Herzensgeschichte für mehr Menschlichkeit
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Wann hat es eigentlich aufgehört, dass wir uns Geschichten vom wahren Leben erzählen?
Geschichten, die berühren, wo wir Gänsehaut bekommen. Geschichten, die unser Herz wärmen und das des anderen Menschen ebenso?
Ich las erst kürzlich einen Beitrag auf LinkedIn, wo ein junger Mann für eine Mutter im Schwimmbad 2€ zu den Pommes dazu gab, damit sie es sich leisten konnte, sich und ihrem Sohn eine volle Portion zu kaufen, weil sie zu wenig Kleingeld eingesteckt hatte. Darunter in den Kommentaren viele Zusprüche, ähnliche Geschichten und dann ein Kommentar, "wieso er denn nicht einfach nur hilft und dann darüber schweigt".
Das machte was mit mir während ich es las.
Ja es triggerte mich ein klein wenig. <Wieder jemand der wollte, dass man sich klein macht und sich versteckt> war mein erster Gedanke dazu...
Ja, es ist eine berechtigte Frage - in einer Welt, wo das Negative seit jeher mehr Schlagzeilen macht, als alles Positive, was auf der anderen Seite entgegen zu setzen wäre (die Sensationsgier lässt grüßen.)
Dennoch, ist es nicht genauso wichtig, auch mal die guten Taten zur Sprache zu bringen?
Dem HERZEN Ausdruck zu verleihen und es sichtbar zu machen?
Ich finde JAAAA bitte unbedingt!
Es kann ja nur Vorteile bringen und wem schadet es denn?
Wir Menschen können dadurch eine andere Art von Verbundenheit aufbauen - nämlich über die Herzlichkeit, über Menschlichkeit und Nähe - von Herzen und nicht vom Ego.
Leider wagen es viele nicht, darüber zu sprechen.
Nicht, weil es keine guten Taten gäbe, sondern weil wir schon früh gelernt haben, dass man sich damit nicht rühmen darf (Glaubenssatz: "Eigenlob stinkt"), dass man darüber schweigen soll.
Bescheidenheit ist ja sooooo wichtig, haben wir ja alle durch zig Programmierungen und negativen Glaubenssätze eingeimpft bekommen - schon von Klein auf. Schön den Selbstwert untergraben, die Herzensqualitäten am besten ausschalten, unreflektiert funktionieren und brav anpassen.
Mir fällt aber auf, dass ich z. B. genau dadurch zunehmend den positiven Blick auf Mitmenschen verloren hab mittlerweile, auch nach allem Trubel der letzten Jahre.
Ich war wahrscheinlich durch meine eigenen Erfahrungen enttäuscht, verletzt und habe erlebt wie schmerzhaft es ist, wenn man als hochsensibler Herzensmensch anders lebt, als der Mainstream und ausgeschlossen wird.
Wenn man Neid, Gier und Hass erntet, weil man helfen mag. Wenn man abgestempelt wird, weil man sein eigenes Hirn und Herz gemeinsam benützt und nicht allem blind folgt, was vorgegeben ist. Wenn man so lange überall ignoriert wird, bis man fast schon selbst an seiner Existenz zweifelt.
Ich dufte jahrelang erleben, wie einsam es ist, weder gesehen, gehört noch richtig verstanden zu werden und dennoch mitten unter Menschen zu sein.
Und wo sind die, die das kennen und sich auch so fühlen? Die sprechen es eben nicht aus, sie schweigen, erzählen nichts, verstecken sich, weil es einfach nicht gerne gesehen wird.
Weil es heutzutage oft gefährlicher ist, herzlich und authentisch zu sein, denn die optionale emotionale Verletzungsgefahr wiegt schwerer.
Mir ist bewusst, dass es täglich da draußen bestimmt zig Menschen gibt, die mit irgendetwas struggeln. Jeder für sich, in seiner eigenen Welt. Und viele tun dann unbemerkt auch noch zusätzlich was Liebevolles für andere. Auch kleine Taten, wie mal einen fremden Müll in der Natur sammeln und wegwerfen.
Das unendlich Tolle ist aber: Gerade diese Geschichten wärmen das Herz wieder auf.
Sie rühren zu Tränen, haben Kraft, heilen und berühren ganz zart blinde Flecken und trösten verletzte Herzen.
Sie geben die Hoffnung an eine längst vergangen geglaubte menschliche Eigenschaft zurück - die Güte, die Herzlichkeit, das Wohlwollen und die Verbundenheit nach der sich insgeheim so viele Menschen offenbar sehnen (sonst würden wir uns alle auf Social Media nicht so gut in Szene setzen wollen).
Der Wunsch nach Verbundenheit und Herzlichkeit ist da.
Auf Englisch gibt's dafür das passende Wort "kindness" - überraschend passend deshalb, weil das deutsche Wort "Kind" darin zu finden ist, was mich daran erinnert, wie selbstverständlich es als Kind war zu helfen, zu sein, wer man ist, sich zu zeigen. Nämlich genauso WIE man ist.
Mit allen Gefühlen, die gerade im Moment da waren, unbeschwert, frei erzählend und auch gesehen werdend, unbewertet und dennoch geliebt. Verbunden. Fehlerhaft.
Geschichten über derlei Taten bringen auch die intrinsische Motivation zurück, die es mancherorts braucht, um solche Handlungen aus dem Herzen heraus zu entfachen und wem gleich zu tun.
Woher soll man wissen, dass es solche Menschen gibt, und welche Taten passieren, wenn alle darüber aus falscher Scham schweigen? Bitte reden wir darüber.
Nicht, weil sich jemand damit in den Vordergrund drängen möchte oder Lob dafür kassieren will, sondern, weil es einfach verdammt noch mal Freude bereitet Gutes zu tun :-).
Und glaubt mir, wenn man eine Herzens-Tat im Moment vollbringt, reicht einem dies bereits vollkommen aus, um selber vollends im Glück zu schweben, dafür benötigt man nicht noch zusätzlich Applaus. Das Glücksgefühl alleine reicht bereits. Habe ich so oft bereits erlebt.
Zum Beispiel - und Achtung liebe Hater - oder die, die es werden wollen ;-) - ja ich teile jetzt auch schnell was, um was zu verdeutlichen, was ich meine: als ich letztens einer Mutter mal den Einkauf für ihren kleinen Sohn beim Libro übernommen habe, weil ich hörte, wie sie zu ihm sagte, dass er das gewünschte Objekt jetzt nicht haben kann, weil es sich eben nicht noch zusätzlich ausgeht, weil er jetzt schon die Stifte für die Schule braucht....
Es berührte mich. Sogar sehr. Ich konnte einfach nicht anders. Ich spürte in dem Moment den Drang zu helfen, etwas Glück zu teilen, einem Menschen unerwartet Freude zu schenken. Weil es sich auch bei mir gut ausging und ich was zu teilen hatte. Also warum nicht?
Das Gefühl, der ungläubige, aber freudige Blick, die Freude geholfen zu haben. Unbezahlbar.
Kein Lob/Anerkennung der Welt ist dafür nötig. Ich mache öfter mal was Schönes und mir ist es egal, ob es wer erfährt oder auch nicht.
(zudem bekomme ich sowieso unerwartet auch sooo oft etwas zurück, wie zum Beispiel ein Essen, das mir und einer Freundin mal von einem Fremden bezahlt wurde. Wir waren sooo überrascht, verwundert und happy - also dann auch annehmen können ist wichtig - aber das wäre jetzt ein anderer Aufsatz, den ich noch schreiben könnte).
Wieso sollte ich aber mein Herz nicht frei darüber plaudern lassen, wenn es sich übers Geben und Nehmen so sehr freut - wenn es sich mal ergeben sollte?
Wieso die Freude vom Ratio dimmen lassen? Sie einsperren? Wieso ständig klein machen und schweigen?
Wieso sollten wir nicht einfach mehr über Schönes offen kommunizieren?
Die bad-News tun's doch auch täglich in ihrem Genre!
Es gehört ein Gleichgewicht her.
Wenn du mal geholfen hast, Freude am Geben hast/hattest, was Positives in die Welt gesetzt hast, du Freude hattest einen guten Beitrag zu leisten, bitte mach es dir selbst bewusst (selbstbewusst!) und bitte schreibs mir oder in die Kommentare. Erzähle es weiter. Gib den Menschen, die lange schon schweigen ein Zeichen deiner Herzens-Präsenz.
Lass uns ein Momentum kreieren und was Neues kreieren, das uns wieder mehr zusammen bringt. Danke!
