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  • Gedichte von Brecht und Morgenstern

    Diskussion · 25 Beiträge · 7 Gefällt mir · 434 Aufrufe

    Ich liebe die Gedichte von Brecht und von Morgenstern. Geht es noch jemanden so? Insbesondere die Galgenlieder von Morgenstern und die kurzen launigen Gedichte von Brecht, z.B Morgenstern:

     

    Das Mondschaf

    Das Mondschaf steht auf weiter Flur.
    Es harrt und harrt der großen Schur.
    Das Mondschaf.
    Das Mondschaf rupft sich einen Halm
    und geht dann heim auf seine Alm.
    Das Mondschaf.
    Das Mondschaf spricht zu sich im Traum:
    „Ich bin des Weltalls dunkler Raum."
    Das Mondschaf.
    Das Mondschaf liegt am Morgen tot.
    Sein Leib ist weiß, die Sonn ist rot.
    Das Mondschaf.

     

    Oder Brecht (zum Buchstaben B):

     

    Balthasar der Bürstenbinder

    hatte 27 Kinder

    sie banden alle Bürsten

    sie lebten nicht wie Fürsten

     

    Was sind eure Brecht/Morgenstern Lieblingsgedichte? Oder ein bisschen absurde Gedichte von anderen Autor:innen? 

    11.07.24, 09:28

Beiträge

  • Geburtsakt der Philosophie 

    Erschrocken schaut der Heide Schaf mich an,
    als säh's in mir den ersten Menschenmann.
    Sein Blick steckt an; wir stehen wie im Schlaf;
    mir ist, ich säh zum ersten Mal ein Schaf.

     

    von Christian Morgenstern 

     

     

     

  • 04.08.24, 10:43

    Unsichtbar wird die Dummheit

    wenn sie genügend große Ausmaße angenommen hat.
    (Bertolt Brecht)

  • Morgenstern - der Rabe Ralf:

     

    Der Rabe Ralf,

    will will hu hu,

    dem niemand half

    still still du du

    half sich allein 

    am Rabenstein

    will will, still still,

    hu hu.

     

    Die Nebelfrau

    will will hu hu

    nimmts nicht genau

    still still du du

    sie sagt nimm nimm,

    'sis' nicht so schlimm

    will will still still

    hu hu.

     

    Doch als ein Jahr

    will will hu hu

    vergangen war

    still still du du

    da lag im rot

    der Rabe tot.

    Will will still still

    hu hu.

  • 23.07.24, 15:49

    Morgenstern liebte anscheinend das Reimen, der Inhalt war halt da manchmal zweitrangig wie z.B.:

     

    Ein Wiesel saß auf einem Kiesel inmitten Bachgeriesel. 

    Wißt ihr weshalb? 

    Das Mondkalb verriet es mir im Stillen: 

    Das raffinierte Tier tat's um des Reimes willen.

     

    M. hat aber auch Gedichte die ans (oder besser ins) Herz gehen:

     

    Es ist Nacht,
    und mein Herz kommt zu dir,
    hält's nicht aus,
    hält's nicht aus mehr bei mir. 

    Legt sich dir auf die Brust,
    wie ein Stein,
    sinkt hinein,
    zu dem deinen hinein. 

    Dort erst,
    dort erst kommt es zur Ruh,
    liegt am Grund
    seines ewigen Du.

  • Einmal Morgenstern - aus seinen Galgenliedern - aus der Erinnerung:

     

    Sophie, mein Henkersmädel,

    komm küsse mir den Schädel!

    Zwar ist mein Mund

    ein schwarzer Schlund

    doch du bist gut und edel.

     

    Sophie, mein Henkersmädel,

    komm streichle mir den Schädel!

    Zwar ist mein Haupt

    des Haars beraubt,

    doch du bist gut und edel.

     

    Sophie, mein Henkersmädel,

    komm schau mir in den Schädel!

    Die Augen zwar

    sie fraß der Aar -

    doch du bist gut und edel!

  • 22.07.24, 14:38

    Ach weißt Du, ich liebe einfach die Gedichte, die mich ansprechen und zum Lachen oder Weinen bringen, so wie sie sind. Da bin ich sehr befreit von kognitiven Interpretationsanfällen. 
    Das Schöne an Gedichten ist, dass sie unser Unbewusstes ansprechen, das seine eigene, ganz individuelle Logik hat und darum so gut mit Farben umgehen kann, die unser Verstand garnicht kennt:))

    Und in dem Fall les ich dieses Männerproblemgedicht natürlich vor dem Hintergrund meines Frauenlebens und freu mich über die Selbstironie des Mannes und Autors:)) 

  •  

    Katharina:

     

    Nik:

    Kennt ihr Peter Hammerschlag? 1902-1941

     

    Mir ins Stammbuch:

     

    Ich liebe zärtliche Blondinen
    Und läge schrecklich gern auf ihnen.
    Sie weigern sich. - Auch die Brünetten
    Sind gern allein in ihren Betten.
    Die Schwarzen gleichfalls, die ich möchte,
    Versagen mir die kleinsten Rechte.
    Und auf den Bettchen von die Roten
    Steht "Eintritt Hammerschlag verboten".
    Mensch, bleibe was Du bist.
    Onanist!

     

    ;-)

    Danke, hab grade sehr gelacht:)) Aber ganz so schlimm wirds schon nicht sein, in Wirklichkeit:)))

     

    Das Gedicht beschreibt Männer, denen es bei der Partnersuche ausschließlich um Sex geht - ich mein, Hammerschlag "liebt" wahllos alle Frauen, wie man dem Gedicht entnehmen kann. Das Problem dabei ist, dass sie dann auch Partnerinnen brauchen, denen es ausschließlich um Sex geht - das sind nicht so viele - und wenn es um nichts anderes geht, dann zählen halt auch nur Äußerlichkeiten. Ich hab ein Foto von Hammerschlag gesehen, mich wunderts nicht, dass er nicht in die Bettchen von den Brünetten, Schwarzen Roten und Blondinen darf  ;-)

     

    Meine Probleme sind das nicht, aber ich glaub schon, dass das die Lebenssituation von manchen in dem Gedicht beschrieben wird

  • 19.07.24, 20:48

     

    Nik:

    Kennt ihr Peter Hammerschlag? 1902-1941

     

    Mir ins Stammbuch:

     

    Ich liebe zärtliche Blondinen
    Und läge schrecklich gern auf ihnen.
    Sie weigern sich. - Auch die Brünetten
    Sind gern allein in ihren Betten.
    Die Schwarzen gleichfalls, die ich möchte,
    Versagen mir die kleinsten Rechte.
    Und auf den Bettchen von die Roten
    Steht "Eintritt Hammerschlag verboten".
    Mensch, bleibe was Du bist.
    Onanist!

     

    ;-)

    Danke, hab grade sehr gelacht:)) Aber ganz so schlimm wirds schon nicht sein, in Wirklichkeit:)))

  • Kennt ihr Peter Hammerschlag? 1902-1941

     

    Mir ins Stammbuch:

     

    Ich liebe zärtliche Blondinen
    Und läge schrecklich gern auf ihnen.
    Sie weigern sich. - Auch die Brünetten
    Sind gern allein in ihren Betten.
    Die Schwarzen gleichfalls, die ich möchte,
    Versagen mir die kleinsten Rechte.
    Und auf den Bettchen von die Roten
    Steht "Eintritt Hammerschlag verboten".
    Mensch, bleibe was Du bist.
    Onanist!

     

    ;-)

  • Ein Tiergedicht fällt mir noch ein:

     

    Es war einmal ein Pferd

    das war nicht sehr viel wert.

    Zum Pflügen war es zu dumm,

    vor den Wagen gespannt viel es um

    da wurde es Politiker

    nun ist es hoch geehrt.

     

    (wobei ich dazu sagen muss, dass ich denke, dass Politiker klüger sind als angenommen. Der Job ist eigentlich ein Wahnsinn, viel ehrenamtliche Arbeit, nur ganz wenige werden eher am Schluss ihrer Laufbahn wirklich gut bezahlt, und extrem aufreibend) 

  • Noch ein Tiergedicht von Brecht:

     

    Es war einmal Rabe

    ein kluger, alter Knabe.

    Dem sagte ein Kanari der in seinem Käfig sang:

    "von Kunst

    hast du keinen Dunst."

    Da sagte der Rabe ärgerlich:

    "Wenn du nicht singen könntest wärst du so frei wie ich".

  • Brechts Tiergedichte:

     

    Es war einmal ein Adler

    der hatte viele Tadler

    die haben ihn verdächtigt

    und machten ihn herunter

    er könne nicht schwimmen im Teich

    da versuchte er es gleich

    und ging natürlich unter.

    Der Tadel war somit berechtigt. 

  • 15.07.24, 22:40 - Zuletzt bearbeitet 15.07.24, 22:51.

    Wer schwitzt so spät 

    bei Nacht und Wind? 

    Es ist die Mutter

    der Schweiß, er rinnt. 

    Sie hält den Ventilator 

    erschöpft im Arm

    sie fasst ihn sicher

    doch ihr ist immer noch 

    ...warm.  

     

    kein Brecht:)

  • 15.07.24, 21:00

     

    Testaccount:

    Dann noch Eugen Roth mit seinen "Ein Mensch"-Gedichten.

    Postkrobe:

     

    Ein Mensch erblickt das Licht der Welt –
    Doch oft hat sich herausgestellt
    Nach manchem trüb verbrachten Jahr,
    Daß dies der einzige Lichtblick war.

    Ja, genau:))

     

     

    Und dann natürlich Ernst Jandl: 

    ottos mops 

    otto: komm mops komm 

    ottos mops kommt 

    ottos mops kotzt 

    otto: fort mops fort 

    ottos mops hopst fort

     

    Wahrscheinlich nicht ganz komplett aber nach Jahrzehnten immer noch im Gedächtnis....

  • 15.07.24, 20:55

    Ist das traurig...

     

     

     

     

  • 15.07.24, 20:16

    Dann noch Eugen Roth mit seinen "Ein Mensch"-Gedichten.

    Postkrobe:

     

    Ein Mensch erblickt das Licht der Welt –
    Doch oft hat sich herausgestellt
    Nach manchem trüb verbrachten Jahr,
    Daß dies der einzige Lichtblick war.

  • Ein trauriger Buchstabe von Brecht, aber leider aktuell - das Y:

     

    Ypern in Flandern

    1917

    mancher, der den Ort gesehn

    sah nie mehr einen anderen

  • Sehr nettes Gedicht! Ringelnatz hatte ich bisher nicht im Blick, da muss ich wohl einmal hineinlesen!

     

     

    Testaccount:

    Wie stehts mit Ringelnatz?

     

  •  

    Katharina:

    Ja, ich liebe die Gedichte auch: ein Wiesel saß auf einem Kiesel inmitten Bachgeriesel, der Erfinder des August Ullrich Vokal und der Architekten in Afri- od Ameriko mit Zwischenraum hindurchzuschaun. Brechts Gedichte und auch Kurze Geschichten vom Herrn K... Am Schönsten sind sie, wenn sie gut vorgetragen sind. 

     

    Die Geschichten vom Herrn K. mag ich auch sehr gern, die sind so philosophisch. Gut vorgetragen, das ist selten! Brechts Stücke werden ja immer wieder mal gespielt, aber seine Gedichte praktisch nie gelesen - schade eigentlich!

  • 14.07.24, 10:17

    Wie stehts mit Ringelnatz?

     

    Ein Taschenkrebs und ein Känguruh

     

    Ein Taschenkrebs und ein Känguruh,
    Die wollten sich ehelichen.
    Das Standesamt gab es nicht zu,
    Weil beide einander nicht glichen.

     

    Da riefen sie zornig: „Verflucht und verdammt
    Sei dieser Bureaukratismus!“
    Und hingen sich auf vor dem Standesamt
    An einem Türmechanismus.

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