Das wichtigste Ziel der Werbungsoffensive besteht darin, den kritischen Verstand der Umworbenen auszuschalten und sie mit sinnlichen Erlebnissen zu verzaubern. Das ist eine sehr machtvolle Strategie, in der Männer zunächst fast immer den Frauen überlegen sind. Sie empfinden sich gern als die Gestalter des Liebesprozesses, während die Frauen meist versteckter vorgehen und den Männern die führende Rolle überlassen. Oft wird dies damit begründet, dass der Mann schon seit der Steinzeit ein Jäger, die Frau die Eroberte sein müsse. Aber eine solche vergangenheitsbezogene, konservative Erklärung klingt verharmlosend und verkennt, dass es hier sehr konkret um Macht geht. Tatsächlich legen die machtbewussten Männer viel Wert darauf, dass sie die Eroberer sind. In über 2/3 aller Partnerschaften unternehmen sie daher den entscheidenden Schritt der Annäherung. Insofern ist von der Emanzipation der Geschlechter in der ersten Liebesphase noch wenig zu spüren. Und so zeigt sich, dass Männer eher schüchterne, mädchenhafte Frauen bevorzugen. Nach einer Umfrage des Inra-Instituts träumt nur ein Drittel aller Männer von einer absolut selbstbewussten Frau. Männer sehen es deshalb als ‚weiblich‘ an, wenn Frauen bei der Anbahnung der Beziehung ein wenig zögern. Und ein solches Zögern ist wichtig, denn noch immer gilt die Erkenntnis von Ovid: „Was man leicht uns gewährt, das nährt nie lange die Liebe.“
