Hallo zusammen, was haltet ihr von einer integrativen Beschulung von Kids mit Handicap an Regelschulen? Und wie denkt ihr darüber, wenn es um die Themen Freizeit, Sport oder Ähnliches geht? Freue mich auf eure Meinungen.
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Hallo zusammen, nun möchte ich auch meine Meinung zu diesem Thema mit euch teilen. Dazu möchte ich vorerst sagen, dass ich selbst eine Sehbeeinträchtigumg habe und mir nur noch ein Sehrest von circa 10 % bleibt.
ich selbst wurde ab der ersten bis zur zehnten Klasse an einer speziellen Schule unterrichtet, worüber ich bis heute auch sehr froh und zufrieden bin. Denn ich hatte besonders in der Real Schulzeit Kontakt mit Freundinnen, die ab der weiterführenden Schule integrativ, also auf einer Regelschule unterrichtet worden. Bei den meisten von Ihnen ging das leider auf lange Sicht hin nicht gut… Es mangelte an ausreichend Integrationshelfern und die Lehrer selbst wurden nicht ausreichend geschult, um adäquat mit dem erhöhten Förderbedarf umzugehen. Leider kam es dann teilweise zu einem Schulwechsel wieder auf eine spezielle Schule. Natürlich gibt es dennoch einige Fälle, bei denen es auf einer Regelschule gut funktioniert, aber ich persönlich befürworte nach wie vor die Beschulung an speziellen Schulen, um individuell auf die Einschränkungen und Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können und ihnen somit ein möglichst selbstständiges lernen und Leben zu ermöglichen.
allerdings finde ich die Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen in anderen Bereichen sie Sport, Freizeit, allgemein, Veranstaltungen, Urlaube… Sehr gut und wichtig. Ich selbst nehme diesbezüglich gerne an Veranstaltungen zu diesem Thema, Freizeiten oder einfach verschiedene Aktivitäten Mit unterschiedlichen Leuten Teil, schon alleine um einfach neue Leute kennen zu lernen und trotz meiner Beeinträchtigung tolle Sachen zu erleben.
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Es gibt keine eindeutige Meinung und Lösung.
Vor vier Wochen half ich in einem Sonderkindergarten einen Morgen lang aus: Für 5 Kinder im Kindergartenalter waren wir zu Dritt- alles ausgebildete Fachpersonen- und wir hatten tatsächlich alle Drei den ganzen Morgen lang voll zu tun mit diesen 5 Kindern!! Ich ziehe den Hut vor den Menschen, die tagtäglich dort arbeiten! Das fängt schon mal an damit, dass man in der ganzen Instutition immer wieder verweigerndes Schreien der Kinder hört und Kinder sieht, die davonspringen. Manche Kinder brauchen 1:1 Anleitung für fast alles, viel Strenge, ständig muss man an die Regeln erinnern, und alle brauchen jede Menge Geduld- Kinder wie Erzieher. Ich ging schon heim mit der Frage im Kopf: Wie halten bloss Eltern das jeden Tag durch? - Und was bringt das den Kindern, was lernen sie wirklich... und wäre Integration in einem öffentlichen Kiga nicht doch besser? Dort - im öffentlichen Kindergarten- war ich zig Jahre quasi "daheim", und bei grosser Kinderzahlen war die Integration auch nie voll zufriedenstellend. Sei es körperlich oder geistig oder beides beeinträchtigt. Es ging oft etwas auf Kosten der anderen Kindern- es sei denn das Kind hatte zusätzlich eine 1: 1Betreuung. Klar gibt es auch wertvolle Momente und viel Positives zu berichten. Aber es ist sehr anstrengend... auch mit sehr viel Elan und Freude geführt... es ist streng und kostet mehr Kraft. Und die Lehrer müssen heute schon enorm viel leisten. Und grosse Klassen sind heute die Regel.
Vielleicht sollte man grundsätzlich erst mal mit allen Beteiligten in aller Ehrlichkeit zuerst mal definieren, was ein solches Kind mit Beeinträchtigung überhaupt lernen soll und was möglich ist für seine Zukunft. Und dann erst entscheiden, wie es die Schuljahre verbringen soll. Das Problem dabei ist, dass betroffene Eltern oft noch gar nicht richtig die Schwierigkeiten angenommen und akzeptiert haben und ihr Kind nicht einstufen wollen. Manches braucht eben seine Zeit. Viele Aerzte und Spitäler klären vieles auch sehr spät ab.
In meinen Augen ist eine Sache absolut wichtig und wird viel zu wenig Rechnung getragen: Reizüberflutung.
Für mich ist das auch bei gesunden Kindern DAS Hauptthema überhaupt- im gesamten Schulwesen und in der Gesellschaft. In einer Sonderschule mit viel Lärm oder einer grossen Klasse mit viel Lärm- beides ist oft für solche Kinder zu viel.
Und eigentlich auch bei vielen Kindern sonst.
Ich habe in meinem Beitrag nun von Kindern gesprochen, welche diagnostiziert ADHS haben, oder Entwicklungsverzögerung besitzen oder Richtung Autismus gehen... weniger ausschliesslich nur körperlich behindert.
Und ja, es gibt immer mehr davon. Das sagen alle älteren Lehrpersonen und Schulleiter- also die Personen, welche sozusagen "an der Front sind".
Warum werde ich dann oft gefragt.
Nun...
Zurzeit streiten sie sich ja in den öffentlichen Medien nach den Gründen. Wenigstens wird langsam eingesehen, dass die Zunahme wirklich da ist. Den Hickhack bei nach den Gründen forschen ist mir egal und bringt nichts. Denn wir müssen Sofortmaßnahmen haben ... und da hinkt die Politik ja hinterher.
Ich habe festgestellt, dass bei ADHS die Eltern eigentlich immer antworten, dass mindestens ein Elternteil das auch hat.
Warum sei das früher gegangen und heute nicht mehr, werde ich dann immer gefragt.
Nun...
Ich kann ja auch nur vermuten.
Vermutlich ist es die Summe aller Dinge: Umweltgifte in Nahrung, Luft, Medizinrückstände im Wasser... Genetik... die Verarbeitung der Lebensmittel... Natelstrahlen... Reizüberflutung... hohe Ansprüche der Eltern und Gesellschaft, hohe Lebenskosten ... Stress in Schwangerschaft... mehr ältere Eltern...Eltern müssen mehr arbeiten wegen hohe Lebenskosten... wenig natürliche Spielräume... an Wochenenden immer Programm... Natel, Computerspiele...
viele Kinder wachsen zudem mit zwei Kulturen auf. Heute müssen sie oft sogar drei oder vier Sprachen lernen von Beginn an. Ein neuer Trend setzt sich fest...
Bei uns früher gab es drei Grossanlässe im Dorf: Das Turnfest, der Fasnachtsball, das Theater mit Neujahrskonzert. Mehr nicht. Die Bank hatte den ersten Computer im Dorf. Die Schuhe brachte ich noch zum Schuhmacher. Wir hatten noch das Drehscheibentelefon und den Schwarzweissfernseher mit der Antenne im Estrich. Ich bin aber bald erst 57 Jahre alt. Also nicht soooo alt.
Jetzt überlegt mal, was seither alles geschah!! Und wie anders die heutigen Kinder aufwachsen!! Meine eigenen Kinder sind über 20 Jahre alt. Seither hat sich nicht sooo viel verändert im Vergleich zu heute.
Aber schon damals habe ich bei meinen Kinder auf eines besonders den Fokus gelegt: Sie sollen Zeit haben, um Erlebtes zu verdauen, im Spiel zu verarbeiten und wichtig: Sie sollen sich auch mal langweilen können. Denn dann entsteht so viel Wertvolles. Keine Reizüberflutung. Nicht dauernd Programm.
Ich wünsche so sehr allen Kindern auf dieser Welt diese Möglichkeit und dieses Glück.
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Bei einer Klassenstärke von zumeist mind. 28 SchülerInnen und fehlenden IntegrationshelferInnen gehen Kinder mit Handicaps bzw. Förderbedarf zumeist unter.
Sonderschulen gibt es leider zu wenige, in denen man adäquat diese Kinder aufs Leben vorbereiten könnte. Ziel ist und war ja u. a. immer auch, dass diese Kinder/Jugendlichen im Erwachsenenalter selbstbestimmt leben können.
Mehr dazu unter:
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Hallo Eileen.
Das ist eine schwierige Frage.
Im Unternehmen in welchem ich arbeite führe ich einerseits Teamleiter mit einem Betreuungsauftrag wie auch Mitarbeiter mit Unterstützungsbedarf. Einige davon waren nie im 1.Arbeitsmarkt, andere schon. Die Bandbreite diesbezüglich ist enorm. Ich selber habe erfahren, wie schwierig es ist, all diesen Menschen gerecht zu werden und sie auf dem jeweiligen Niveau ab zuholen.
Ich finde Integration so früh wie möglich wichtig, damit Kinder ohne Beeinträchtigung Kontakt mit Kindern mit Beeinträchtigung haben und der Umgang miteinander als Normalität empfunden werden darf. Allerdings sind es oftmals nicht die Kinder welche nicht damit umgehen können, sondern die Eltern hinter den nicht beeinträchtigten Kinder. Ich denke wenn das Gelingen darf, müssen dafür alle ins Boot geholt werden. Ich glaube dies bezüglich gibt es keinen generellen richtigen Weg, denn es kommt auf so viele Faktoren an. Ich denke es sollte die Möglichkeit geben und jeweils situativ in einer Schule geprüft werden, ob die Gegebenheit und vorallem der Wille die Motivation der jeweiligen Lehrperson vorhanden ist. Glaube hier braucht es in erster Linie schon einmal Vorgaben seitens des Bildungssystem in Form z. B. dass bereits im Pädagogikstudium bereits ein Praktikum über mehrere Wochen in einer Sonderschule Pflicht wird, dass in erster Linie dort gewisse Hemmungen und Vorurteile abgebaut werden können und bereits dort gewisse Skills vermittelt werden. Ich sage nicht das alle angehenden Lehrer/innen voreingenommen sind. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen welche diesbezüglich keinen oder nur am Rande Kontakt mit Menschen mit gewissen Herausforderungen (dieses Wort ist mir lieber) haben, nicht genau wissen, wie sie mit solchen Menschen umgehen sollen. Und zu guter Letzt möchte ich gerne noch sagen, wie sehr ich den Kontakt mit meinen Mitarbeitern schätze.. Insbesondere vorallem die Menschen welche es wirklich im Leben nicht einfach haben und den besten Grund dazu hätten, mies mutig und verbittert zu sein. Das sind sie aber nicht. Es sind die ersten die motiviert und mit einem Lächeln zur Arbeit kommen und sehr grosszügig, hilfsbereit und empathisch unterwegs sind und ich konnte schon so einiges von ihnen lernen und möchte sie nicht missen. Ich würde mir wünschen, dass sie auch nicht nur innerhalb des Betriebs, sondern auch in unserer leistungsorientierter Gesellschaft mehr Anerkennung und Wertschätzung erhalten würden.
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Hallo Eileen, als Mutter einer gesitig behinderten Tochter, inzwischen 36 J., stehe ich dem ambivalent gegenüber. Es kommt halt aufs Handycap an. Solange der Mensch kognitiv und körperlich halbwegs mithalten kann, ist es gut möglich. Bei starken kognitiven Defiziten und / oder extremen körperl. Beeinträchtigungen ist Integration in Kita und Grundschule gut möglich, das hatten wir auch so. Mit Einsetzen der Pubertät wurde es jedoch schwierig. Bei den Mädels gehts um Jungs, Aussehen, Weggehen, da wird der/die Beeinträchtigt schnell Außenseiter, geht oft halt nicht mit auf Partys und so, auch weil sie nicht das Interesse haben. Wir haben dann in den Waldorf Förderschulbereich gewechselt und das war gut. Verschiedene Beeinträchtigungen, aber ein tolles Miteinander und Förderung. Da waren auch die Schwachen mal die Starken, das war toll für die Kinder. Oft wollen wir Eltern ja größtmögliche Normalität, aber : die Kinder sind nun mal anders. Und das zu akzeptieren ist ein langer Weg. Heute besucht meine Tochter eine Waldorf WfB. Ihr gefällt es dort sehr gut. Ihren schulischen Weg im Förderschulbereich würde ich jedem nur empfehlen. Förderschule ist aber nicht gleich Förderschule. Da muss man sich als Eltern gut informieren, muss man aber im Regelschulsystem der weiterführenden Schulen auch.
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Eigentlich ist es ja gut wenn Schulen offen sind für Kinder mit Handycap. Dadurch zeigen sie Toleranz und setzten ein Zeichen für Chancengleichheit. Wichtig ist halt nur, dass die Lehrkräfte dann auch entsprechend geschult sind und eine Unterstützung durch zB integrationskräfte (sogenannte i-kräfte) haben. Allerdings fehlt aber glaube ich oft das Geld, um die Lehrkräfte an Regelschulen ausreichend zu unterstützen? Ok, i-kräfte werden glaube ich von der Krankenkasse gezahlt. Naja, ich kenne mich da nicht so aus. Bzw wenn das Kind eine größere Beeinträchtigung hat, braucht es dann ja eine spezielle Betreuung durch vielleicht eine heilerziehungs Pädagogin? Wenn diese bei dem Kind ist und die andere Lehrerin weiter den regelunterricht führt ist das doch super. Aber wie gesagt, ich kenne mich da nicht so aus. Kann nur zu ADHS was sagen😅 (hat mein Sohn in einer leichten Form.)
Ich finde es schon wichtig, wenn Kinder mit einer Beeinträchtigung und Kinder ohne eine Beeinträchtigung mit einander spielen. Das ist halt auch der Vorteil bei integrativen Schulen. Dort besteht diese Möglichkeit.