glücklich wären, dann wäre das ja völlig in Ordnung. Aber die meisten sind es eben nicht. Die wenigsten Menschen, die sich den Luxus erlauben könnten, die Sinnfrage zu stellen, tun dieses. Wer stellt sich also die Sinnfrage? Sicherlich Leute, die etwas in ihrem Leben vermissen. Warum stellt ihr sie euch?

    Ich persönlich bin in der Lage, mein Leben sinnvoll zu gestalten, es zu genießen, interessante Erfahrungen zu machen. Dennoch berührt mich was derzeit in der Welt geschieht. Irgendwie scheinen ja von allen Seiten gleichzeitig die Katastophen auf uns hineinzubrechen..Und ich stelle mir die Frage in welcher Welt meine Kinder leben werden und deren Kinder und deren Kinder... Vielleicht ist das was geschieht aber auch ein Auslöser für eine riesige Transformation hin zu vielleicht etwas "besserem" zumindest aber zu etwas völlig neuem?

    Das seh ich anders. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ähnelt mir zu sehr vielen religiösen Fragestellungen. Und Religion lehne ich kategorisch ab. Ich bin auch etwas geschockt über deine Aussage zu den geerdeten Menschen. So sieht's momentan auf der Welt leider nicht aus. Es sind Kämpfe um's nackte Überleben, verlorene Generationen, Nationen, in denen Kinder sich um Kinder kümmern müssen. Nicht geerdete Menschen. Es gibt nur noch sehr wenige Fleckchen Erde, in denen Menschen fernab von dem leben, was wir kennen. Die Armut, von der ich weiss, gebiert auch nicht nur edle Solidarität, sondern ebenso sinnlose Gewalt. Also, wer bitteschön, sollte geerdet sein?

    Ansonsten gebe ich dir Recht. Es ist schlimm was in vielen Teilen der Welt passiert. Und die, die etwas tun könnten tun im besten Fall leider nichts. Meist tragen sie erheblich dazu bei. Obwohl wir alle Moral und Ethik besitzen sollten, die uns steuern.

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