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  • TCM versus TEM

    Diskussion · 2 Beiträge · 90 Aufrufe
    Qrisu aus Liebenau

    Traditionelle  Chinesische  Medizin,  kurz  TCM  genannt,  ist seit etlichen Jahren bei uns ein anerkannter Heil-Standard und inzwischen sehr populär.  Für alle möglichen Wehwehchen und  hartnäckigen Erkrankungen, wo die Schulmedizin zu schwere "Waffen"  auffahren würde,  oder auch nicht mehr weiter weiß,  kommt die TCM zum Zug.
    Doch sie ist  auch bereits ein sehr gutes Geschäft, mit rasant steigenden Erfolgen,  und Gurus hierfür wachsen wie die Schwammerln aus dem Boden . . . .

    Ganz anders jedoch  die  Traditionelle  Europäische  Medizin,  kurz  TEM  genannt,  die kaum bekannt, und überhaupt nicht populär ist. Auch wenn es hierfür inzwischen eine Akademie in Wien gibt.

    Ich persönlich bin mehr der TEM zugeneigt, weil ich ja doch kein Chinese bin und weiß, dass die verschiedenen Völkergruppen in der Welt ihre jeweils eigenen Heil-Traditionen haben und pflegen (Indianer, schwarze Völker, Lateinamerikaner, etc.). Zudem ist die TEM, das behaupte ich mal,  nicht ärmer an Heiltraditionen, Heil-'Werkzeugen',  und deren Anwendungsspektrum.  Deshalb bin ich derzeit, bemüht, mir hierüber Wissen anzueignen.

    • Zur Diskussion möchte ich stellen, warum wir in Österreich so sehr auf die TCM schwören, die in einem ganz anderen Teil der Welt beheimatet ist ?  Kein Chinese würde einfach fremde Traditionen über die eigenen stellen ?
    • Sogar die Schulmedizin erkennt schon, dass zB. bei Frauen und Männern unterschiedliche Therapie-Ansätze indiziert wären.  Warum übernehmen wir dann quasi blind Heiltraditonen einer völlig unterschiedlichen Völkergruppe ?
    • Ist es wirklich nur das profitable Geschäft mit der TCM, welches diese bei uns am Leben erhält, oder gibt es auch nachweisliche Heilerfolge, die  nicht  auf Placebo- / Nocebo-Wirkung beruhen ?
    • Wie weit ist die  TEM  Euch bekannt, bzw.  hattet Ihr bereits zu tun damit, Erfahrungen gesammelt, Phytotherapie,  etc ?
    • Ist vielleicht jemand in der Diskussionsgruppe selbst Anwender(in)  der  TCM  oder  TEM  und möchte hierüber erzählen ?
    Ich freue mich über rege Teilnahme ! 

     

    03.01.15, 14:53

Beiträge

  • 04.01.15, 08:42
    @ Robert
    Ich danke dir für diesen hochqualizierten und wertvollen Diskussionsbeitrag, der mich zu erweitertem Denken anregt . . . .
  • Hallo Qrisu,

    ich möchte zum ersten Diskussionspunkt Stellung nehmen, und mich hier der ersten der beiden Fragen widmen;
    "..., warum wir in Österreich so sehr auf die TCM schwören, die in einem ganz anderen Teil der Welt beheimatet ist ? " 
     
    Sowohl TCM als auch TEM setzen eine universitäre Ausbildung zum Arzt voraus. Daher ist es jetzt nicht so wichtig aus welcher Tradition heraus Heilung passiert. Alle Körper dieser Welt sind gleich! Niemand sollte an seinen Körper Menschen lassen, die nicht gewisse Mindeststandards ärztlicher Ausbildungen absolviert haben.
    Die psychischen und geistigen Dimension spielen bei der Heilung eine Rolle. So führen Lebensanschauungen und Wertewelten (die von Mensch zu Mensch verschieden sind) bei jedem Menschen zu individuellen Überlegungen welche der ihm bekannten Methoden (TCM, TEM,...) er für sich selbst als am geeignetsten empfindet.

    1.
    Wenn TEM vs TCM diskutiert wird, dann spielen die spirituellen und emotionalen Aspekte eine zentrale Rolle. Im Gegensatz zur Schulmedizin sind sowohl bei TEM als auch bei TCM die spirituellen (philosophischen, emotionalen) Lebens- und Weltbilder einzubeziehen.
    TEM bezieht Christliches Gedankengut mit ein. Eine Diskussionsebene in der Ausbildung zum TEM Praktiker betrifft ja auch die Frage: "muss man Christ sein, um mit der TEM erfolgreich zu sein?“ Mit dem Rückzug christlicher Kultur- und Lebenseinstellungen in der Bevölkerung nimmt natürlich auch die Zahl der Interessenten ab. Asien boomt. Asiatische Spiritualität und Philosophien erleben Höhenflüge. Damit steigt auch das Interesse an und die Bekanntheit der TCM.
    2.
    Eine TEM im wissenschaftlichen Kontext und in der Praxis gibt es nur Ansatzweise. Wenn man so will, sie wird TEM gerade erst wieder ausgegraben und neu entdeckt. TEM muss ihre Tradition erst nachweisen! Die TCM hat eine bald 3.000 jährige durchgängig dokumentierte Geschichte.
    3.
    Kann man wirklich von einem TCM Boom sprechen? Tatsächlich wird in Österreich eine verschwindend kleine Minderheit von Patienten nach TCM behandelt. Es gibt höchstens ein Dutzend chinesische Ärzte die dafür in Österreich zugelassen sind. Auch in Österreich wird die chinesische Tradition NICHT über die Österreichische Schulmedizin gestellt. Die Nostrifizierung eines Ärztediploms aus China ist in Österreich unmöglich.

    Was es gibt, das sind Ärzte die sich in Teilbereichen der TCM Ausbilden lassen. Meistens ist das Akkupunktur („Grundlagen und Praxis der Traditionellen Chinesischen Medizin“  www.meduniwien.ac.at/homepage/content/studium-lehre/weiterbildung/universitaetslehrgaenge/tcm/).
    TCM-Angebote gibt es überwiegend von „Kräuter-“ und „Ernährungsexperten“. Diese behandeln aber weder Krankheiten noch dürfen sie „heilen“.
    3.
    Kann man wirklich behaupten, dass Österreich auf TCM schwört?
    Ein TCM-Angebot auf Krankenschein ist nicht erhältlich. Eine Anerkennung als Heil-Standard ist nicht durchgängig. zB. Das Meridiansystem in der TCM ist (in Europa) wissenschaftlich nicht anerkannt. Ich würde es eher „umgedreht“ formulieren: TCM wird nicht mehr abgelehnt und ihre Akzeptanz ist im steigen (mehr aber auch nicht).
    4.
    In einer globalisierten Welt, mit weltweiter Zusammenarbeit und Informationsaustausch ist doch klar, dass sich die Grenzen auflösen, das allgemeine Wissen sich verbreitet und es zu Verschmelzung passender Elemente aus verschiedenen Weltgegenden kommt. Dem stehe ich positiv gegenüber und betrachte das gegenseitige Aufrechnen als veraltetes Prinzip (nostalgische Heimatseligkeit?).

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