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  • Offene Fragerunde: Verstehen wir Autismus besser

    Diskussion · 37 Beiträge · 8 Gefällt mir · 534 Aufrufe


    Mein Name ist Janosch, ich wurde am 28. Mai 1997 geboren und bekam in meiner frühen Kindheit die Diagnose Autismus. In dieser Diskussionsrunde möchte ich eine offene und wertfreie Möglichkeit bieten, Fragen zum Thema Autismus zu stellen.

    Viele Menschen haben Interesse an diesem Thema, wissen aber nicht, wen sie fragen sollen oder haben Hemmungen, direkt auf Autist:innen zuzugehen. Ich möchte hier eine Gelegenheit schaffen, in den Austausch zu kommen.

     

    Meine Antworten basieren auf meinen persönlichen Erfahrungen – denn Autismus ist vielfältig, und jeder Autist ist anders. Ich bin kein Psychologe, sondern teile meine eigenen Erlebnisse und Sichtweisen.

     

    Stellt eure Fragen, und ich beantworte sie so gut wie möglich!

    05.03.25, 11:32

Beiträge

  • 14.03.25, 21:57

     

    Colin:

    maskierst du deinen Autismus bewusst / unbewusst ?

    Maskieren ist eine sehr interessante autistische Eigenschaft. Auf die Frage, ob wir es bewusst oder unbewusst tun, gibt es keine klare Antwort – es ist stark situationsabhängig. Ich selbst maskiere manchmal bewusst, manchmal unbewusst, aber oft kann ich es nicht genau sagen.

    Manchmal weiß ich selbst nicht, ob ich gerade maskiere oder nicht. Dieses Thema wird in der Autismus-Community intensiv diskutiert, und bis heute gibt es keine eindeutige Antwort darauf.

     

  • 14.03.25, 21:53

     

    Colin:

    Gibt es berühmte Menschen mit Autismus, die du als Vorbild betrachten?

     

    z.B.  Elon Musk, Bill Gaites, Anthony Hopkins, Albert Einstein, Greta Thunberg,  Isaac Newton, Charles Darwin, Michelangelo usw.

     

    Ich bin kein Mensch, der wirklich Idole hat. Natürlich gibt es Personen, deren Lebensgeschichten ich interessant finde, aber ich denke, jeder sollte seinen eigenen Weg gehen. Sich in die Fußstapfen anderer zu zwängen, bedeutet oft, sich anzupassen – und das halte ich für schwierig.

    Jeder Mensch kann seinen eigenen Weg wählen und das tun, was ihm Freude bereitet. Ein Vorbild zu haben, kann hilfreich sein, aber manchmal ist das beste Vorbild die Person, die man im Spiegel sieht. Denn niemand kennt dich so gut wie du selbst.

    Es kann auch hilfreich sein, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Es gibt viele Meditationsübungen, die helfen können, das eigene Ich besser kennenzulernen und herauszufinden, was wirklich zu einem passt.

     

     

  • 14.03.25, 21:46

     

    Luzie:

    Erstmal cool, dass du hier diese Fragerunde eröffnet hast und du soo offen bist für dieses Thema. Toll!

    Mich interessiert wie das bei dir in der Schule akzeptiert und erklärt wurde von seiten der Erziehern/Lehrern. Wenn überhaupt..?

    Hattest du guten Anschluss zu den Mitschülern?

    Ist es eine Beleidigung für dich, wenn man von 'moderner Diagnose' oft spricht? Was würdest du dir am liebsten wünschen für die Zukunft?

    liebe grüsse...

     

    Eine sehr interessante Frage! Ich muss zugeben, dass ich es anfangs in der Schulzeit schwer hatte, Freunde zu finden. Das lag aber weniger daran, dass meine Lehrer meinen Autismus falsch betont haben – ich war in einer Sonderschule, wo jeder auf seine Weise speziell war. Vielmehr hatte ich einfach andere Interessen als meine Mitschüler und fand deshalb schwer Zugang zu ihnen.

    Mit der Zeit, etwa ab der Mittelstufe, wurde es besser, und ich konnte viele Freundschaften aufbauen. Kommunikation war für mich nie ein Problem, aber laute Räume haben mich gestört – wenn es in der Schule sehr laut war, fiel es mir schwer, mich wohlzufühlen.

    In meiner Sonderschule wurde Autismus nicht besonders hervorgehoben, da alle Schüler irgendeine Besonderheit oder Herausforderung hatten. Dadurch gab es auch kaum Ausgrenzung. Ich denke, man sollte jedes Kind individuell fragen, ob es möchte, dass seine Mitschüler von seiner Diagnose erfahren oder nicht.

    Mein Wunsch wäre, dass Menschen aufhören, in starren Kategorien von Diagnosen zu denken. Jeder Autist ist unterschiedlich – genau wie jeder Mensch. Oft wird vergessen, dass wir Autisten auch einfach nur Menschen sind.

  • 14.03.25, 21:39 - Zuletzt bearbeitet 14.03.25, 21:47.

     

    Fritz:

    Kannst du das Leiden der Menschen mit autismus beschreiben? Woran und wie leiden sie, also aus ihrer eigenen sicht? wie sehen sie die welt, beängstigend, motivierend oder leer? Was ist ein guter tag für einen autisten? was ist schlimm für ihn? wie ist es mit Sexualität, Partnerschaft, freunden?

     

    Die erste Frage ist schwierig zu beantworten, da Autisten die Welt sehr unterschiedlich wahrnehmen und verschieden denken. Bei mir persönlich ist Kommunikation kein Problem – ich spreche gerne mit Menschen, tausche mich mündlich oder telefonisch aus. Schwierigkeiten habe ich eher in überfüllten Räumen, etwa in einem vollen Tram. Das ist für mich belastender als der direkte Austausch mit Menschen.

     

    Zur zweiten Frage bezüglich Sexualität: Auch das ist individuell verschieden. Ich glaube nicht, dass meine Sexualität sich stark von der eines Nicht-Autisten unterscheidet. Meine Vorlieben und Gefühle sind im Grunde die gleichen. Natürlich habe ich einige spezielle Interessen, z. B. eine besondere Vorliebe für schöne Stimmen. Aber das ist nichts, was Autisten generell von anderen Menschen unterscheidet. Auch viele meiner autistischen Freunde haben keine anderen sexuellen Vorlieben als neurotypische Menschen.

     

  • 14.03.25, 21:33

    Vielen Dank an alle, die hier kommentiert haben! Ich bin überrascht, wie viele sich beteiligt haben. Leider war ich wegen der Arbeit im Stress und konnte bisher nicht alles lesen.

    Da es viele unterschiedliche Antworten gibt, werde ich nun nach und nach einzelne Fragen aufgreifen, sie unter einer Überschrift zusammenfassen und beantworten. Falls es dazu weitere Fragen gibt, schaue ich sie mir gerne an. Sollte das Ganze noch weiter wachsen, überlege ich, ob ein Discord-Channel oder ein gemeinsames Meeting sinnvoll wäre, um die Themen mündlich zu besprechen.

  • 14.03.25, 21:29 - Zuletzt bearbeitet 14.03.25, 21:49.

     

    Fritz:

    Kennst du das Buch "Ich will kein inmich mehr sein" von Birger Sellin?

     

    Nein kenne ich nicht, klingt sehr spannend.

  • 07.03.25, 06:36

     

    Fritz:

    Kannst du das Leiden der Menschen mit autismus beschreiben? Woran und wie leiden sie, also aus ihrer eigenen sicht? wie sehen sie die welt, beängstigend, motivierend oder leer? Was ist ein guter tag für einen autisten? was ist schlimm für ihn? wie ist es mit Sexualität, Partnerschaft, freunden?


    Bei einer meiner Töchter (17) wurde vor Kurzem Autismus diagnostiziert, deshalb versuche ich auch, das zu verstehen.

     

    https://www.youtube.com/watch?v=DQtbPBkU4mA


     

    https://www.youtube.com/watch?v=NzmOlJ0ADUg&list=PL-ILYwFTteVvgz6FYF4hgTHVPnWZXnQVC&index=1&pp=iAQB

  • 06.03.25, 13:28

    Da ich auch seit Kindheit Autismus habe, ist für mich mein Lebensalltag sehr schwer geworden. Therapie ist noch geplant und ich bin gespannt, ob man mich besser versteht. Auch ich habe mit ständigem Lärm zu kämpfen und wünsche mir manchmal taub zu sein. Ich bin generell sehr zurückhaltend und Rede kaum. In grossen Menschenmengen gehe ich natürlich unter. Ich suche zwar Kontakt zu anderen Menschen, aber fühle mich immer unsicher etwas zu sagen. Da ich mich unsicher fühle. Dadurch das ich so vieles negatives erlebt habe ist das vertrauen zu anderen Personen kapputt gegangen. Auf der anderen Seite hasse ich mein leben und ziehe mich zurück, aber ich versuche jetzt nach und nach etwas zu aendern das es besser wird. Am Ende habe ich wieder kraft und starte wieder neu ins leben zurück. Ich denke, das meine Krankheit nicht die Strafe dafür sein soll. Ein schönes leben mit einem Partner zu führen und zu leben. Der mir natürlich auch noch fehlt. Auch ein Autist kann die Liebesbeziehung so geniessen wie andere Liebespaare. Intimer will ich jetzt nicht gehen. Meine Lebenserfahrung hat mir in den letzten Jahren gezeigt, das man mich schon oefters in die geschlossene stecken wollte, wegen der Wutanfälle die gehabt hatte. Mit dem Druck und den zwängen konnte ich nicht umgehen. Musste Demütigungen und Beleidigungen ertragen. Natürlich wurde ich für alles bestraft und das alles hat dazu beizutragen das ich zu nichts mehr fähig bin. Kann sein das ich mich irgendwie minderwertig fühle, da ich jetzt so leben muss wie es gerade ist. Aber ich habe Ideen im Kopf und die werde ich umsetzen, aber ich brauche noch etwas Zeit um von vorne zu beginnen...

  • 05.03.25, 23:42

    Gibt es berühmte Menschen mit Autismus, die du als Vorbild betrachten?

     

    z.B.  Elon Musk, Bill Gaites, Anthony Hopkins, Albert Einstein, Greta Thunberg,  Isaac Newton, Charles Darwin, Michelangelo usw.

  • 05.03.25, 23:35 - Zuletzt bearbeitet 05.03.25, 23:35.

    welche Vorteile hat dein Autismus (z. B. höhere Intelligenz, größere Detailgenauigkeit usw.)

  • 05.03.25, 23:31

    maskierst du deinen Autismus bewusst / unbewusst ?

  • 05.03.25, 23:21 - Zuletzt bearbeitet 05.03.25, 23:31.

    Welche Auswirkungen von Autismus erlebst du, mit denen Menschen ohne Autismus normalerweise keine Probleme haben?

    z.B. Geräusche, Lichter, Gerüche, kleine Änderungen in der Routine usw.

  • 05.03.25, 23:14

    Welche Veränderungen hast du in deinem Leben vorgenommen, die es einfacher gemacht haben, mit Autismus zu leben?

  • 05.03.25, 20:15

    Super toll beschrieben, hab keine Fragen. 

     

  • 05.03.25, 16:02

    Erstmal cool, dass du hier diese Fragerunde eröffnet hast und du soo offen bist für dieses Thema. Toll!

    Mich interessiert wie das bei dir in der Schule akzeptiert und erklärt wurde von seiten der Erziehern/Lehrern. Wenn überhaupt..?

    Hattest du guten Anschluss zu den Mitschülern?

    Ist es eine Beleidigung für dich, wenn man von 'moderner Diagnose' oft spricht? Was würdest du dir am liebsten wünschen für die Zukunft?

    liebe grüsse...

  • Kannst du das Leiden der Menschen mit autismus beschreiben? Woran und wie leiden sie, also aus ihrer eigenen sicht? wie sehen sie die welt, beängstigend, motivierend oder leer? Was ist ein guter tag für einen autisten? was ist schlimm für ihn? wie ist es mit Sexualität, Partnerschaft, freunden?

  • Kennst du das Buch "Ich will kein inmich mehr sein" von Birger Sellin?

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