Ich beschäftige mich gerne mit dem Unterbewusstsein und der Spiritualität und möchte es mehr in meinen Alltag einbinden. Allerdings scheint vieles davon immer auf dasselben hinauszulaufen. Das Loslassen und Loslösen vom Ego. Identität spielt keine Rolle und man soll nicht über sich und das Leben nachdenken, beurteilen oder kritisch hinterfragen.
Mit diesen Weisheiten der Spiritualität habe ich meine Probleme. Über nichts nachdenken, nichts wollen, jeder ist einem egal, man hat keine Ziele, kein Zeitgefühl, man ist einfach da und befreit sich von allem. Das ist für mich eher ein Lebensstil für Leute, die jahrelang unter Druck standen und ihren Standards nicht mehr gerecht werden wollen. Sie wollen das alte Leben hinter sich lassen und nur noch im Jetzt sein. Atmen, essen, auf Toilette gehen, meditieren, schlafen. Vielleicht noch ein Spaziergang hier und da. Mehr soll das Leben nicht beinhalten. Keine Pflichten, Aufgaben, Wünsche oder Träume. Auch keine wirklichen Gefühle. Denn sie sind ja auch nur eine Illusion des Egos. Nichts fehlt, aber es ist auch nichts da und darin soll die Erfüllung bestehen. Man identifiziert sich mit nichts, denn das sind alles nur Fassaden und nicht echt. Und mit dieser Einstellung gehen sie dann zu anderen Menschen und verbreiten diese wie eine neue Religion.
Ich würde sagen, dass es für eine gewisse Lebensphase ganz heilsam sein kann, um sich von vergangenem Ballast zu befreien. Aber es macht nicht auf Dauer glücklich. Man ist im Grunde nichts, will nichts und das Leben führt zu nichts. Wie soll das ernsthaft ein Leben mit Sinn füllen?!